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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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genommen hatte, alle nötigen Angaben zu einem bestimmten Bild schriftlich festzuhalten während draußen Granaten einschlugen. »Ich arbeite schon lange mit diesem Mann zusammen«, erklärte er, »und ich kann Ihnen eines sagen: Im Vergleich zu George Stout sind wir alle Amateure.«
    Einige Stunden später fiel der Strom aus, und in der Mine wurde es dunkel. Wieder einmal. Hancock schaltete seine Taschenlampe ein. Ihr Lichtstrahl huschte über Bücher, Gold, Gemälde und Truhen, und dann tauchte so unvermutet das Gesicht von George Stout auf, dass Hancock zusammenzuckte.
    »Ich schicke Kovalyak«, sagte Hancock. Bei einem Stromausfall schickte Stout immer Oberleutnant Kovalyak zum örtlichen Bürgermeister, der diesen dazu bewegen sollte, seine Generatoren anzuwerfen, obwohl Kovalyak einer der wenigen hier eingesetzten Offiziere war, die kein einziges Wort Deutsch sprachen. Es war eine mühevolle Tätigkeit, bei der eher Gewandtheit als Durchsetzungsvermögen gefordert war, doch nach seinen vielen Jahren in der Infanterie kannte Kovalyak alle Tricks, die man anwenden konnte, um mit lokalen Machtspielchen, wirklichkeitsfernen Vorschriften und störrischen Behörden zurechtzukommen. Hancock hatte den Eindruck, dass er sich schon öfter am Rande der Legalität bewegt hatte, manchmal, weil es ihm Spaß bereitete, meistens aber, um eine Aufgabe korrekt zu erledigen.
    Kurze Zeit später war Hancock wieder allein in der Dunkelheit und wie stets, wenn er niedergeschlagen war, dachte er an zu Hause. Alles erschien ihm jetzt so nahe – das neue Haus, die Rückkehr zu seiner Bildhauerei, Saimas Umarmungen –, zugleich aber war es ihm noch nie entfernter vorgekommen. Er befand sich in einem Loch in der Erde, in einem Wald in Deutschland im Dunkeln. Sogar das Tageslicht schien weit weg zu sein. Zum Teufel mit dem sparsamen Umgang mit den Batterien. Er schaltete seine Taschenlampe wieder ein, zog eine Kiste in die Mitte des Raumes und schrieb, die Holzrückwand eines 400 Jahre alten Cranach-Gemäldes als Tisch verwendend, einen Brief an Saima. 280
    Meine liebste Saima,
    Du kannst dir nicht vorstellen, unter welch abenteuerlichen Bedingungen ich diesen Brief niederschreibe. Ich kann es Dir jetzt nicht mitteilen, aber ich möchte Dir ein paar Zeilen zukommen lassen von einem der unglaublichsten Orte. ... George Stout unterstützt mich hier – und durch den raschen Zusammenbruch der Deutschen haben wir so viel zu tun bekommen, dass an Briefeschreiben nicht mehr zu denken war. ... Mehr kann ich Dir jetzt nicht sagen – außer dass ich Dich mehr liebe, als ich jemals zum Ausdruck bringen kann –, aber das ist ja nichts Neues. Bald werde ich wieder in einem Raum mit einem Bett und einem Tisch sein, und dann kann ich Dir ausführlicher schreiben.
    Dein Dir in Treue ergebener
Walker
    Die Verpackungsarbeiten begannen am 4. Mai, wurden aber gleich wieder durch einen längeren Stromausfall unterbrochen. Kovalyak fuhr zum Bürgermeister der nächstgelegenen deutschen Stadt, und das 305. Combat Engineer Bataillon beförderte einen Notstromgenerator 550 Meter tief in die Erde hinab. Die französischen Arbeiter, die ehemaligen Zwangsarbeiter, stahlen sich indes still und heimlich durch Nebengänge davon, und zwar zunehmend häufiger. Hancock holte seine Taschenlampe heraus, nutzte diesmal Feldmarschall von Hindenburgs Sarg als Tisch und schrieb an Saima, es seien »Tage voller Heimweh«, obwohl seine Arbeit sehr aufregend sei. 281 Er liebte die Gesellschaft verwandter Seelen, seien es Soldaten im Feld oder Freunde daheim im Wohnzimmer in Massachusetts, und dass er nun seit Monaten ganz allein war und nicht einmal ein Assistent ihm Gesellschaft leistete, setzte ihm zu. »George Stout ist hier, um mir die dringend benötigte Aufmunterung zu verschaffen«, schrieb er. »Er ist wirklich ein Freund in der Not.« 282
    Am 5. Mai wurden die Verpackungsarbeiter in zwei Schichten eingeteilt; die erste arbeitete von 8 Uhr bis 16 Uhr, die zweite
    von 16 Uhr bis 22 Uhr. Wer hier arbeitete, durfte nicht unter Klaustrophobie leiden, denn durch die Männer und das Verpackungsmaterial wurde es sehr eng im Schacht in den Gängen. Am Ende des nächsten Tages waren die meisten Objekte abgepolstert eingepackt und wasserdicht gemacht worden, dann wurden sie in den Aufzug geladen, der sie langsam nach oben beförderte, wo sie in einem Schuppen neu aufgestapelt wurden – und wo Steve Kovalyak die sorgfältige Planung und auch seine akkurat zurechtgelegten

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