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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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wäre es nicht möglich gewesen, diese Ladung gestohlener Gemälde in der Vielzahl von Frachtzügen, die nach Deutschland gingen, ausfindig zu machen.« 154
    Sie zog an ihrer Zigarette und starrte hinaus auf die verschneite Straße. Sie wollte Anerkennung für die Arbeit, die sie geleistet hatte. Das Schicksal hatte sie vielleicht zur richtigen Zeit an den richtigen Platz gestellt, und sie hatte die Chance ergriffen. Andere waren geflohen oder hatten sich verkrochen, manche waren sogar zu den Nazis übergelaufen. Sie hatte ihr Leben für ihre Grundsätze und ihr Heimatland riskiert. Es war ihr dabei nicht um persönlichen Ruhm gegangen. Niemals. Sie hatte die Kunst geschützt. Sie war aufgestanden für etwas, das sie für richtig befunden hatte. Und am besten für die Kunst war es, das wusste sie, wenn man die Bürokratie und die kleinkarierten Auseinandersetzungen in der französischen Regierung umging und sich direkt an James Rorimer hielt. Für etwas anderes war schlicht keine Zeit. Das amerikanische Militär würde als Erstes die von den Nazis angelegten Kunstdepots in Deutschland und Österreich erreichen. Rorimer war der Einzige, dem sie vertrauen konnte. Und auch Jaujard vertraute ihm. Sie war sicher, dass Jaujard wollte, dass sie zu Rorimer ging, auch wenn er es nicht aussprach.
    Sie ging weiter. Einige Minuten später stand sie vor der Wohnung des Amerikaners. Wegen der nächtlichen Stromausfälle, die in Paris nach wie vor auftraten, wurde der Raum durch Kerzen beleuchtet. Im Kamin loderte ein kleines Feuer, und es war warm in der Wohnung. Rorimer nahm ihr den Mantel ab und bat sie, sich zu setzen. Das war eine ganz andere Welt als die in der Eiseskälte an den Frontlinien, aber dennoch eng damit verbunden. Manchmal erfolgen die entscheidenden Weichenstellungen einer Mission in einem kleinen Hinterzimmer bei einem Glas Champagner.
    Später sollte Rorimer schreiben, dass dieses Treffen an Weihnachten ein Wendepunkt gewesen sei. Und für ihn war es das wohl wirklich, denn zum ersten Mal gab ihm Rose Valland einen Hinweis auf Umfang und Bandbreite ihrer Informationen: Sie wusste praktisch alles, was die richtige Person brauchte, um das geraubte kulturelle Erbe Frankreichs wiederzubeschaffen.
    Aber für Valland war das, was an diesem Abend geschah, nur eine weitere Bestätigung dafür, dass James Rorimer der Mann war, an den sie sich halten musste. Sein Vertrauen, sein Verständnis, sein Respekt und seine Intelligenz, aber auch seine Entschlossenheit und seine Durchsetzungskraft waren wie stets deutlich erkennbar. Es würde ihm wohl schwerfallen, zu verstehen welche Opfer sie gebracht hatte, erkannte sie betrübt, aber das war eine bedeutungslose persönliche Überlegung. Sie sah, dass er etwas viel Wichtigeres mit ihr teilte: ihre Zielstrebigkeit. Wie Valland glaubte auch Rorimer, dass sein Schicksal mit jenen Informationen verbunden war, über die sie verfügte.
    »Bitte geben Sie mir die Informationen«, sagte Rorimer. »Weihen Sie mich ein in Ihr Wissen.«
    Sie wusste, sie würde es tun. Natürlich hatte sie Jacques Jaujard ihre Berichte und ihre hastigen Notizen gegeben, denn das war ihre Pflicht gewesen. Aber sie war misstrauisch gegen die Bürokratie, denn eine einzige unachtsame oder eigensinnige Person irgendwo in der Befehlskette konnte den Informationsfluss unterbrechen. Und genau das geschah schließlich auch. Mehrere Monate später, lange nach dem Ende des Krieges, wurden Fotos, die Valland an SHAEF übergeben hatte, in einem Aktenschrank in irgendeinem entlegenen Büro zwischen anderen »nutzlosen« Dokumenten gefunden.
    Zum Glück hatte sie eine weitere Kopie der Dokumente für Rorimer zurückbehalten. Aber sie gab sie ihm nicht, zumindest noch nicht im Dezember 1944. Sie stellte dafür mehr als eine Bedingung. Sie wollte nicht, dass Rorimer ihre Informationen an irgendjemand anderen weitergab. Sie kannte die anderen tüchtigen Männer nicht, die für die MFAA bereits an den Fronten im Einsatz waren: Stout, Hancock, Posey, Balfour. Aber selbst wenn – es hätte für sie keine Rolle gespielt. Valland wollte nicht, dass Rorimer Informationen weitergab; sie wollte, dass er selbst sie verwendete. Und das bedeutete, dass er an die Front musste.
    Das hatte sie ihm seit Monaten angedeutet, und jetzt versuchte sie es abermals. »Sie vergeuden hier Ihre Zeit, James. Männer wie Sie brauchen wir in Deutschland, nicht in Paris.«
    »Ihre Informationen«, erwiderte er.
    Sie wusste, er würde an die Front

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