Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Und wie.«
    »Ich begreife noch immer nicht, warum es ausgerechnet dir passiert, Jon. Du gibst nicht vor, ein Medium zu sein, und du bist auch keins - abgesehen von diesen wenigen Zwischenfällen. Dich interessiert nicht einmal das Thema - ganz im Gegenteil. Du meidest es, du meidest alles Übernatürliche; es ist tabu für dich.«
    »Wir haben schon so oft darüber geredet, was damals passiert ist.«
    »Das meine ich nicht. Ich spreche ganz allgemein von allem Okkulten, vom Übernatürlichen - all die Dinge, über die man heute doch eigentlich ganz offen spricht. Aber du schreckst immer davor zurück, immer. Wenn ich zufällig mal das Thema Spiritismus oder Geister oder Vampire ankratze, dann gehst du sofort auf Abwehr.«
    »Das ist doch alles Kinderkram.«
    »Siehst du - du tust es in Bausch und Bogen ab. Fast,
    als hättest du Angst, darüber zu reden.«
    »Unsinn!«
    »Wirklich? Jon, warum hast du mir noch nie etwas von deinen Eltern erzählt? Ich meine, noch nie richtig?«
    »Was für eine Frage!«
    »Gib mir eine Antwort darauf.«
    »Sie sind beide tot, das weißt du.«
    »Ja, aber warum sprichst du nie von ihnen?«
    »An meine Mutter kann ich mich kaum erinnern. Sie ist gestorben, als ich noch sehr jung war.«
    »Du warst sieben Jahre alt, und sie ist an Krebs gestorben. Wie war's mit deinem Vater? Warum sprichst du nie von ihm?«
    Childes' Lippen preßten sich aufeinander. »Amy, dieser Tag hat mir gereicht, wirklich - auch ohne deine Inquisitionsbemühungen. Worauf willst du hinaus? Glaubst du, ich bin der siebte Sohn eines siebten Sohnes, so eine Art Mystiker? Das ist doch lächerlich, und du weißt es.«
    »Natürlich! Verflixt, ich versuche doch nur, dich dazu zu bringen, daß du dich öffnest, dich ein bißchen tiefer erforschst. Seit ich dich kenne, habe ich das Gefühl, daß du etwas zurückhältst, nicht nur vor mir, sondern - und das ist noch wichtiger - vor dir selbst!« Amy war ärgerlich, und es war seine blinde Hartnäckigkeit, die dieses Gefühl anstachelte. Sie konnte es in seinen Augen lesen, daß sie einen bloßliegenden Nerv getroffen hatte, daß sie mit ihrer Äußerung genau ins Schwarze getroffen hatte.
    »Schon gut. Okay. Du bist ganz darauf versessen, also werde ich es dir erzählen. Mein Vater war ein vernünftiger, pragmatischer Mann, der 26 Jahre lang als Lohnbuchhalter für die gleiche Firma gearbeitet hat, der in seiner Freizeit als Laienprediger...«
    »Das hast du mir schon erzählt.«
    »... als Laienprediger tätig war und schließlich als Alkoholiker gestorben ist.«
    Sie zuckte zusammen, aber die Wut schwelte noch immer. »Da ist mehr. Ich weiß, daß da noch mehr ist!«
    »Um Gottes willen, Amy, was willst du denn noch von mir hören?«
    »Nur die Wahrheit.«
    »Meine Vergangenheit hat nichts damit zu tun, was jetzt geschieht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er haßte alles, was mit Mystik oder dem Übernatürlichen zu tun hatte. Nach dem Tod meiner Mutter... hat er ihren Namen nie wieder erwähnt. Ich durfte nicht einmal ihr Grab besuchen.«
    »Und er war Laienprediger?« stieß sie ungläubig hervor.
    »Er war ein Trunkenbold. Er ist an seiner eigenen Kotze erstickt - da war ich siebzehn. Und weißt du was? Ich war erleichtert. Ich war froh, daß ich ihn los war! Wie gefällt dir das? Und was denkst du jetzt von mir?«
    Sie richtete sich auf und legte ihm die Arme um die Schultern. Sie spürte, wie er sich versteifte, wie er sich freizumachen versuchte, aber sie hielt ihn fest. Allmählich schien die Spannung von ihm zu weichen.
    »Du verschüttest meinen Drink«, stellte er ganz ruhig fest. Amy hielt ihn nur noch ausdrücklicher, bis er »He!« ausrief.
    Sie ließ ihn los, setzte sich neben ihn und rückte ein wenig von ihm ab, so daß sie sein Gesicht betrachten konnte. »Dieses Schuldgefühl - du schleppst es schon eine ganze Weile mit dir herum, nicht wahr? - Du konntest es mir nicht sagen. Hast du denn nicht gewußt, daß das zwischen uns überhaupt nichts ändern kann?«
    »Amy, ich will dir was sagen. Ich fühlte mich absolut nicht schuldig. Traurig vielleicht, aber nicht schuldig. Mein Vater hat sich selbst umgebracht.«
    »Er vermißte deine Mutter.«
    »Ja, möglich. Aber er hatte auch die Pflicht, sich um seinen Sohn zu kümmern. Das hat er zwar bis zu einem gewissen Grad auch getan, aber es gibt Dinge, die ich ihm nie verzeihen könnte.«
    »War er... brutal?«
    »Nicht nach seinen Begriffen.«
    »Er hat dich geschlagen.«
    Ein Schatten huschte über

Weitere Kostenlose Bücher