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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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ein. Ein älterer Herr,
der neben mir stand, pupste und ich musste mich schwer
zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Ich kicherte in mich
hinein und dachte, ich hätte es überstanden, doch als hinter mir
eine alte Frau (ich schätzte sie auf ca. 100) beim Hinsetzen ihren
Stuhl verfehlte, zwischen die Sitzreihen krachte, und wie ein
dicker Käfer Beine strampelnd auf dem Rücken lag, konnte ich
nicht mehr an mich halten. Ich lachte laut los, und obwohl mich
der Pfarrer, einschließlich meiner Eltern, strafend anblickte,
konnte ich nicht aufhören. Ich wusste, dass sich das nicht gehörte,
und schämte mich auch dafür. Es tat mir sogar leid, ich wollte die
Frau gar nicht auslachen, aber ich konnte es nicht ändern. Es sah
zu komisch aus und je mehr ich versuchte es zu unterdrücken,
desto schlimmer wurde es. Später sagte mir dann auch noch
ausgerechnet der Pfarrer, dass ich für dieses Verhalten in der
Hölle schmoren würde …
    »Ehemaliger Klassenkamerad?«, fragte Liam. Ich bedeutete
ihm, still zu sein.
Schweigeminute hieß schließlich Schweigen. Schlaukopf Liam
sollte so etwas wissen. Wir warteten ab. Glücklicherweise hatte
sich nichts ereignet, weshalb ich unpassenderweise lachen musste.
Dann begann der Schulleiter erneut zu sprechen. »Die Polizei
ermittelt in diesem Fall und hat bestimmt einige Fragen. Es wäre
gut, wenn ihr sie unterstützen würdet. Ihr könnt jetzt gehen.«
»Also?«, hakte Liam nach. Hatte er das nicht mitbekommen?
Nein, in dem Zustand, in dem er sich befand, war er
wahrscheinlich froh, überhaupt den Weg zur Schule gefunden zu
haben.
»Tyler wurde heute Morgen tot aufgefunden.« Verwirrt blickte
Liam mich an. Seine Reaktion war die gleiche wie meine. »Was?«
Dennoch schien er weniger überrascht zu sein. Vielleicht war
Liam aber auch nur zu geschockt, um weitere Reaktionen zu
zeigen. »Unglaublich, nicht wahr? Er war wohl gestern Nacht im
Wald und ist einem wilden Tier zum Opfer gefallen.« Liam
schluckte laut, sagte aber nichts dazu. Er musste die Information
wie ich, wahrscheinlich erst mal verdauen. Ich schaute zu Kyle
hinüber. Merkwürdig. Tyler war Kyles bester Freund gewesen.
Dachte ich zumindest immer, doch Kyle schien das Ganze nicht
besonders viel auszumachen. Selbst ein Smilie konnte trauriger
aussehen, als er es jetzt tat. Ethan saß nun neben Kyle.
Offensichtlich hatte er Tylers Platz eingenommen und war jetzt
Kyles neuer Handlanger. Langsam leerte sich die Klasse. Auch
Liam und ich standen auf und machten uns auf den Heimweg.
Schweigend trottete Liam neben mir her.
»Denkst du über Tyler nach?«, fragte ich ihn. Liam zuckte mit
den Schultern. »Ein bisschen vielleicht.« Ich glaubte ihm. Liam
war wohl zu müde, um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
Trotzdem ging mir nicht aus dem Kopf, dass ich seine Schwester
und Tyler gestern Abend zusammen gesehen hatte.
»Darf ich dich mal was fragen?«, fragte ich vorsichtig. »Klar!«
Liam rang sich ein Lächeln ab und schaute mich müde an. »Ich
hab‘ deine Schwester gestern Abend zusammen mit Tyler
gesehen.« Liam erstarrte und riss die Augen auf. »Was willst du
damit sagen?«, entgegnete er vorwurfsvoll. »Ähm … gar nichts.«
Manchmal konnte Liam richtig einschüchternd sein. »Aber der
Schulleiter hat doch gesagt, wenn wir irgendetwas wüssten, was
weiterhelfen könnte …«
»Glaubst du etwa, meine Schwester hat etwas damit zu tun?«,
schrie Liam aufgebracht. Er hatte mich noch nie angeschrien. Ich
schluckte. Wenn ich so über seine Schwester und ihren
hasserfüllten Blick nachdachte, läge das durchaus im Bereich des
Möglichen, doch das konnte ich ja schlecht sagen.
»Natürlich nicht«, versuchte ich Liam zu beruhigen. »Doch … Ich
dachte nur … je mehr Informationen, desto besser?« Liam wurde
ruhiger und legte den Arm um meine Taille. Ich zuckte
zusammen, als er auf einen meiner schmerzhaften, blauen Flecken
fasste. Verblüfft schaute er mich an. »Hab‘ ich dir Angst
gemacht?«, fragte er besorgt, sein Blick war sofort wieder weich.
»Ein bisschen.« Und das stimmte. Liam war mir gegenüber noch
nie so aus der Haut gefahren. Wobei ich nicht deshalb
zusammengezuckt war, sondern aufgrund meiner neuen
Körperverzierung. Das verschwieg ich ihm allerdings lieber. Er
hatte sich ja eh schon geziert, mich zu küssen. Wenn er davon
wüsste, würde er sich noch mehr anstellen, das wusste ich. Er
würde das sicherlich viel zu übertrieben sehen.

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