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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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nächste Arbeit. Davor würde ich sehr viel lernen
müssen, doch jetzt hatte ich keine Zeit aufzupassen. Ich malte mir
den heutigen Abend aus, denn Liam würde zu mir kommen. Ich
hatte einen Film aus der Videothek ausgeliehen und wollte es mir
mit ihm gemütlich machen. »Eine wie Keine« hieß der Streifen.
Es war ein schöner, romantisch- kitschiger Film. Er handelte von
einem Mädchen, das in der Schule furchtbar unbeliebt war und
dann mit dem beliebtesten, hübschesten Jungen der Klasse
zusammenkam. Ich dachte, der Film würde hervorragend zu uns
passen. So ähnlich war es ja auch bei uns gewesen. Kein Wunder,
dass Liam bei den ganzen Horrorfilmen, die er sonst schaute, total
vergessen hatte, wie »richtiges« Küssen funktionierte. Ich konnte
sozusagen froh sein, dass er noch nicht versucht hatte, mir den
Kopf abzuschlagen. Aber heute Abend würde ich ihm auf die
Sprünge helfen. Das würde eine Lehrstunde vom Allerfeinsten
werden. Wir würden kuscheln und zusammen anschauen, wie der
gut aussehende Junge das Mädchen zu einem Kuss verführte.
Denn so herum war es ja auch eigentlich richtig.
Nach der Schule ging ich direkt nach Hause. Liam wollte noch
Knabberzeug besorgen und anschließend nachkommen. Ich hatte
es uns gemütlich gemacht, eine Kerze angezündet und das Bett
frisch bezogen. Den Film hatte ich bereits eingelegt, als es unten
an der Tür klingelte. Schnell sprang ich die Treppe hinunter und
öffnete Liam die Haustür. Meine Mutter lugte aus der Küche und
ich zwinkerte ihr zu. Sie hatte mir ihr Versprechen gegeben, auf
meinen Vater aufzupassen, damit er nicht wie beim letzten Mal
alle fünf Minuten hereinplatzen würde. Ich ging mit Liam hinauf
in mein Zimmer. Liam warf seine Jacke über meinen
Schreibtischstuhl und legte sich aufs Bett. Das kam meiner
Wunschvorstellung von heute Morgen schon ziemlich nahe. Ich
grinste vergnügt und kuschelte mich neben ihn, nachdem ich den
Film eingeschaltet hatte. Liam legte den Arm um mich und mein
Kopf ruhte auf seiner athletischen Brust. Von mir aus konnten wir
für immer so liegen bleiben. Liam lächelte, als er den Film
erkannte. »Kein Horrorfilm«, stellte er fest. »Nein.« Ich schüttelte
den Kopf und kicherte. Behutsam strich er mit seinen Fingern
durch meine Haare. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass der
Film Liam nicht besonders interessierte, passte er dennoch gut
auf. Vermutlich wollte er mich nicht mit Desinteresse kränken,
vielleicht suchte er aber auch irgendetwas, auf das er sich
konzentrieren konnte, damit ich nicht in Versuchung kam, ihn in
eine bestimmte Situation zu bringen. Der Rollladen war halb
geöffnet. Draußen wurde es bereits dunkel. Liam sah im
Kerzenlicht fast noch betörender aus als sonst. Ich konnte meine
Augen kaum von ihm abwenden. Den Film hatte ich eh schon
hundert Mal gesehen, sodass ich fast mitsprechen konnte. »Mal
sehen, ob du morgen auch wieder so müde bist«, sagte ich zu ihm.
»Bitte was?«, fragte Liam mich verwirrt. Er sah nicht so aus, als
hätte er kapiert, auf was ich hinauswollte, deshalb grinste ich
schelmisch. »Morgen wärst du wieder mit in der Schule
einschlafen an der Reihe.« Völlig entgeistert sah Liam mich an.
Mir wurde unwohl. Hatte ich ihn gekränkt? Das sollte eigentlich
ein Witz werden. Emma! Du vorlautes Plappermaul! »Nun ja«,
begann ich zu erklären. »Die letzten beiden Male bist du im
Abstand von 29 Tagen morgens todmüde in die Schule
gekommen. Wenn ich mich nicht total verzählt habe, wäre es
morgen wieder so weit.« Ich lächelte zerknirscht. Ich wollte Liam
ein bisschen aufziehen, doch plötzlich schaute er so ernst, dass
das wohl gründlich nach hinten losgegangen war. Vielleicht hielt
er mich jetzt für einen krankhaften Stalker, weil ich mir das alles
so genau gemerkt hatte? Aber ich konnte nichts dafür. Schließlich
war Liams Verfassung an diesen Tagen so miserabel gewesen, das
würde ich nie im Leben vergessen.
Völlig perplex sprang Liam auf einmal auf. Sein Gesicht war
fassungslos. »Ich muss weg«, stieß er zwischen den Zähnen
hervor, schnappte sich seine Jacke und flüchtete Richtung
Haustür. Betreten starrte ich ihm hinterher. Was war denn jetzt?
Mein Kopf war noch dabei, meinen Füßen den Befehl zum
Hinterherlaufen zu geben, doch so schnell konnte ich die Situation
gerade nicht verarbeiten. »Liam!«, brüllte ich ihm hinterher, doch
er drehte sich nicht um. »Liam! Was hab‘ ich denn gesagt?«,

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