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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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Moon schluckte. Ein Polizist? Genau das, was ihm gefehlt hatte.

ACHT
    UNERWÜNSCHTER VER EHR ER
    Moon schielte durch die Vordertür des Gasthauses. Auf der Veranda hing eine kleine Reihe von Flaggen an einer Vorhangschnur, die jeden Abend hereingeholt wurde, von der Decke. Die Flaggen waren mit leuchtenden Zeichen bemalt, die bedeuteten: Unsere Zimmer sind billig, sauber und freundlich!
    Ein grobschlächtiger Mann wartete draußen genau hinter den Flaggen, den Blick von dem Gasthaus abgewandt. Seine Hände umklammerten hinter seinem Rücken einen langen Stock. Von der Statur her war er so riesig, dass Moon ihn für einen ehemaligen Ringer hielt. Wenn er damit recht hatte, wenn er ein Ex-Sumoringer war, dann hatte der Mann seitdem allerdings ge waltig an Gewicht ver loren. Er war jetzt in das Gewand eines Städters gekleidet. Moon überquerte die Veranda, und der Besucher drehte sich um, als hätte er ihn kommen hören.
    »Ach, junger Herr! Vergib mir die Störung. Mein Name ist Katsu. Ich bin freiberuflicher Detektiv.« Der Mann verbeugte sich, ein förmliches Lächeln bog seinen Schnurrbart. Moon verbeugte sich ebenfalls und beäugte ihn vorsichtig. Gutes Gehör, dachte
er, kei ne sichtbaren geschmiedeten Waffen. Und er gab zu, ein privater Ermittler zu sein! Was ging hier vor?
    »Sie kommen mir bekannt vor, Sir«, log Moon überzeugend. »Sind Sie nicht ein bekannter Ringer?«
    Der Blick des Mannes leuchtete einen Moment auf, dann wurde er starr und durchdringend. Genau wie der Wirt es vorhergesagt hatte!
    »Ich habe einmal gerungen, aber das ist Jahre her. Du bist zu jung, als dass du mich hättest ringen sehen können.« Katsu zuckte mit den Schultern und lächelte entwaffnend. »Vielleicht sind sich alle Sumo-Ringer irgendwie ähnlich.«
    Dieser Kerl, entschied Moonshadow, könnte sich als gefährlich herausstellen. Kühl und schlagfertig. Man sollte ihn mit Vorsicht behandeln. Die unbedachte Frage nach dem Ringen war ein Fehler gewesen. Sie hatte dem Frem den einen ersten Eindruck von Moon gegeben, und zwar den, dass er ein guter - vielleicht ein ausgebildeter - Beobachter war. Ein Jammer, dass er das so schnell erfahren hatte.
    Wer hatte ihn geschickt? Was wollte er in Wirklichkeit?
    »Vergeben Sie mir meine Unhöflichkeit. Ich wollte nicht repektlos erscheinen«, sagte Moon. »Also ein Detektiv. Wie spannend! Aber sicher suchen Sie nicht eine Person wie mich?« Er lachte und gestikulierte weit ausholend. »Hier sind keine Mörder! Nur ein langweiliger, hart arbeitender Bote aus Edo!«

    »In der Tat!« Katsu lachte leise in sich hinein - für Moons Geschmack etwas zu wissend. »Nun ja, mein gegenwärtiger Fall hat auch nichts mit ei nem Mord zu tun. Es geht vielmehr um einen Helden, nicht um einen Schurken. Ich habe heute an so manche Tür von hart arbeitenden Jugendlichen geklopft.«
    Aus seinem Gewand zog er eine gemusterte Börse aus Tuch. »Du siehst, ich suche einen bestimmten Pilgerjungen. Ich kom me im Auftrag von … sagen wir, von ei nem frommen Klienten, der ano nym bleiben möchte.«
    »Und der Auftrag lautet?«
    »Diesen jungen Mann für seine Barmherzigkeit und Tapferkeit zu belohnen. Mein Klient hat seine Ritterlichkeit bei Hakone auf dem Tokaido beobachtet und sagt, dass Buddha ihn nicht eher ruhen lassen wird, bis er diesen Jungen belohnt hat.« Katsu schüttelte die Börse und ließ den Inhalt klimpern. »Bist du vielleicht derjenige? Ich muss sagen, du hast das richtige Alter, die richtige Größe und passt im Ganzen auf die Beschreibung, die ich habe.«
    »Wie viele andere auch, nehme ich an«, sagte Moon lässig. Katsu nickte und zuckte wieder mit den Schultern.
    Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Moon, ob das Mädchen diesen Katsu geschickt hatte. Aber schnell verwarf er den Gedanken wieder. Schon wieder sie! Warum dachte er unentwegt an das Mädchen? Er zwang sich zur Konzentration. Dieser Mann - und sei ne Geschichte - schienen ihm verdächtig. Wer im mer er war, was im mer er wirk lich
wollte, er war kein Verbündeter des Ordens vom Grauen Licht.
    Katsus willkürliche Bewegungen, die Lebhaftigkeit in seinen Augen und sein gleichmäßiger, ruhiger Atem deuteten für ihn auf drei Dinge hin. Der Mann war körperlich sehr stark, scharfsinnig und höchst diszipliniert. Er verriet nichts über sich selbst, was für sich ge nommen schon ein Warnzeichen darstellte. Nur ein Narr würde ihm vertrauen, denn er hielt in diesem Spiel eindeutig die Fäden in der Hand. Aber auf wessen Seite

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