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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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stand er?
    Moon blickte in Gedanken blitzschnell zurück auf eine Reihe von Lektionen, die Badger ihm über den Umgang mit der Amtsgewalt in Form von Magistraten oder der Polizei erteilt hatte. Damals war ihm das alles ermüdend vorgekommen, und obwohl er Badger inzwischen schätzen gelernt hatte, hatte er diese speziellen Stunden immer noch fast als so lästig wie Saru-Sans viele Flöhe empfunden. Doch jetzt erkannte er ihren tieferen Sinn und war dankbar, dass er sich an zahlreiche Ratschläge von Badger erinnern konnte . Hör dir nicht nur ihre Fragen an, hatte der Archivar ihn gewarnt. Prüfe ihre unausgesprochenen Absichten: Wohin sollen die Fragen führen? Sie werden versuchen, dich mit deinen eigenen Antworten in die Falle zu locken, also wähle jedes Wort mit Bedacht. Jedes Stückchen Information, das du ausplauderst, wird zu dir zurückkommen wie ein Shuriken. Denk daran, dass du, um sie in die Irre zu führen, dich bewegen, atmen und sogar wie jemand schauen musst, der vollkommen unschuldig ist.

    »Ich bin weder der Held, den Sie suchen«, sagte Moon gedehnt, als ob die ganze Sache anfinge, ihn zu langweilen, »noch überhaupt ein Pilger!« Er klopfte auf die Schrift auf seiner Jacke. »Nur ein armer Botenjunge, der zwischen den östlichen und westlichen Städten hin und her läuft.«
    »Hmm«, Katsu nickte liebenswürdig, »und du kommst gerade aus Edo, sagst du?«
    Moon spürte die Falle bei dieser Fragestellung. »Ich habe gesagt, aus Edo, ja. Aber nicht, dass ich gerade erst angekommen bin. Ich bin schon seit Tagen hier in der Gegend und trage Briefe in Otsu und Kyoto aus.« Fast wäre er zusammengezuckt. Das war viel zu speziell. Er hatte Katsu weitere ›Stückchen Information‹ geliefert.
    »Ah«, Katsus Augen leuchteten. »Ich war selbst letzte Woche in Kyoto. An der Straße gegenüber der Burg von Nijo, diese Hecken voller Kurume-Blumen - du weißt schon, Azaleen - sehen sie nicht wunderschön aus jetzt im Frühjahr? Besonders eine Sorte … solch eine herausragende Farbe.«
    »Kurume-Blumen?« Moon gab sei ne beste Imitation des stei nernen Buddhas vor dem Tempel. Katsu beobachtete sein Ge sicht aus nächster Nähe. Das kleinste Zucken würde ihn verraten.
    »Ja, ganze Böschungen voll dieses Jahr.«
    Moons Blick glitt leer nach links und rechts, bevor er Katsus forschenden Blick traf. »Welch ein Jammer, dass ich sie verpasst habe. Leider haben meine Aufträge mich nicht in die Nähe der Burg geführt.«
    »Hm«, im Gesicht des Detektivs erschien die Andeutung
eines Lächelns, »wirklich sehr schade.« Er verbeugte sich vor Moonshadow. »Ich entschuldige mich, dass ich deine Zeit verschwendet habe. Einen guten Tag und einen sicheren Aufenthalt hier!«
    Er wandte sich ab und trampelte die Straße hinab, schwenkte seinen Stock und pfiff.
    »Wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen, stimmt’s?«, murmelte Moon. Der Auftritt dieses Mannes war kein gutes Zeichen. Bisher war alles recht ruhig verlaufen, aber jetzt stand er unter Beobachtung. Noch ein Tag des Auskundschaftens und der Vorbereitung wäre ideal gewesen, aber jetzt, da Katsu in der Stadt war, war es klüger, keine Zeit mehr zu verlieren. Was, wenn der große Mann morgen mit fünfzig ortsansässigen Samurai auftauchen würde?
    Moon blickte zur Burg. Ja. Er würde heute Nacht hineingehen.
    Er drehte sich um und wollte gerade die Terrasse überqueren, da entschloss er sich, noch rasch nach anderen möglichen Gefahren Ausschau zu halten. Während er vorgab, sich die Flaggen anzusehen, beobachtete er aus dem Augenwinkel alle Leute in Sichtweite.
    Außer der klotzigen Gestalt von Katsu waren noch ungefähr zwanzig Leute auf der Straße. Aufgrund ihrer Gesichter oder ihrer Bewegungen konnte er fast alle schnell als potenzielle Gefahrenquellen ausschließen. Bald blieb nur noch eine übrig: Eine Blumenverkäu fe rin war unge fähr fünf zig Schrit te entfernt über ihr Tablett mit Kurume-Blumen gebeugt, genau den Blumen, von denen Katsu gesprochen hatte.
Die Schön heit der Blu men ließ ihn wieder an das Mädchen denken. Plötzlich fragte er sich, ob sie Azaleen wohl auch so gern mochte wie Heron.
    »Raus aus meinem Kopf«, flüsterte Moon gut gelaunt, »im mer wenn du auftauchst, wird al les andere unscharf, und ich fange an, Fehler zu machen.« Schnell musterte er die Blumenverkäuferin. Ihr Kopf war bedeckt, das Gesicht von einem bunten Schal verhüllt. Moon beobachtete die Bewegungen ihrer Schulter, als sie die Blumen sortierte, und

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