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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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nicht zum Einsatz gegen einen Vampir gekommen. In meiner Hand fühlte es sich an wie ein alter Freund. Kardal blickte mich an, sagte jedoch kein Wort. Ich denke, er konnte es nicht ertragen, zu sprechen.
    Ich schnitt mir ein paar Zentimeter über dem Gips am linken Arm in die Haut. Tief, da ich nicht wusste, wie viel Blut vonnöten sein würde. Irgendwie bezweifelte ich, dass irgendjemand schon einmal so etwas getan hatte. Ich öffnete Amirs Mund und ließ das Blut hineintropfen. Einen fürchterlichen Moment lang füllte es seinen Mund und rann ihm aus seinen Mundwinkeln, ohne dass er schluckte. Aber dann begann er zu trinken. Immerhin waren nur ein paar wenige Schlucke nötig, um ihn zurückzubringen. Bald regte er sich und schlug die Augen auf. Ich hatte meinen Arm wieder sinken lassen und stillte die Blutung mit einem Zipfel meines Krankenhauskittels. Zuerst sah er Kardal an, der vor Schreck nur noch eine unförmige Rauchwolke war, und dann mich.
    »Ich hoffe, ich bin nicht tot«, murmelte er, »denn ich habe eine Menge auf mich genommen, um sicherzustellen, dass ihr beide nicht mit mir kommt.«
    Kardal ergriff die Hände seines Bruders. »Du bist … Zephyr hat … Etwas in ihrem Blut hat dich gerettet.«
    Amir musterte mich. »Dann ist das also dein Blut in meinem Mund?«
    »Ja.«
    Die Tatsache schien ihn aufzuwühlen, doch er nickte nur. »Spürst du es, Bruder? Die Anwesenheit eines neuen Gefäßes?«
    »Sie hat dir das Leben gerettet!«
    »Wider besseres Wissen.« Mühsam richtete er sich auf und strich mir mit den Fingern über die linke Hand. Seine Haut war wieder warm. Plötzlich fühlte mein Herz sich an, als müsste es zerspringen.
    »Willkommen zum Rest deines Lebens,
habibti
. Du siehst grauenvoll aus.«
    Es tat so gut, seine Stimme zu hören, dass mir für einen Moment egal war, was er getan hatte.
    Für einen Moment.
    Ich hustete, um – nicht ganz überzeugend – mein Schluchzen zu verbergen. »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich und kam etwas unsicher auf die Beine. »Wir … werden uns etwas überlegen, Amir. Ich werde nicht zulassen, dass du für den Rest meines Lebens an mich gebunden bist. Es muss eine Lösung geben.«
    »Ja, da bin ich mir sicher.« Seine Stimme klang dumpf, und seine Augen durchdrangen mich wie das Schwert eines Geliebten. »Begleite sie nach Hause, Bruder. Lass sie träumen, sie hätte mich nie kennengelernt.«
     
    »Wir sollten Judah zu seiner Mutter bringen. Die beiden sollten sich sehen«, sagte ich, als Kardal mir ein paar frische Kleider gab – eine weite Hose aus Seide und eine Tunika, die ich in einem anderen Jahrhundert sicherlich sehr zu schätzen gewusst hätte.
    Er dachte darüber nach. »Ja. Ich werde den Jungen holen.«
    Kardal verschwand und tauchte im nächsten Augenblick mit Judah zusammen wieder auf. Der Junge schien überhaupt nicht verwirrt zu sein, obwohl er in den vergangenen Tagen bestimmt sehr oft teleportiert worden war. Als Kardal sich zurückgezogen hatte, kniete ich mich vor Judah.
    »Wir haben deine Mutter gefunden«, erklärte ich ihm.
    Ich hatte erwartet, dass er glücklich sein würde, stattdessen wirkte er genauso nachdenklich und besorgt wie ich. »Ich frage mich, wie sie aussehen mag«, sagte er schließlich. »Aber ich glaube, Kardals Garten wird ihr gefallen.«
    In dem Moment tauchte Kardal mit Kathryn zusammen wieder auf. Sie sah sich im Garten um, und ihre Miene wirkte freudlos und distanziert. Dann erblickte sie Judah.
    »Oh …« Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu und blieb dann abrupt stehen. »Judah? Judah, erinnerst du dich noch an mich?«
    Er schürzte die Lippen, als würde er überlegen. »Du bist sehr hübsch«, sagte er. »Das wusste ich.«
    Kathryn begann zu weinen. »Ich habe dein Spielzeugpferd Tanto aufbewahrt. Erinnerst du dich daran?«
    Judah dachte nach und schüttelte den Kopf.
    »Kennst du wenigstens noch Mr. Farinelli aus der Bäckerei oder den Hut mit der Pfauenfeder, den du so gern mochtest, oder die glitzernden Steine, die du im Park gesammelt hast? Erinnerst du dich an irgendetwas?«
    Judah wirkte furchtbar traurig, vermutlich war er verstört angesichts ihrer Tränen. »Nein, Mutter«, erwiderte er. »Aber ich erinnere mich an die Rosen.«
    Da fielen Mutter und Sohn sich endlich in die Arme.
     
    Schlaf. Achtzehn Stunden herrlichen Schlafes. Ich glaube, Lily kam zwischendurch vorbei, doch ihre und Aileens Stimmen vermischten sich mit meinen Träumen, und ich wachte nicht auf. Mama war da, als ich

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