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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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schmackhafter Wurm, der unglückseligerweise direkt in den Hühnerstall gekrochen war. Die Vampire im Raum waren alle männlich und verstörend jung – der älteste unter ihnen war vermutlich gerade mal sechzehn gewesen, als er gewandelt worden war. Einer, der auf einem Stuhl an der Bar hockte, sah trotz seiner nach hinten gegelten Haare aus wie dreizehn. Nur wenig älter als das unschuldige Kind, das er und die anderen Jungen zu Tode gebissen hatten. Oh, ich hatte keinen Zweifel daran, in die Höhle welcher Löwen ich da geraten war. Ich stand inmitten der berüchtigten
Turn-Boys
-Gang und hatte gar nicht mal so große Angst. Vorsichtig öffnete ich meine Kuriertasche und nahm eine der Glasflaschen mit konserviertem Blut heraus. In der Bar war es mit einem Mal so still, dass man das schwache Rumpeln einer Untergrundbahn hören konnte, die unter dem Haus entlangfuhr. Kein Atem bewegte die Luft, bis auf meinen.
    Na gut, ich nehme zurück, dass ich keine Angst verspürte.
    Das Kind an der Bar beugte sich leicht vor. Seine Augen glühten ein bisschen heller als die der anderen, und sein bedrohliches Lächeln war seltsam abwartend. Ich fragte mich, wie lange es gedauert haben mochte, bis der Junge wieder zu sich selbst gefunden hatte – was auch immer ihm davon geblieben war. Außerdem fragte ich mich, ob der Kleine, den ich in der Gosse aufgelesen hatte, jemals wieder zu sich kommen würde. Mir dämmerte, dass dieses Kind möglicherweise der Anführer der Bande war.
    »Bank-Qualität?«, fragte er. Sein Akzent war eine eigentümliche Mischung aus Italienisch und dem gedehnten New Yorker Akzent und zudem sonderbar schön.
    Ich nickte. »Ganz frisch, Null negativ.«
    »Bist du ein Dealer?«
    Der Barkeeper – kein Vampir, aber auch kein Mensch, wenn ich die Schuppen auf seiner Wange so betrachtete – lachte und schenkte sich einen Schluck eines alkoholischen Getränks ein. »Nur, wenn Wohltätigkeit einen Straßenpreis hat.«
    Der Junge warf ihm einen belustigten Blick zu. »Du willst damit sagen, dass ich sie kennen sollte. Sollte ich das?«, fragte er und wandte sich wieder mir zu.
    Ich seufzte. Zwei Tage und ich hasste meinen neuen Ruf bereits. »Ich gebe Nachtkurse an der Chrystie-Elementary-Schule.«
    Licht dämmerte in seinen Augen. Buchstäblich – für empfindliche Mägen empfehle ich, keine langen Unterhaltungen mit Vampiren zu führen. »Die Vampirrechtlerin! Jungs, wir haben hier eine leibhaftige Sozialaktivistin. Wie wäre es, wenn wir sie willkommen heißen?«
    Er und die anderen lachten. Ihre Stimmen klangen unheimlich hell und synchron. Ich holte tief Luft.
    »Hast du Angst vor uns?«, fragte er unvermittelt in das Lachen hinein.
    Ich warf ihm die erste Blutkonserve zu und zog die zweite aus meiner Tasche. » AB  – für diejenigen unter euch, die es knusprig mögen.«
    Er drehte die Flasche neugierig in seinen kleinen, anmutigen, bösen Händen. Mit einer unglaublich schnellen, fließenden Bewegung öffnete er den Verschluss, legte die Konserve an seine Lippen und trank die Hälfte des Blutes aus. Dann warf er dem Vampir, der hinter ihm saß, den Rest zu und lächelte. Man sah kein Blut, aber seine engelhaften rubinroten Lippen und erröteten Wangen riefen eine tiefe Urangst in mir hervor. Gott, ich wollte wegrennen, doch ich wusste, dass sie mich jetzt gewiss nicht gehen lassen würden.
    »Gut«, sagte er, und seine Stimme brach, als sie einige Töne tiefer wurde. »Also, willst du uns nur etwas Gutes tun oder möchtest du etwas?«
    »Betrachtet es als Friedensangebot«, sagte ich und warf ihm die zweite Flasche entgegen.
    »Hast du Angst vor uns?«, wiederholte er.
    »Ein bisschen.«
    »
Sehr
gut. Warum erklärst du mir und den Jungs nicht, was Ms. Charity Gutmensch von einer Horde nichtsnutziger Krimineller will?«
    Gute Frage. Allerdings fürchtete ich, dass der Satz »Ich will euch dabei helfen, euren Boss umzulegen!« nicht gerade die passende Antwort war.
    »Na ja …«, begann ich zögerlich und sah mich um. Wirkten diese starrenden Augen mit einem Mal weniger begierig? Vielleicht war das nur Wunschdenken, doch ich nahm die letzte Blutkonserve aus meiner Tasche und drückte sie wie einen Talisman an meine Brust. »Ich bin in letzter Zeit etwas knapp bei Kasse.«
    »Jammerschade.«
    »Also … habe ich mich gefragt, ob einer von euch netten Jungs nicht eine Lehrerin gebrauchen könnte.«
     
    Verschwitzt und von Kopf bis Fuß mit Schlammspritzern von einer Droschke übersät, die durch

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