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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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ihnen gibt, und habe noch nie einen getroffen. Dein Dad übrigens auch nicht, soweit mir bekannt ist. Sie gehören nicht zu den
Anderen
, die für die Jäger von Bedeutung sind. Sie sind eine Art … Prinzen unter den Sukkuben und Dämonen. In ihrer Dimension besitzen sie phantastische Kräfte, hier dagegen brauchen sie einen Menschen, der sie bindet. Sie können ihre Kräfte nur nutzen, wenn dieser Mensch einen Wunsch ausspricht.«
    »Wie im Märchen
Tausendundeine Nacht
«, sagte Lily, die inzwischen scheinbar aus dem Nichts einen Stift und einen Notizblock hervorgezaubert hatte.
    Wie schade, dass sich nicht herausgestellt hat, dass Amir in einer Öllampe wohnt, schoss es mir durch den Kopf.
    »Nicht ganz zutreffend, aber ja. Es gibt unglaublich viele geheimnisvolle Regeln, die die Beziehung zwischen dem Dschinn und seinem sogenannten ›Gefäß‹ ordnen. Na ja, jedenfalls wirst du hier nicht besonders viele Dschinn antreffen, weil sie sich nicht gern freiwillig an Menschen binden lassen. Sie sind unsterblich, aber ich glaube, sie haben nicht gerade viel Freude daran, zu warten, bis einer von uns stirbt.«
    Lily kicherte. »Wie grausig!«
    Troy beugte sich vor und tätschelte ihre Hand. Statt mich zu übergeben, nahm ich Lilys Glas mit Eiswasser und trank einen Schluck. Eine unabhängige Frau zu beobachten, die sich einem Mann derart an den Hals warf, ging mir immer auf die Nerven.
    »Ich habe gehört, dass das
Ladies’ Home Journal
eine freie Stelle im Ressort Bekleidung hat«, sagte ich und warf ihr über den Rand des Glases hinweg einen vielsagenden Blick zu.
    Sie errötete leicht und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    »Bekleidung, Zephyr? Wie aufregend! Man könnte meinen, dass Sie sich nur mit Sackleinen und Kunstseide auskennen.«
    »Tja, Sackleinen ist ein
exzellenter
Stoff, um die Körperflüssigkeiten eines ausblutenden Vampirs abzuwehren. Das Zeug brennt nämlich, wissen Sie? Und die Brocken … Na ja, ich bin sicher, dass Troy Ihnen schon davon erzählt hat. Außerdem vermute ich, dass man aus Kunstseide recht anständige Strumpfhosen herstellen kann, die durchaus nützlich sind, um Skinwalker zu würgen, bis sie wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Aber ernsthaft«, sagte ich und stellte das Glas mit so viel Nachdruck auf den Tisch, dass Lily zusammenzuckte. »Ich bin ein altmodisches Mädchen. Ich bevorzuge echte Seide.«
    Lily und ich starrten uns an. Wir hatten uns festgebissen, und keine war bereit, loszulassen und zurückzuweichen.
    »Möchtet ihr mal mein Schwert sehen?«
    Die Journalistin und ich drehten uns gleichzeitig zu Troy um, und ich nehme an, dass ihr ungläubiger Gesichtsausdruck in dem Moment den meinen widerspiegelte. Gelassen hielt Troy ein Kurzschwert mit einem silbernen Knauf in einer unauffälligen schwarzen Schutzhülle in die Höhe.
    »Auf zu den Kreuzzügen?«, fragte Lily und hatte eine Augenbraue vielsagend hochgezogen.
    »Ich glaube, sie haben Sultan Saladin schon vor Jahrtausenden den Garaus gemacht.«
    Troy beäugte uns wie eine herannahende Armee. »Es wurde auf dem Mont-Saint-Michel geweiht.«
    Nachsichtig lächelte ich ihn an. »Und im Hudson River fließt Weihwasser. Also«, sagte ich und wandte mich Lily zu, während Troy rot wurde. »Die Gurkensandwichs sind überraschend köstlich, aber das war sicher nicht der einzige Grund, weshalb Sie mich hergebeten haben.«
    Lily vergaß prompt ihr affektiert mädchenhaftes Verhalten. »Ich hatte Glück. Ich kann es nicht glauben, aber Sie hatten in Bezug auf Rinaldo recht …«
    »Du meinst, dass es
nicht
geweiht ist?«, unterbrach Troy uns. Offensichtlich war er so übel gelaunt, dass ihm nicht einmal bewusst war, dass er Lily ins Wort gefallen war.
    Ungeduldig wandte ich mich ihm zu. »Es ist so geweiht wie meine Badewanne, Troy.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Die Frau hinter dir?« Ich deutete auf eine unfassbar dürre Frau mit einer Haut, die weiß wie Spinnweben war. Sie saß mit einem älteren Herrn am Nebentisch. »Sie ist zumindest zur Hälfte eine Fee.«
    Troy runzelte die Stirn und streckte sein Schwert nicht gerade unauffällig hinter sich, so dass es nur noch wenige Zentimeter vom Nachbartisch entfernt war. Die Frau hörte nicht auf, sich zu unterhalten, und zeigte auch sonst keinerlei Reaktion auf die geweihte Klinge.
    »Oh, verdammt«, knurrte er. »Ich werde ihn pfählen.« Abrupt stand er auf und stapfte aus dem Restaurant, nachdem er uns beiden steif zugenickt hatte.
    »Ach, du liebe

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