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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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könnte. Selbstverständlich trug er nur eine Hose und ein Seidenhemd und verströmte dennoch eine Hitze wie ein Holzofen. Er wischte ein paar feuchte Locken fort, die an meiner Stirn klebten, und in dem Augenblick, als er mich berührte, fühlte ich, wie die Welt um mich herum verschwamm …
    Wir standen in seiner Eingangshalle. Ich tropfte und hinterließ eine Pfütze auf seinem Marmorfußboden, während er auf der Couch lag, als hätte er nicht vor drei Sekunden noch auf dem Bürgersteig in einem New Yorker Blizzard gestanden.
    »Ich nehme an, du hast Neuigkeiten«, sagte Amir.
    Ich schlüpfte aus meinem Mantel, und einen Moment lang war ich versucht, auch meine Bluse auszuziehen. Doch beim Gedanken daran war ich auf einmal unerwartet unsicher und schüchtern. Die Geschehnisse dieses Nachmittags fühlten sich bereits so an, als wären sie jemand anderem passiert. Es konnte unmöglich Zephyr Hollis gewesen sein, die den hübschen Dschinn geküsst hatte, in sein Bett gefallen und dann sogleich wieder von ihrem bewaffneten Vater aus demselben vertrieben worden war, oder? Ich hatte mir die gegenseitige Anziehung nicht eingebildet, aber es war durchaus denkbar, dass mein lieber Daddy ebendiese Gegenseitigkeit zerstört hatte. Abgesehen davon hatte ich keine Ahnung, wie ernst es Amir gewesen war – selbst bevor ich die Ming-Vase zertrümmert hatte. Wollte ich mich allen Ernstes auf einen hochmütigen, Frauen verschlingenden, materialistischen, verschwenderischen Dschinn einlassen?
    »Du hast Neuigkeiten, nicht wahr? Es sei denn, du möchtest zu Ende bringen, was wir beide …«
    »Es geht nur ums Geschäft«, unterbrach ich ihn schnell und setzte mich neben ihn. Dabei fragte ich mich, ob er mir zuliebe ein bisschen mehr Hitze verströmte, denn plötzlich war mir wärmer als in den ganzen letzten Stunden. »Ah«, hauchte ich dann und schmiegte mich an seine dicken Brokatkissen. »Tut mir leid wegen deiner Couch. Ich bin total nass.«
    »Du zerstörst, ohne mit der Wimper zu zucken, unbezahlbare Antiquitäten, entschuldigst dich aber für einen läppischen Wasserschaden … Sag mal, redest du um den heißen Brei herum? Willst du mich irgendwie hinhalten?«
    Ich seufzte. Möglicherweise wollte ich das. Daddys Neuigkeiten waren nicht erfreulich, doch Amir musste es wissen. Erstaunlich gelassen hörte er zu, während ich ihm alles erklärte, aber als ich endete, wusste ich, dass er niedergeschlagen war. Zum ersten Mal fragte ich mich, wie lange sein Anfall an diesem Morgen gedauert hatte.
    »Amir«, begann ich zögerlich, »wie geht es dir? Sind die Attacken …«
    »Noch immer so unerfreulich wie du sie in Erinnerung hast«, schnitt er mir das Wort ab. Seine Stimme klang knapp, endgültig. Augenscheinlich wollte er nicht darüber reden. »Dein Unterrichtsplan … Ich sehe, dass du noch lebst. Hast du irgendetwas herausgefunden? Meinst du, dass du herausbekommen wirst, wo Rinaldo sich aufhält, bevor dein Vater die Jungs mit Silberkugeln durchlöchert?«
    Ich zuckte zusammen. »Also, Dore, Rinaldos sagenumwobene rechte Hand und der Einzige, der sein Gesicht in den vergangenen zehn Jahren gesehen hat, ist letzte Nacht mit vier anderen zusammen umgekommen. Sie haben lediglich seinen Körper gefunden. Niemand weiß, wer das getan hat.«
    »Möglicherweise eine andere Gang? Oder es war ein interner Schlag, und sie wollen es ganz bewusst so aussehen lassen? Tja, es sollte Rinaldo jedenfalls aus dem Gleichgewicht bringen. Er muss künftig jemand anders benutzen, der mit den Untergebenen spricht. Meinst du, dass dieser Nicholas ihm nahesteht?«
    »Ich weiß es nicht … ich habe nur so ein Gefühl. Ich wollte es eigentlich langsam angehen lassen und abwarten, ob ich sein Vertrauen gewinnen kann, aber Daddys und Troys Auftrag ändert alles. Ich werde zusehen müssen, was ich in den nächsten Tagen erreichen kann. Er hat irgendwie eine enge Verbindung zu Rinaldo, ich muss nur herausfinden, wie diese Verbindung aussieht.«
    Amir schüttelte den Kopf. »Dann bringt er dich direkt um. Oder er saugt dich bis auf den letzten Tropfen Blut aus, weil er dich nicht wandeln kann. Das ist keine gute Idee.«
    Ich stöhnte auf. »Hast du eine bessere? Erspar mir diese Ritterlichkeit, Amir, die habe ich heute schon von allen anderen genossen. Ich brauche das Geld, du brauchst Hilfe. Wir sollten es dabei belassen. Es sei denn, du denkst, dass mein Geschlecht mir das Recht abspricht, meine Sicherheit aufs Spiel zu setzen.«
    Amir starrte mich

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