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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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er in seinem Wahn auf die anderen Mädchen losging. Ich konnte ihn hierlassen – nur was geschah, wenn er während des Unterrichts ausbrach? Ich hätte ihn ja zu einer der gemeinnützigen Gruppen gebracht, die sich um frisch gewandelte Vampire kümmerten, aber sie pfählten grundsätzlich jeden, der unter sechzehn war. Wenn sogar
sie
Angst vor den Kindern hatten, was sollte ich dann ausrichten?
    Seufzend lehnte ich mich an die Wand neben der Tür. Ich spürte, wie sich hinter meinen Schläfen die Vorboten heftiger Kopfschmerzen bemerkbar machten. Es war ein langer Tag gewesen.
    Amir blickte mich an. Ich meine, er
blickte
mich mit diesen gefährlich dunklen Augen mit den absurd dichten Wimpern an und musterte mein Gesicht, bis ich fühlte, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Sein Verhalten erschien mir unverschämt und vollkommen unangemessen, doch ich konnte kein Wort sagen.
    »Ich werde ihn mitnehmen«, sagte er, als ich gerade dachte, durch seinen intensiven Blick dahinzuschmelzen. »Ich kenne einen Ort, an dem er sicher ist. Er wird wieder zu sich kommen. Bei Kindern mag es etwas länger dauern, aber irgendwann finden sie alle zurück zu sich selbst.«
    Gott, wie sehr ich mir wünschte zu wissen, was er war. Oder zumindest,
wer
er war. Er war rätselhaft und dennoch gänzlich körperlich, hier in diesem feuchten, kalten Keller und nur einen Schritt von mir entfernt.
    »Warum?« Ich war stolz auf mich, zumindest dieses Wort herausgebracht zu haben.
    Er lächelte. »Ich habe meine Gründe. Und ich muss Sie dafür um einen Gefallen bitten.«
    Es ist nur ein Lächeln.
»Und der wäre?«
    »Ich nehme an, die Welt zu verbessern ist kein besonders gut bezahlter Job, habe ich recht? Nun ja, es ist eine einfache Bitte, die ich habe, und ich kann Ihnen viel Geld dafür bieten. Geld haben Tunichtgute nämlich jede Menge – sie lenken damit von ihrem mangelnden Verstand und ihrer fehlenden moralischen Stärke ab.«
    Ich konnte nicht genau sagen, ob er sich über sich selbst oder über mich lustig machte. Es war keine Überraschung, dass er Geld besaß. Jemand, der sich so gut kleidete wie er und zugleich so wenig Wert auf Äußerlichkeiten legte, konnte nicht arm sein.
    »Was brauchen Sie?«, fragte ich. Damit kannte ich mich wenigstens aus.
    »Ich möchte, dass Sie einen Vampir für mich ausfindig machen.«
    Ich blinzelte langsam, doch er war noch immer da. »Warum glauben Sie, dass Sie mit dieser Bitte bei mir an der richtigen Adresse sind?«
    »Weil Sie immun sind. Außerdem würde niemand einen Verdacht gegen Sie hegen, denn Ihre unnatürliche Zuneigung für Blutsauger ist in dieser Stadt bekannt.«
    Ich wurde gerade noch rechtzeitig wütend. »Warum um alles in der Welt sollte ich Ihnen helfen, ein unschuldiges Geschöpf zu verletzen?«
    Sein Lächeln wirkte kühl und hart. »Irgendwie glaube ich, dass es Ihnen nichts ausmachen wird. Wollen Sie wissen, um wen es sich handelt?«
    »Vermutlich habe ich gar keine andere Wahl.«
    Er neigte zustimmend den Kopf. »Das stimmt.«
    »Also, um wen geht es?«
    »Rinaldo.«

[home]
    2 .
    A mir spuckte das Wort aus, als wäre es Vampirgift, und ich konnte praktisch vor meinem inneren Auge sehen, wie der Name ein Loch in die Wand hinter mir brannte. In den tiefen Schatten, die die Öllampe warf, wirkten seine sonst so beeindruckenden Züge geradezu dämonisch – und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe schon einige Dämonen gejagt. Die Verachtung, die ich vor wenigen Minuten noch für den Mafiaboss empfunden hatte, verblasste angesichts von Amirs Hass. Was auch immer zwischen ihnen stand, es war zweifelsohne gefährlich.
    »Ich soll ihn
finden
?«, stieß ich hervor und durchbrach damit Amirs verschlossenes und abwartendes Schweigen. »Aber alle wissen von Rinaldo.«
    Er bewegte sich leicht, und das Licht der Lampe bildete ein etwas beruhigenderes Muster auf seinem Gesicht: volle, weiche Lippen, ausgeprägte Wangenknochen und mandelförmige Augen, die ihn außergewöhnlich und reizvoll aussehen ließen. »Hat irgendjemand ihn tatsächlich mal gesehen? Die meisten seiner Untergebenen wissen nicht mal, dass er ein Vampir ist.«
    »Ach, ist er das?«
    Einen Moment lang hätte ich schwören können, dass seine Augen wie Kohlen glühten. »O ja.«
    Bevor ich jedoch herausfinden konnte, ob es sich nur um eine Reflexion der Lampe gehandelt hatte, hatte er sich umgedreht und entriegelte die Tür. Der Raum dahinter war dunkel, doch ich konnte gerade so den Jungen erkennen, der

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