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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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auf dem rauhen, mit Ziegeln gepflasterten Fußboden lag. Seine Augen waren geschlossen, und sein Brustkorb hob und senkte sich langsam – vielleicht alle zehn Sekunden einmal. Seine Haut war noch immer sehr blass, aber seine Fingerspitzen waren leicht gerötet. Die Lippen konnte ich nicht erkennen. Ich will nicht leugnen, dass ich in diesem Moment Panik verspürte. Vampire mögen Geschöpfe dieser Welt sein, doch sie sind ganz sicher nicht menschlich. Sie sind wie Löwen in unserer Mitte – zwar irgendwie zu Empfindungen fähig, aber wir sind unbestreitbar ihre natürliche Beute.
    Amirs Finger glitten kurz über meinen Nacken, wo die winzigen Wunden, die der Junge mir bei seinem Angriff zugefügt hatte, bereits abheilten. Vielleicht war diese Berührung ein Versehen, vielleicht war es ein Moment stummen Trosts und Bestärkung, doch es fühlte sich an wie das Kribbeln von Laudanum-Sirup, der meine Kehle hinabfloss. Ich wartete neben der Tür, während er den Jungen vom staubigen Fußboden hob und ihn sich über die Schulter legte. Die Geste wirkte fast zärtlich, seine Miene dagegen war undurchdringlich. Der Junge rührte sich, als Amir ihn anfasste, aber auch wenn seine Bewegungen unnatürlich schnell waren, schien er nicht angreifen zu wollen. Amir hatte sogar den einzelnen blauen Fäustling in die Manteltasche des Jungen gesteckt. Ich wusste nicht viel über das Erwachen von unlängst gewandelten Vampiren und erst recht nicht über das Erwachen von Kindern. Allerdings wusste ich, dass es eine Phase beinhaltete, die möglicherweise über Wochen hinweg anhielt und in der sie wie Tiere auf der Suche nach Futter und zudem extrem verwirrt waren.
    »Sind Sie sich sicher?«, fragte ich und wies mit einem Nicken auf den Jungen. Amirs schlichte Lösung für mein Problem warf viel zu viele Fragen auf.
Wer sind Sie? Wieso wissen Sie, dass es sicher ist? Warum scheinen Sie sich genauso zu sorgen wie ich?
So viele Fragen – und keine, die ich ihm stellen konnte.
    »Für gewöhnlich mische ich mich nicht in Ihre Angelegenheiten ein, aber diesmal habe ich ein persönliches Interesse.«
    Meine Angelegenheiten?
Ich sah ihn finster an. »Wie überaus edelmütig.«
    »Wenn Sie meine Hilfe nicht wollen, sagen Sie es einfach.«
    Ich sah weg. Einen Moment noch spürte ich seinen Blick auf mir, dann reichte er mir die Lampe und lief los. Ich folgte ihm und hatte unerklärlicherweise Angst, ihn und den Jungen in der Dunkelheit zu verlieren. Schweigend stiegen wir die Treppe hinauf und gingen durch die Korridore. Das Klacken meiner Absätze auf dem Steinfußboden hallte nervtötend. In der Eingangshalle holte ich mein Fahrrad und befestigte meine Tasche daran. Amir war an der Tür stehen geblieben. Ich wartete.
    »Also, werden Sie mir helfen?«, fragte er, ohne mich anzusehen.
    Das rote Haar des Jungen stand dreckstarrend nach allen Seiten ab. Rinaldo zu finden war alles andere als eine einfache (oder ungefährliche) Bitte, doch ich hatte kein Geld und nicht viele Alternativen, bis Sonntag welches aufzutreiben. Außerdem war da der Junge. Oh, ich wusste, dass ich Amir etwas schuldig war, und ihm war es ebenfalls bewusst. Hatte er mir deshalb mit dem Jungen geholfen?
    Machte das genau genommen einen Unterschied? Noch nie in meinem Leben hatte ich jemandem meine Hilfe verweigert, wenn er mich darum gebeten hatte. Ich konnte wohl kaum jetzt damit anfangen, nur weil derjenige, der mich gefragt hatte, die rätselhafteste Person war, die ich je getroffen hatte.
    »Ich werde mehr Informationen brauchen«, sagte ich.
    Er wandte sich ein Stück zu mir um, so dass das Licht der Lampe sein Lächeln vergoldete. »Ich fürchte, ich weiß nicht viel mehr über Rinaldo. Sonst würde ich ihn selbst suchen.«
    »Warum …«
    Seine Miene wirkte plötzlich gebieterisch und unerbittlich. »Meine Gründe gehen nur mich etwas an. Denken Sie darüber nach. Ich werde morgen mit Ihnen darüber sprechen.«
    Ich stellte die Öllampe auf einen Vorsprung neben der Tür und löschte sie. »Na ja, ich habe den Mitarbeitern der Suppenküche in der Third Street versprochen, morgens auszuhelfen, und am Mittag muss ich an der Mahnwache für gerechte Löhne für Nachtarbeiter vor dem Rathaus teilnehmen …
Vielleicht
habe ich anschließend Zeit, um mit Ihnen zu sprechen. Allerdings findet um sechs Uhr das Treffen der Ortsgruppe der Suffragetten statt, und das dauert immer eine halbe
Ewigkeit
, und danach …«
    Ich verstummte.
Das
konnte ich ihm unmöglich

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