Moonshine - Stadt der Dunkelheit
zerbrach die Kiste auf dem Bürgersteig, und die dickwandigen Flaschen mit dem Blut rollten heraus. »Ich habe den guten Stoff gefunden. Die seltenen Blutgruppen.«
Die Vampire stürzten sich darauf und warfen die zum Teil noch vollen Flaschen, aus denen sie getrunken hatten, achtlos weg. Ich hätte weinen können, als ich sah, wie der wertvolle rote Saft zwischen den Pflastersteinen versickerte.
»Ihr Teufel!«, schrie Ysabel. »Wie könnt ihr das tun? Wie könnt ihr nur das Blut vergeuden! Es ist
nicht für euch!
«
Einer der angreifenden Blutsauger, eine ältere Frau, ließ sich schließlich dazu herab, Ysabel ihre Aufmerksamkeit zu schenken. »Hey, Großmütterchen, willst du etwas?« Sie öffnete den Verschluss einer Flasche und bespritzte unsere Gesichter und Kleider mit dem tiefroten konservierten Blut. Ysabel sank auf die Knie.
»Das reicht«, murmelte ich, ging schnurstracks auf die Vampire zu und zog dabei das Messer unter meinem Rock hervor.
Sie beachteten mich gar nicht – bis ich mich auf die Vampirin stürzte, die Ysabel verhöhnt hatte und mich nun mit großen Augen anstarrte. Sie sackte unter mir zusammen – offenbar machte
Faust
die Vampire nicht nur rücksichtslos, sondern auch schwerfällig. Ich presste die silberne Klinge an ihre Kehle, nahm den unverwechselbaren Geruch von verkohltem Vampirfleisch wahr und lächelte.
»Lasst das verdammte Blut liegen«, sagte ich.
Ich dachte, dass ich besonders ruhig und vernünftig geklungen hätte, doch offensichtlich schienen ihre Kumpel in mir endlich jemanden zu sehen, den sie nicht ignorieren konnten. Das Lachen blieb ihnen im Hals stecken, und sie blickten mich betrunken und schockiert an. Plötzlich war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, das erstickte Gurgeln der unglücklichen Vampirin unter meiner geweihten Klinge.
»Wollt ihr, dass sie stirbt?«, fragte ich, als sich herausstellte, dass sie noch immer nicht ganz verstanden hatten.
»Hey«, rief der Vampir, der sich über den Vorrat an besonders wertvollem und seltenem Blut hergemacht hatte, »jetzt sei doch nicht so. Wir wollen nur ein bisschen Spaß haben.«
»Entschuldigt bitte, wenn ich Diebstahl und Mord nicht als ›ein bisschen Spaß‹ auffasse.«
»Mord? Niemand hat hier irgendjemanden umgebracht!«
Ich stand auf und zog die Vampirin auf die Füße. »Noch nicht«, erwiderte ich. »Also, was ist? Bleibt ihr hier und lasst sie sterben? Oder verschwindet ihr und rettet eure jämmerlichen Ärsche?«
»Kommt schon«, krächzte die vornübergebeugte Vampirin, »lasst uns abhauen. Das ist es nicht wert, oder?«
Ich war noch immer zu wütend, um Angst zu haben, und es sah ganz so aus, als würde mein verrückter Plan tatsächlich funktionieren. Die Vampire musterten sich misstrauisch und begannen dann einer nach dem anderen ihre Blutkonserven fallen zu lassen. Ein paar waren bereits weggegangen, als plötzlich etwas in meine rechte Seite krachte und mich mit unglaublicher Kraft auf das Kopfsteinpflaster schmetterte. Dabei fiel mir das Messer aus der Hand.
»Sie ist nur ein verfluchter Blutbeutel«, sagte jemand mit einem verächtlichen Lachen über mir.
»Zephyr!« Das musste Ysabel sein.
Verdammt, mit einem Mal wurde mir klar, wie dumm ich gewesen war. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern. Ein Vampir packte mich am linken Arm, als wollte er mich auf dem Bürgersteig festhalten.
»Frisch ist es doch am besten …« Ich blickte auf – es war die Vampirin, die ich niedergestreckt hatte. Sie war errötet und voll unbändiger, gnadenloser Kraft.
Hinter ihr hockte ein anderer Vampir, der ebenfalls ein Stück vom Kuchen ergattern wollte.
Scheiße!
Wie Aileen zu sagen pflegte, bedeutete immun zu sein nicht, dass sie mich nicht bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugen konnten. Wo zum Teufel war eigentlich die Polizei, wenn man sie brauchte?
Ich bäumte mich auf und zog den Arm mit einem schmerzhaften Ruck über das grobe Kopfsteinpflaster, während ich gleichzeitig meinen Körper wand, so dass ich einen gezielten Tritt in die Rippen der Vampirin plazieren konnte. Sie stöhnte auf und lockerte ihren Griff gerade so weit, dass ich mich losreißen und aufstehen konnte. Drei weitere Blutsauger standen in unmittelbarer Nähe, doch der besorgniserregendste war derjenige, der an meiner rechten Seite lauerte. Er stürzte sich auf mich und lachte, weil er mich noch immer für ein wehrloses Opfer hielt. Ich ließ ihn herankommen und verspürte wieder diese vertraute,
Weitere Kostenlose Bücher