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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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um Steven die Spitze an die Gurgel zu halten. Der aber hält sich prustend den Bauch, lässt sich nach hinten auf den Strand kippen und liegt dann mit ausgestreckten Armen im erfrischenden Platzregen, der seine Mückenstiche und die eiternden Wunden wohltuend umspült, während Snake zitternd im Gebüsch kauert und die göttliche Strafe für seine Taten erwartet.
    »Wollt Ihr nicht noch ein paar Austern sammeln gehen?« Steven lacht.
    Doch Snake antwortet mit ausgebreiteten Armen dem Himmel zugewandt: »Herr, ich bin dein braver Diener! Ich kann nichts dafür, dass ich gemeinsame Sache mit einem Ketzer machen muss, der ausgerechnet eine Heidin erretten will! Wenn das Unwetter, das diese kleine Insel trifft, die Strafe für meine Taten sein soll, so werde ich sie annehmen, aber regt Euch bitte nicht noch mehr auf, Herr!«
    Das Gebet wirkt.
    So schnell wie das Unwetter kam, verschwindet es auch wieder.
    Die Sonne kehrt zurück und das Land dampft wie eineurzeitliche Sauna. Der kupferne Kochtopf, der auf dem kleinen Segler festgemacht ist, hat sich zu einem Viertel mit frischem Trinkwasser gefüllt, und Steven, Scouba und Snake stehen tropfend zwischen den Mangroven auf dem Muschelstrand.
    Kurz darauf sitzen sie nackt auf dem Auslegerboot und lassen ihre wenigen Fetzen, die sie noch am Leibe hatten, im warmen Wind trocknen, der sie weiter nach Süden treibt.
Charlotte Harbour, die letzte Bay, die Steven und Shark überqueren müssen, bevor sie Captiva-Island erreichen; morgens
    Ein paar Sonnenaufgänge später erreichen die Reisenden eine riesige Bucht und suchen sich ein geeignetes Versteck, um dort die Stunden bis zum nächsten Sonnenuntergang zu verbringen. In der Ferne auf der gegenüberliegenden Seite: der Schlupfwinkel des Gaspar.
    »Du wirst die Nacht hier verbringen!«, bestimmt Snake am Ende des Tages, den vor allen Dingen Steven unruhig und nervös im Schutz der Büsche abgewartet hatte, das Ziel ihrer Reise endlich vor Augen. »Ich dagegen werde mich nach Sonnenuntergang hinüberbegeben und unter das Gesindel mischen«, erklärt Snake.
    »Soll ich hier etwa Wurzeln schlagen?«, protestiert Steven, der dem Jungen von der Blackbird noch immer nicht über den Weg traut.
    Aber Snake antwortet: »Mit Verlaub, Sir Waves, doch einer von uns beiden muss zunächst feststellen, aufwelche Weise wir Shark und ihre Brüder aus Gaspars Kerker herausholen können!«
    »Weshalb du? Ich meine - alleine?«, will Steven wissen.
    »Weil Ihr unter den Bastarden dort drüben auffallt wie ein leckeres weißes Karnickel unter einem Rudel ausgehungerter Ratten! Doch da auch ich mich vorsehen muss und mich nur unbemerkt in die Höhle des Löwen begeben kann, um mich unter die Hurensöhne zu mischen, benötige ich Eure seltsame Planke!« Und noch während er das erklärt, beginnt Snake damit, an den Leinen zu hantieren, mit denen Moonsurfer befestigt ist.
    »Packt mit an! Wir müssen die Planke losbinden, damit sie mich nach Anbruch der Dunkelheit hinüberbringen kann, während Ihr hier warten werdet!«
    Soso   …, denkt Steven und überlegt, ob er es riskieren kann, Snake sein wertvolles Board zu überlassen . Doch plötzlich weiß er, was zu tun ist: »Also gut. Aber damit du nicht noch mal auf den Gedanken kommst, ›Austern sammeln zu gehen‹, behalte ich Scouba hier!«
    »Einen Teufel werdet Ihr …«, protestiert Snake.
    Doch dieses Mal erstirbt Snake das Wort auf der Zunge, als er die Spitze von Stevens Säbel an seiner backbordseitigen Halsschlagader spürt.
    »Das werdet Ihr nicht wagen!«, flüstert der Schiffsjunge daraufhin so leise und kalt, dass es Steven einen Atemzug lang fröstelt. Doch irgendwie gelingt es ihm, mindestens ebenso eiskalt zurückzugeben:
    »Ich werde es nicht wagen, dich mit meinem Board gehen zu lassen - mit allem, was ich außer meinem Leben noch habe. Nicht, ohne mir das als Pfand zu nehmen, was Ihr,Sir Snake, Wer-immer-ihr-auch-seid , außer Eurem Leben noch besitzt: Scouba!«
    In diesem Moment greift Snake blitzartig nach seiner Waffe, wirft sich fast gleichzeitig herum, holt aus und lässt das Metall durch die Luft sirren - doch der Schlag geht ins Leere.
    Steven ist schneller, als Snake es sich ausgerechnet hatte. Schneller sogar, als es sich Steven selbst zugetraut hatte.
    Snake torkelt für den Bruchteil einer Sekunde, aus dem Gleichgewicht gebracht vom eigenen Schwung. Steven steht bereits wieder, zwei Schritte zurückversetzt, fest im Sand, den Säbel auf Snake gerichtet. Aber der

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