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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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Schiffsjunge vollführt eine komplette Drehung und fängt sich gekonnt.
    Während sich dann die Spitzen ihrer Waffen zitternd gegenüberstehen, flüstert Snake: »Ihr werdet es nicht wagen, gegen mich anzutreten!«
    »Ich habe keine Wahl!«, gibt Steven zurück, der ohne sein Board verloren wäre. »Ich werde dich töten, wenn du versuchst, mich anzugreifen!«
    Da macht Snake einen Ausfall und greift an.
    Blitzschnell.
    Steven pariert, so gut er kann. Doch der erwartete Schlag, das klirrende Geräusch von Eisen auf Eisen bleibt aus.
    Stattdessen bricht der Schiffsjunge den Scheinangriff ab, wirft den Säbel in den Sand, schwingt seinen Arm in einer ausladenden Bewegung durch die Luft und macht eine tiefe Verbeugung, einen Fuß elegant vor den anderen gestellt:
    »Ihr habt ja richtig Mumm in Euren Knochen, Sir Waves! Gestatten, ich bin Peter Periwinkle. So jedenfalls wurde ich zu Hause in Liverpool genannt. Ich bin der Sohn des wahren Eigners des englischen Handelsschiffes mit dem Namen Bird , gekapert von Piraten, umgetauft auf den Namen Blackbird und auf Grund gesetzt vor der Küste Sharkfin-Islands.« Danach lässt er sich in den Sand plumpsen und ergänzt: »… und ich bin einverstanden mit Eurem Vorschlag. Ihr stellt Euer sogenanntes Surfboard vorübergehend in meine Dienste, während ich dasselbe mit meinem treuen Begleiter Scouba zu Eurer Sicherheit mache.«
    Steven, noch immer in Verteidigungsposition, lässt nur langsam seine Waffe sinken. Doch nachdem er zu dem Schluss gekommen ist, dass dies keine weitere Finte des Schiffsjungen ist, und da er gleichzeitig neugierig geworden ist, fragt er: »Und … was ist mit deinem Vater geschehen?«
    Doch Snake Periwinkle weicht aus: »Ihr wisst bereits genug«, wiegelt er ab. »Haben wir nun einen Handel oder nicht?«
    »Haben wir!«, erwidert Steven, stellt ebenfalls einen Fuß vor den anderen und ahmt Snakes ausladende Verbeugung nach:
    »Mein Name ist einfach nur Steven. Kein Sir, kein Earl, kein Euch und kein Ihr! Und auch kein Cheese. Einfach nur Steven . Dass man das in diesem Land jedem extra erklären muss …«
    »Cheese?«, wundert sich Snake.
    »Ach, vergiss es, nenn mich einfach nur Steven!«
    »Also, dann, Steven, packt mit an und befreit EurePlanke von ihren Fesseln … verzeiht, ich meinte: Hilf mir, die Planke loszumachen!«
    Es ist dunkel, als sich Snake bäuchlings auf das Surfboard legt, um durch die Bucht und in die Höhle des Löwen zu paddeln.
    Doch Moonsurfer schießt fast wie von selbst in die Brandung und trägt Snake zielstrebig hinaus in die Dunkelheit, hinüber in Gaspars Reich.
    Steven dagegen verbringt die Nacht allein mit dem Hund in einer kleinen, sandigen Senke. Zwischen Zwergpalmen und Sträuchern erzählt er Scouba von der Welt in dreihundertelf Jahren. Das Tier legt den Kopf zur Seite, wedelt mit dem Schwanz und hechelt den Zeitreisenden unbeeindruckt an.
    »Hab verstanden. Du glaubst mir also auch nicht, stimmt’s?«, fragt Steven und seufzt.
    Scouba gähnt, dreht sich in den Sand, schließt die Augen und schläft ein.
    Noch vor Morgengrauen ist Snake zurück. Er sieht mitgenommen aus. An seiner Schläfe klebt getrocknetes Blut.
    »Was ist geschehen?«, will Steven wissen.
    »Ich lebe noch«, gibt Snake zurück.
    »Wie geht es Shark und ihren Brüdern?«
    »Leben ebenfalls noch. Befinden sich im obersten Kanonendeck - man hat sie dort in Ketten gelegt.«
    »Haben wir eine Chance …?«
    »Zum Gefangenenschiff in der Mitte des Pfuhls, den Gaspar seinen Hafen nennt, führt nur eine einzige, höchstzweifelhafte und verflucht lange Hängebrücke«, erklärt Snake. »Zudem gibt es - sieht man von den Niedergängen an Deck ab - nur einen einzigen Zugang ins Innere des Schiffes: eine geöffnete Stückpforte, die offensichtlich für Frischluft sorgen soll. Selbstverständlich sind Männer auf dem Schiff, die nicht nur die Gefangenen, sondern auch eine Pulverkammer unter dem Oberdeck bewachen.«
    »Konntest du rausfinden, wie viele?«
    »Fünf, um genau zu sein. Unterstützt von ein paar hungrigen Krokodilen im Brackwasser der Lagune. Bei meiner Seel, ich fürchte, wir brauchen einen verflucht guten Plan, um Shark da rauszuholen! Im Übrigen gesellt sich zu den Krokodilen auch noch ein riesiger Hai, der sich erst vor einigen Tagen in die Bucht verirrt haben soll.«
    »Ein Hammerhai etwa?«
    Snake reibt sich das Kinn: »Möglich. Gerade als ich das Vieh sah, war es auch schon wieder abgetaucht. Denn im selben Moment hatte aus der

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