Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
Vom Netzwerk:
Wachen schnarchen zwischen ein paar mickrigen Öllampen, eine auf dem Achterdeck und die andere auf dem Bug-Kastell des Schiffes, das nur mit einer einzigen langen, schmalen Hängebrücke mit der Dschungelstadt verbunden ist. Weitere Männer saufen in der ehemaligen Kapitänskajüte. Aus der Suppe darunter blitzen die schuppigen Buckel und die schleimigen Glupschaugen der Krokodile.
Zoom zurück in die Totale über Captiva

    Auf dem offenen Meer kreuzt eine Jolle, über der die Flagge von Käpt’n Skull im Wind zappelt. Die Nussschale hält geradewegs auf Captiva-Island zu.
    Besetzt ist das kleine schnelle Boot mit ein paar Männern, einem Indianermädchen und drei Jungen. Die vier Indianer sind fast nackt und mit engen Schlingen um ihre mageren Hälse aneinandergebunden.
    Das Boot umrundet den Nordzipfel der Insel und verschwindet im Dunkel der versteckten Bucht. Es rammt den alten Schiffsrumpf, das Gefängnis in der Mitte des Hafens, und macht unter einer glitschigen Jakobsleiter, die von den Resten einer Reling herunterhängt, fest.
    »Heee! Is irgend’n Syph-Hirn zu Hause? Is ja nicht zu fassen, hier kann einer ja unbemerkt ein- und ausspazieren, als wär’s ’n öffentlicher Marktplatz!«
    Die zwei Wachen schrecken hoch. Twinjack, der mit der Glatze, verliert prompt seinen Dreispitz an den Sumpf unter ihm. Twinjim, der andere, verliert seine Muskete, die die Stufen zum Hauptdeck hinunterpoltert. Verschlafen sucht er seine Stiefel, findet aber nur einen.
    Die beiden Wachen treffen sich am Gangspill, der Ankerwinde auf dem Halbdeck, wo sie einen Ochsenfrosch aufschrecken, der glucksend zwischen dem knöcheltiefenGras auf den Decksplanken verschwindet. Stolpernd und polternd suchen Twinjim und Twinjack die morsche Reling ab, bis sie auf die Strickleiter stoßen, deren Existenz sie offenbar vergessen hatten. Sie recken ihre schmutzigen Hälse außenbords und rufen gleichzeitig wie zwei Synchron-Stotterer:
    »W-w-w-wer da? W-w-w-wer da?«
    »Meldet dem Gouverneur das Eintreffen von ’ner Gesandtschaft von Kapitän Skull, ihr zwei Sumpfratten! Aber schnell, wir ham frische Ware, die langsam gammelig wird. Außerdem sind wir verdammt durstig und ham uns ’n Fässchen Rum verdient!«
    Die Antwort der beiden kommt ebenfalls im Chor:
    »Ay-ay, Sir!«
    Nachdem die Gefangenen die Jakobsleiter hinaufgewuchtet worden sind, stehen der Glatzkopf und der Einstiefelige sabbernd vor den geschundenen Indianern. »W-was, nur ein Weib? Skull lässt sich seit Monaten nicht mehr hier blicken und schickt nur ein verdammtes kleines Weib? Weiß er nicht, dass der Gouverneur dringend frische und kräftige Frauenzimmer aus’m Dschungel haben will, die ihm ordentlich was einbringen?«
    Der Anführer des Kommandos, das Shark und ihre Brüder in das stinkende Loch von Captiva-Island verschleppt hat, wendet sich seinen Männern zu.
    »Legt die Jungen in Ketten, und bringt das Weib zum Gouverneur! Er wird schon sehn, was er davon hat!« Dabei deutet er auf seinen Hals, über den sich blutverkrustete Kratzspuren ziehen, als wäre er von einem Panther angefallen worden.
    Shark wird von ihren Brüdern getrennt.
Kerker
    Sting, Alligator und Turtle werden in den Niedergang hinunter in das erste Kanonendeck gestoßen. Der Gestank menschlicher Fäkalien, der sich dort unten schon seit Jahrzehnten in das alte Gebälk frisst, dringt an die frische Nachtluft.
    Der Kerker ist leer. Er wurde offensichtlich schon länger nicht mehr mit »frischer Handelsware« gefüllt. An einen der Mast-Stümpfe, die durch die niedrigen Räume bis zum Kiel hinunterführen, sind Ketten geschlagen, an deren anderem Ende sich die Schellen befinden, die um die Fußknöchel von Sting, Alligator und Turtle gelegt werden.
Hängebrücke
    Sharks Schlinge um den Hals wird an einer Stange befestigt, mit der man die Furie auf Abstand halten will. Wie ein Hund an einer starren Leine wird Shark über die bedrohlich schwingende Hängebrücke gezerrt. Sie verschwindet mit dem nervösen Twinjack am anderen Ende der Stange im Gewirr der Dschungelstadt, gefolgt von Skulls Männern, die die Gegenleistung für ihre Ware aushandeln wollen: ein gutes Schiff als Leihgabe, mit geräumigen Lagerdecks für den Schatz von Sharkfin-Island, dessen Existenz sie nicht erwähnen werden.
Kerker
    Sting, Alligator und Turtle liegen zusammengekauert auf den fauligen Planken des Decks. Plötzlich wird die Luke über den drei Gefangenen wieder geöffnet, Shark wird hinuntergestoßen und bleibt regungslos

Weitere Kostenlose Bücher