Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
hatte, war blutrot und dampfte. Sie füllte sie ganz vorsichtig in ein Glasfläschchen um, das sie dann mit einem Sicherheitskorken verschloss, damit nichts verdampfen konnte. Dann schwenkte sie das Fläschchen siebenmal links herum und noch siebenmal rechts herum und murmelte dabei die Zauberformel: »Wenn er nicht die Wahrheit spricht, fällt der Lügner aufs Gesicht. Trinkt der Freund den bittren Saft, hat die Freundschaft ewig Kraft. Spuckt er ihn aus, muss er raus.«
Zufrieden dachte sie, dass sie die vier jetzt auf die Probe stellen konnte. Jeder von ihnen musste dazu zwei Schlucke trinken, und wenn sie es wirklich gut mit ihr meinten, würde ihnen nichts passieren. Wenn nicht, würden sie kurz das Bewusstsein verlieren.
Natürlich war dieser Versuch heikel, aber Nina hatte keine andere Wahl. Sie steckte sich das Fläschchen in die Hosentasche, verließ das Labor und wartete auf ihre Freunde, die pünktlich erschienen. Nina empfing sie lächelnd im Kaminzimmer.
»Ich freue mich, euch zu sehen. Lasst uns einen Spaziergang durch den Park machen und uns dabei unterhalten. Ich habe das Buch von Birov mitgebracht und noch eine Überraschung.«
Cesco hatte gleich eine Frage an sie. »Also, willst du das Neueste über Alvise und Barbessa wissen?«
Nina lehnte ab. »Noch nicht sofort. Erst müsst ihr diese rote Flüssigkeit trinken. Jeder zwei Schluck«, sagte Nina und holte das Glasfläschchen aus ihrer Hosentasche.
Die vier warfen sich verdutzte Blicke zu, denn sie verstanden nicht, warum Nina so etwas von ihnen verlangte.
»Was ist das denn? Etwa Blut?«, fragte Fiore ängstlich.
»Nein, Blut ist das nicht. Es ist ein Zaubertrank. Wenn ihr wirklich meine Freunde sein wollt, müsst ihr den trinken, sonst kann ich euch nicht trauen. Und nicht ausspucken! Ihr müsst ihn unbedingt hinunterschlucken. Schließlich soll ich euch in alles einweihen. Da muss ich sicher sein können, dass keiner von euch mich je verraten wird«, antwortete sie sehr ernst.
Dodo hob den Finger und fragte ganz leise: »Ein Za... Za... Zaubertrank? Heißt das, du bist ei... eine Zauberin? Eine He... He... Hexe?«
»Ich bin eine Alchimistin, so wie mein Opa ein Alchimist war. Seht ihr? Mein Opa hatte auch so ein sternförmiges Erdbeermal auf der rechten Handfläche: Das ist ein magisches Zeichen. Es bedeutet, dass ich die alchimistischen Fähigkeiten der Familie der Guten Magier geerbt habe«, erklärte Nina. »Also bitte, vertraut mir !«
Cesco ging einen Schritt auf sie zu, schaute ihr in die Augen, nahm das Fläschchen und trank daraus zwei Schlucke. »Pfui! Das schmeckt ja echt eklig! Und es ist bitter, wie Lebertran«, schimpfte er, nachdem er die rote Flüssigkeit hinuntergewürgt hatte.
Bei dem Vergleich musste Nina grinsen. Das Fläschchen ging von Hand zu Hand, und auch alle anderen verzogen mehr als angewidert das Gesicht, spuckten jedoch nichts aus.
Nina beobachtete genau, ob jemandem schlecht wurde oder einer in Ohnmacht fiel, aber zum Glück sank niemand bewusstlos nieder.
Mit einer glücklichen Umarmung und einem Händedruck besiegelten sie ihre neue Freundschaft. »Nun sind wir wahre Freunde. Ich weiß jetzt, dass ihr es ehrlich meint. Euch kann ich vertrauen. Und das ist wichtig, denn ich brauche eure Hilfe, um Karkon Ca’ d’Oro und seine fiesen Zauberkinder in die Enge zu treiben. Ich bin ganz sicher, dass sie meinen Großvater und Birian Birov umgebracht haben«, sagte Nina.
Sie setzten sich zusammen ins Gras unter dem großen Magnolienbaum, und Nina begann, alles zu erzählen, was ihr passiert war. Sie verriet ihnen auch, dass es das Labor und das Magische Buch gab.
Der bloße Gedanke an das Gesicht von Karkon und die Drohungen von Alvise und Barbessa jagten ihren neuen Freunden einen kalten Schauer über den Rücken. Schließlich schlug Nina Birovs Roman auf und zeigte den anderen den Satz, der in der Symbolschrift geschrieben war. Sie erklärte ihnen, dass es sich um Wörter aus der Sprache von Xorax handelte, die sie schon zu entziffern gelernt hatte.
Im Schatten der roten Magnolienblüten hatte Nina ihre neuen Freunde mit der Erzählung in ihren Bann gezogen. Cesco hatte vor lauter Aufregung eiskalte Hände, Dodo war rot angelaufen und murmelte nervös vor sich hin, Roxy kratzte sich dauernd an der Wange und Fiore kaute an ihrem rechten Daumen. Die vier wussten nicht, ob das stimmte, was ihre neue Freundin erzählte, aber die Geschichte faszinierte sie dermaßen, dass sie fast keine Fragen stellten. Und
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