Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
Abendwind und die Blüten dufteten süß. Adonis lief glücklich umher und bellte die Möwen an, die über dem Steg kreisten, während Platon eine Ameisenkolonie unter einem alten Baumstamm beschnupperte.
Bald war es Zeit für das Abendessen, doch Nina hatte keinen großen Hunger. Nachdem sie sich von ihren neuen Freunden verabschiedet hatte, bat sie Sahnetorte nur um eine Tasse Getreidemilchkaffee und ein ordentliches Stück Schokoladenkuchen. Natürlich erfüllte Ljuba ihr nicht nur diesen Wunsch, sondern brachte ihr dann auch noch eine Schale Obstsalat und einen Krug Pfirsichsaft aufs Zimmer.
Diese Nacht war für Nina wichtig, sie musste unbedingt den Rauchring in ihren Besitz bringen, um weiterforschen zu können. Nervös ging sie hinunter in das Labor, stellte den Kuchenteller auf den Tisch und befragte, während sie an ihrem Kuchenstück kaute, das Magische Buch: »Buch, was muss ich tun, um den Rauchring zu bekommen?«
Die flüssige Seite gab ihr bald die Antwort:
Der Rauchring befindet sich in der Spiegelkammer.
Nutze den Halbmond und
schau dir den fünften Spiegel an der rechten Wand an.
Drück vorsichtig dagegen,
dann findest du dahinter ein silbernes Kästchen.
Darin liegt das, was du suchst.
Aber ... nimm dich vor Karkon in Acht!
Er sieht dich durch die Spiegel und kann dir den Ring rauben.
Drück den Taldom Lux,
dann wirst du sehen, dass das Böse verschwindet Denk daran, der Rauchring gehörte deiner Großmutter,
Prinzessin Espasia.
Steck ihn auf deinen linken Daumen,
aber nur, wenn du ihn brauchst, und sprich diese Worte:
»Geist im Ring, öffne den Weg für den grünen Tau.
Geist im Ring, schieß den Pfeil ab und teile den Fels.
Geist im Ring, erschaffe die Harmonie, die mich fort trägt.«
Wenn du dich nicht daran hältst, wird die Magie des Ringes schwinden.
Das Buch schloss sich und ließ Nina verunsichert zurück. Den Rauchring durfte man nur unter bestimmten Bedingungen benutzen. Aber unter welchen? Wo? Wann? Zweifel, noch mehr Zweifel und schwierige Rätsel, für die Nina eine Lösung finden musste. Nina fühlte, wie die Angst vor Karkon, die sie so erfolgreich verdrängt hatte, wieder wie eine fiese Schlange in ihr hochzusteigen drohte ... Sie sollte zurück in die Spiegelkammer gehen und Karkons Gesicht überall in den Spiegeln sehen! Bei dem Gedanken wurde ihr ganz anders, doch sie hatte keine Wahl.
Entschlossen nahm sie den Taldom Lux und den Halbmondschlüssel in die Hand und stieg mit klopfendem Herzen die Wendeltreppe hinauf. Adonis, der ihr folgen wollte, befahl sie, vor dem Zimmer des Großvaters Wache zu halten und zu bellen, falls Ljuba kam. Der Hund schaute sie überrascht an, legte sich dann aber brav vor die Tür in den Gang.
Nina durchquerte das Zimmer und den inneren kleinen Korridor. Als sie vor der Tür mit dem Vorhängeschloss ankam, begannen ihre Hände zu zittern. Langsam steckte sie den Halbmondschlüssel ins Schloss, die Tür öffnete sich mit einem Ruck, und der Schlüssel leuchtete wie beim ersten Mal, sodass es im ganzen Raum mit den Spiegeln ringsum hell wurde. Sie suchte sofort den fünften Spiegel an der rechten Wand, wie es ihr das Buch aufgetragen hatte, und ging langsam darauf zu. Mit einer Hand schob sie ihn nach hinten, während sie mit der anderen Hand den Taldom Lux fest umschloss. Und dann passierte es: Die Spiegel wurden feuerrot und die Fratze von Karkon erschien in ihrer ganzen Hässlichkeit. Der Halbmond erlosch, einen Moment war es stockfinster, dann zischte es und beißende Flammen züngelten von allen Wänden. Das bösartige, kratzende Lachen des Magiers ging Nina durch und durch, genau wie beim letzten Mal. Ihr stand der kalte Schweiß auf der Stirn, und während sie sich Hilfe suchend von einer Seite zur anderen drehte, sah sie immerfort dieses grausige und drohende Gesicht. Doch so leicht würde sie es diesem Monster nicht noch einmal machen! Mit Schwung warf sie den Halbmondschlüssel auf den Boden und hielt den Taldom Lux Karkon entgegen, der sie vom fünften Spiegel aus anstarrte.
»Hau ab, verfluchter Karkon. Verschwinde! Ich habe keine Angst vor dir. Ich bin Nina, Mischas Enkelin, und ich werde dich besiegen!«, rief sie, so laut sie noch konnte, und versuchte ihre ganze Wut auf das Zauberzepter in ihren Händen zu konzentrieren.
Aus dem Schnabel des Vogelkopfes am Taldom Lux entlud sich plötzlich ein blauer, gleißender Blitz, der den Magier mit voller Wucht an der Stirn traf und sein Bild nach und nach auffraß. Das
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