Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
beobachteten Alvise und Barbessa mit dem Fernglas jede ihrer Bewegungen, aber sie kamen nicht drauf, was sich unter dem Laken verbarg.
An der von Touristen belagerten Haltestelle San Marco verließen die Zwillinge die Fähre, während das Boot von Nina und ihren Freunden in den kleinen dunklen Kanal einbog, der zum Ca´d’Oro-Palazzo führte.
»Sie fahren zu Karkon. Sie wollen bestimmt in unseren Palast ein- dringen. Wir müssen sofort dem Grafen Bescheid geben und sie aufhalten!«, zischte Alvise.
Roxy stoppte das Boot kurz darauf an der dritten Einbuchtung in der Palastwand. Die blassgraue Farbe bröckelte bereits von der alten Steinmauer ab und auch sonst machte der Palazzo alles andere als einen freundlichen Eindruck. Tiefe Schatten griffen wie mit Fingern nach dem Boot, und der kleine Tunnel, der versteckt vor ihnen in den alten Mauern lag, erinnerte Nina an einen Schlund. Aber es war der beste Zugang zum Haus. Laut ihrer Karte, auf der er mit der Nummer drei gekennzeichnet war, führte er direkt in die alten Kellergewölbe.
»Das ist der richtige Tunnel!«, rief Cesco den anderen zu. »Die ersten beiden Einbuchtungen führen zur Küche und zum Speisesaal. Ich bin mir sicher, Nummer drei benutzt Karkon selbst, weil dieser Tunnel direkt zu seinem unterirdischen Labor führt.«
Roxy schaltete den Motor aus. Cesco und Dodo holten die Ruder hervor und ließen das kleine Boot langsam und lautlos durch das Wasser gleiten.
Nach einigen Metern hielten sie im Schatten eines Torbogens, unter dem drei Stufen aus dem trüben Wasser emporragten. Nina stieg als Erste aus. Sie setzte ihre Füße vorsichtig auf die nassen, vom Schlick überzogenen Steinstufen und stieg weiter hinauf. Als sie den Torbogen erreichte, untersuchte sie vorsichtig die hölzerne Tür. Nicht ohne dabei auf jedes noch so kleine Geräusch zu hören, denn wer wusste, ob nicht Karkon gerade auf der anderen Seite der Tür wartete? Ein Rascheln ließ sie zusammenzucken, doch es war nur eine Ratte, die sich durch ein paar verwelkte Blätter kämpfte.
»Ich finde weder einen Griff noch ein Schloss an dieser Tür«, wisperte Nina ihren Freunden nach einiger Zeit zu. »Aber wir müssen doch irgendwie hier hineinkommen.«
»Vielleicht muss man ein Passwort sagen«, meinte Cesco.
»Probier doch mal, die Tür aufzudrücken«, schlug Roxy vor.
Nina stemmte sich mit aller Kraft dagegen, aber nichts passierte.
Der Sbackius lugte mit einem Auge unter dem Laken hervor und schaute sich neugierig um.
»Gedulde dich bitte noch etwas, du kommst ja bald raus«, tröstete Dodo ihn.
»Los, Leute, denkt nach! Wie könnten wir die Tür noch aufkriegen?« Nina wurde langsam nervös.
Der Holzrahmen in der Mauer war zwar massiv, aber an manchen Stellen hatte die Feuchtigkeit ihn morsch werden lassen. Nina tastete langsam das Holz ab. Sie war auf der Suche nach einem Spalt, an dem sie den Rahmen vielleicht aus seiner Befestigung hebeln könnten. Aber sie fand keinen. Nach kurzem Zögern holte sie den Taldom Lux aus ihrer Tasche und drückte auf die Goasil-Augen. Der grelle Lichtblitz, der aus dem Zepter schoss, prallte von der Tür ab, ohne sie dabei auch nur ein bisschen zu beschädigen.
Nichts, nicht einmal die Magie des Taldom Lux funktioniert hier, dachte Nina verzweifelt.
»Versuch es noch einmal«, ermutigte Roxy sie, »vielleicht klappt es mit einer stärkeren Ladung.«
Nina drehte sich um, betrachtete skeptisch die Tür und drückte zwei weitere Male die Goasil-Augen des Taldom Lux. Wieder traf der Lichtstrahl das Holz und wieder prallte er ab, ohne etwas ausrichten zu können. Nicht ein Kratzer war zu sehen. Doch plötzlich veränderte sich das Bild. Der Strahl des Taldom Lux bildete einen Halbkreis aus Licht, der in der Luft verharrte. Nina ließ das Zauberzepter sinken und berührte vorsichtig mit der linken Hand das Licht, das den Bewegungen ihrer Finger folgte und dabei seine Form veränderte.
Nina malte zuerst ein großes O, das unbeweglich vor ihr in der Luft stand, dann formte sie mit ihren Fingern aus dem Licht ein S.
»Ich kann mit diesem Licht die Buchstaben des Alphabets schreiben ...«, sagte sie nachdenklich.
Plötzlich sprang Cesco auf. »Versuch mal, ein K zu schreiben, K wie Karkon.«
Das war die Idee! Nina versuchte sofort, mit ihrer Hand das Licht zu einem K zu modellieren.
Der Buchstabe fing Feuer und drehte sich fünfmal um sich selbst, ehe er sich in die Holztür brannte.
Der Rahmen begann zu knirschen und langsam öffnete sich
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