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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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haben.
    »Unsere Männer, Rory? Die Vierundzwanzig? Unsere Vierundzwanzig?«
    Verwirrt blinzelte Rory ihn an. Er hatte es schon wieder vergessen.
    Lorcan wurde ungeduldig, richtete sich im Bett auf und streckte die Hand aus, als wollte er an Rorys zerlumpter Uniform zerren. Doch seine Finger glitten durch sonnendurchleuchtete Luft. »Rory! Meinst du die Vierundzwanzig?«
    »Die Vierundzwanzig«, wiederholte Rory. Seine Miene klärte sich. »Genau. Die Männer.«
    Da legte sich Lorcan die Hand über die Augen, er wirkte aufgewühlt, und Rory beobachtete ihn genau. Der Blick des Geistes war jetzt ungewöhnlich wach, er nahm den Mann vor sich wirklich wahr. Allmählich wurde Wynter mulmig. Gespenster sollten Menschen eigentlich nicht so eindringlich ansehen. Das taten sie nie. Rorys papierdünne Worte zogen Lorcans Blick wieder empor, Wynter sah ihn schlucken und die Zähne zusammenbeißen, um ohne Tränen weiter lauschen zu können.
    »Sie haben vergessen«, erklärte Rory. »Alles außer dem Sieg.«
    Lorcans Trauer verwandelte sich in Verwirrung. »Was soll das heißen?«
    »Die Männer. Der Junge. Gedanken. Alte Lieder bleiben besser ungesungen. Es war alles vergeblich … alles vergeblich, Lorcan … Er hat sie wieder benutzt.«
    Lorcan nickte hohläugig. »Ich weiß.«

    »Nun … will er sie zurückholen …«
    »Er hat Recht, Rory. Das sollte er. Wir haben alle zugestimmt.«
    Ohne Vorwarnung beugte sich Rory hinunter und brachte sein Geistergesicht ganz nah an Lorcans. Der große Mann schrak zurück, als er den Geisteratem auf seiner Haut spürte, und Rory kam noch näher. Einen kurzen Moment lang sah Lorcan in die Augen des toten Mannes. Und der tote Mann erwiderte den Blick. Lorcans Hände begannen zu zittern, er machte ein verzweifeltes, kehliges Geräusch, schien aber den Kopf nicht abwenden zu können.
    »Die Männer stimmen nicht zu«, zischte Rory. » Sie sind auf der Seite des Jungen!«
    Lorcan keuchte erstickt, und es klang so grausig, dass Wynter zusammenzuckte.
    »Hey!«, rief Christopher von der Tür. Sie hörte den Stuhl über den Boden schaben, als er sich mühsam erhob. »Hey!«
    Lorcan stieß ein schrecklich krächzendes Geräusch aus, als würde er gewürgt, und Wynter machte einen Satz nach vorn, während Christopher an ihre Seite stolperte.
    »Vater!«, schrie sie.
    Doch da richtete sich Rory wieder auf und wandte den Blick ab, und Lorcan sackte nach vorn, die Hand an der Kehle, das Gesicht dunkelrot. Er bedeutete Wynter und Christopher mit erhobenem Arm, stehen zu bleiben. Sie gehorchten.
    Verunsichert blickte sie von Rory zu ihrem Vater, während Lorcan weiterhin nach Luft rang. Hinter ihr taumelte Christopher umher wie ein Betrunkener und hielt sich am Bettgestell fest, den Dolch immer noch trotzig – wenn auch zitternd – dem Geist entgegengereckt.

    Rory Shearing betrachtete traumverloren den jetzt wütenden Lorcan.
    »Also«, krächzte der, immer noch die Hand um die Kehle gelegt. »Wo ist er? Der Junge?«
    Der Geist legte fragend den Kopf zur Seite.
    »Rory!« Lorcan schlug klatschend auf das Bett. »Rory! Denk nach!«
    Shearings Geist legte die Stirn in Falten, vorübergehend schien er Lorcan wieder wahrzunehmen. »Ja … der Junge …«
    »Deshalb bist du doch hier, oder? Um mir zu sagen, wo der Junge ist? Du kannst das doch unmöglich für richtig halten. Dass er sie wieder benutzt? Dass er alles zurück ans Licht zerrt? Nach allem …« Lorcan stockte, dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Nach allem, was du geopfert hast, um es auf ewig zu begraben.«
    Plötzlich sah Rory über die Schulter, als hätte er ein Geräusch vernommen. Alle folgten seinem Blick. Unverwandt starrte er die gegenüberliegende Wand an, doch die drei Menschen konnten dort nichts entdecken.
    »Rory?«, fragte Lorcan erneut. »Wo ist Alberon?«
    Rory riss sich von der Wand los. »Ist es das, was du wissen musst?«, fragte er.
    »Ja!«, rief Wynter. »Ja! Vater! Sag ihm ja!«
    »Ja!«, bestätigte Lorcan.
    Wieder sah sich Rory um. »Ich muss gehen.« Mit einem Blick auf Lorcan fügte er hinzu: »Ich werde mein Bestes tun.« Er zog den Kopf ein und hielt die Hände hoch, als hätte ihm jemand ins Ohr gebrüllt. »Ich muss gehen!« Hilflos blickte er sich um, wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Und dann stürmte er davon; Lorcan schrie auf, als Rory mitten durch das Bett flog und lautlos in der gegenüberliegenden Wand verschwand.

    Einen Moment lang warteten die drei angespannt, ob etwas in den

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