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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Volk sehr schaden.«
    Also wusste er es bereits. Würde er handeln?
    »Wenn es dem König schadet, ist es für Euch verheerend, Eure Hoheit.«

    Razis Stimme verlor sich, als die beiden in die große Scheune traten, doch zuvor schnappte Wynter noch auf: »Und verheerend für mich bedeutet fabelhaft für meinen Bruder, Simon.«
    Gott steh uns bei, Razi, dachte sie bestürzt. Was für ein Spiel spielst du? Nimmst du überhaupt keine Rücksicht auf dein eigenes Leben?
    Noch zögerte sie, dann wandte sie sich zum Gehen, wirbelte aber unvermittelt wieder herum, als Razi wie der Blitz aus der Scheune geschossen kam. Keine Spur mehr von höfischer Beherrschung, seine Miene war nun aufs Äußerste besorgt. Er suchte den Reitplatz ab, bis er Wynter entdeckt hatte, dann sah er sie eindringlich an. De Rochelle musste erwähnt haben, dass sie dort wartete.
    »Hohe Protektorin Moorehawke?«, rief er quer über den sonnenverbrannten Übungsplatz. »Benötigt Ihr Hilfe?«
    Sie schielte rasch zu den Soldaten. Achtung, Razi! , dachte sie und verbeugte sich förmlich. Gewiss glaubte Razi, dass ihr Vater oder Christopher ihn brauchten; in seiner Sorge um sie war die sorgfältig errichtete Unnahbarkeit von ihm abgefallen. Betont kühl gab sie zurück: »Ihr seid zu großzügig, Eure Hoheit, doch ich wollte nur etwas frische Luft schnappen.«
    Razi sah sie verunsichert an, nickte und ging dann zurück zur Scheune. Simon de Rochelle beobachtete sie aus dem Schatten.
    Aus dem Augenwinkel nahm Wynter ein Huschen wahr und fiel in einen Laufschritt. Gerade noch rechtzeitig umrundete sie den Futterschuppen, um Gary Huette zur Bibliothek rennen zu sehen, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Verdammt! Gottverdammt!

    Er würde den anderen brühwarm berichten, dass die Hohe Protektorin nicht, wie sie versprochen hatte, zu ihrem Vater, sondern vielmehr zu ihrem Herrn und Meister, dem Mörder, dem Giftmischer, dem machtgierigen heidnischen Bastard geeilt war: zu Thronfolger Razi.
    Verdammt! Vor Wut trat sie gegen die Wand, quiekte, fluchte und hüpfte auf einem Bein herum. Bei Frith! , wie Christopher sagen würde.
    Sie wusste nicht mehr ein noch aus. Sollte sie in die Bibliothek gehen und alles erklären? Würden sie ihr Gehör schenken? Was, wenn sie Wynter einer Verschwörung verdächtigten und versuchen würden, den Palast zu verlassen? Um Himmels willen. Dann müssten sie den Wachposten den Grund dafür erläutern und würden sich damit in größte Schwierigkeiten bringen.
    Es half alles nichts. Sie musste mit ihrem Vater sprechen.
    Als sie in ihren Gemächern ankam, stolperte sie beinahe über Christopher. Er hatte einen der schweren runden Sessel in den Gemeinschaftsraum geschleift – eine beachtliche Leistung bei seiner Verfassung – und vor der offenen Tür zu Lorcans Schlafkammer Position bezogen.
    Stocksteif und wachsam saß er da und ließ Lorcans Kammer nicht aus den Augen. Eine Hand war krampfhaft um die Sessellehne geklammert, in der anderen entdeckte Wynter zu ihrer Besorgnis seinen schwarzen Dolch, die Klinge nach vorn gerichtet, bereit zum Angriff. Die Spitze des Messers bebte leicht. Christopher hatte Angst.
    Wynter versperrte die Eingangstür und wartete, bis er sie bemerkte.
    »Wynter?«, zischte er, ohne sich umzublicken.
    »Ja«, flüsterte sie zurück, ebenfalls nach ihrem Dolch tastend.

    »Da ist ein Geist in der Kammer deines Vaters.«
    Gütiger! Es gab keine Geister, die in diesen Räumen heimisch waren! Also musste es sich um einen Besuch handeln. Ein Gespenst, das vorsätzlich seinen Wirkkreis verließ, einem Impuls folgte und aus eigenem Antrieb handelte – das konnte nichts Gutes verheißen.
    Wynter schluckte und steckte ihren Dolch wieder zurück. »Christopher«, raunte sie ihm zu, während sie vorsichtig auf ihn zuging. »Dein Messer brauchst du nicht.« Je näher sie kam, desto lauter hörte sie seinen röchelnden Atem, und erkannte, dass er zu Tode verängstigt war.
    »Er ist seit Ewigkeiten hier«, flüsterte er, die zugeschwollenen Augen auf eine Erscheinung geheftet, die sich immer noch Wynters Blicken entzog. »Ich kam, um deinen Vater zu besuchen, aber er schlief, also ging ich hinaus, um ein Kissen zu holen, und als ich zurückkam … war er da. Stand über ihn gebeugt. Sah ihn nur an.«
    »Ist es … ist es eine Frau?«, fragte Wynter bang, denn sie dachte an Heather Quinn und was ein Besuch von ihr bedeuten würde.
    Erleichtert seufzte sie auf, als Christopher entgegnete: »Nein, ein Mann. Ein Soldat.

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