Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
ich überhaupt nicht besonders viel. Doch Vater hatte sich in den Kopf gesetzt, dass die Katzen in der Burg … nun ja, dass sie Geheimnisse kannten. Dass sie etwas Bestimmtes wussten, das nicht bekannt werden sollte. Ich glaube, er hatte Angst, sie würden es verraten, es ausplaudern.«
    Bei dem Gedanken, eine Katze könnte etwas ausplaudern,
rümpfte Wynter verächtlich die Nase. Doch aus Razis Miene sprach unendliche Traurigkeit, und er drückte ihre Hand. Ach, Razi, was denn noch? Sag es mir.
    »Er hat sie vergiften lassen, Wyn. Alle.«
    Das verschlug ihr den Atem. Sie stieß einen hohen, klagenden Laut aus, Marnis Kopf schnellte herum. Wynter versuchte, sich Razis Griff zu entwinden, aber er hielt sie fest, ergriff auch noch ihre andere Hand und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Sch-sch«, machte er sehr bestimmt und leise. »Sch-sch.« Sein Blick sagte: Vergiss nicht, wo wir sind. Vergiss nicht, wer wir sind .
    Von Kummer überwältigt wehrte sie sich gegen seine Umklammerung, reckte das Gesicht zur Zimmerdecke, ließ den Tränen freien Lauf. O nein , dachte sie, o nein. Nicht das.
    »Es tut mir leid.«
    »Sogar GrauMutter?«
    Er senkte kurz den Kopf.
    »Und ButterZunge? SimonSchmauch? Coriolanus?« Ein Nicken bei jedem geliebten Namen, und dann verharrte Razi schwermütig und voller Mitleid, während sie die Aufzählung fortsetzte. Er hielt ihre Handgelenke mit festem Griff umschlossen, als wäre sie seine Gefangene.

Frecher Kater
    D as reicht jetzt, Mädchen! Und du, Bürschlein! Lass sie gefälligst los, du siehst ja aus, als wolltest du sie verhaften !«
    Marnis raue Stimme war leise und streng, die Köchin ragte über ihnen auf und schirmte sie gleichzeitig gegen neugierige Blicke ab. Razi und auch Wynter beeilten sich, ihr zu gehorchen – er ließ Wynters Handgelenke fallen, als hätte er sich verbrannt, und sie holte schluchzend Luft und wischte sich die Tränen aus den Augen. Mit immer noch bösem Gesicht reichte die massige Frau Wynter ein feuchtes Tuch und verlagerte ihr Gewicht, um die beiden Freunde weiterhin zu verdecken. Wynter kühlte sich dankbar das glühende Gesicht mit dem Tuch.
    Marni blickte von einem zum anderen, die Miene finster wie eine Gewitterwolke. In ihrer Obhut hatten sie ihre Kindheit verbracht, waren um ihre Füße herumgetapst wie Hundewelpen. Razis Mutter hatte sich nie besonders um ihren Sohn gekümmert, für sie war nur von Bedeutung, dass er sie dem Thron näher brachte; und Alberon und Wynter hatten beide ihre Mütter bei der Geburt verloren – sie hatten ihre Liebe nie gekannt.
    Marni hatte sie alle drei aufgezogen wie eine Bärenmutter. Zwar war sie Trost und Anker gewesen, doch nicht zärtlich
und nachgiebig, wie man es von einer Mutter erwarten würde, sondern streng und beschützend. Razi, Alberon und Wynter waren ihre Jungen, und ihre Jungen würden überleben, aber dazu mussten sie zäh sein.
    »Oh, Marni, meine Katzen … die Geister …«
    »Es gibt hier Schlimmeres zu beklagen als tote Katzen und zum Schweigen gebrachte Gespenster, Kind. Vergiss nicht, wer du bist. Reiß dich zusammen.«
    Hinter ihrem breiten Rücken ging das geschäftige Treiben unvermindert weiter, trotzdem sprach Marni so leise, dass die beiden sie kaum verstehen konnten. Mit einem Knall stellte sie zwei hölzerne Becher auf den Tisch.
    »Hier«, flüsterte sie grimmig. »Austrinken. Auch du, Bürschlein!« Sie hielt Razi den Finger unter die Nase. »Dein muselmanischer Gott wird dich schon nicht gleich mit dem Blitz treffen wegen eines Schlucks Weißwein in deinem Saft.«
    Dann funkelte sie die beiden an. Unmissverständlich stand die Frage in ihren Augen: Haben wir uns jetzt wieder beruhigt? Razi und Wynter nickten zur Antwort. Ja, Marni . Schnaubend wie ein Bulle stürzte sich Marni wieder ins Küchengewühl.
    Alkohol sollte man meiden, wenn man wütend oder traurig ist . Das hatte Wynters Vater sie über das Trinken gelehrt. Wein dient dem Vergnügen, nicht dem Schmerz . Dennoch leerte Wynter ihren Becher mit wenigen Zügen, da ihre Kehle von den Tränen brannte und das Getränk kalt und süß und betäubend war. Razi nippte gehorsam an seinem und saß dann reglos wie ein Stein da. Die Mägde und Küchenhilfen um sie herum taten, als wäre nichts geschehen.
    In der langen Stille, die folgte, spürte Wynter den Alkohol in ihrem Kopf und bereute sofort, so schnell getrunken zu haben. Gottlob hatte sie gerade gegessen, denn allmählich beschlich
sie der Verdacht, dass in dem Gebräu mehr Wein

Weitere Kostenlose Bücher