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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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bestrichen. Er beugte sich hinunter, lauschte Razi mit einem nachsichtigen Grinsen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    »Wenn du eines dieser Mädchen in andere Umstände bringst, dann wird Marni dich höchstpersönlich vor den Altar schleifen, und ich werde ihr dabei helfen, dich in den Hafen der Ehe zu befördern, du Schürzenjäger.«
    Wynter erwartete, dass der Fremde Unschuld vortäuschen, die Hände ausbreiten oder den Mann von Welt spielen würde, doch auf seinem Gesicht erschien ein verletzter, fragender Ausdruck. »Du glaubst doch wohl nicht, ich würde jemals ein Mädchen ins Unglück stürzen, oder, Razi?«
    Daraufhin lächelte Razi und schüttelte sanft den Kopf, und der junge Kerl richtete sich auf, das Katergrinsen war wieder zurück. »Außerdem«, sagte Christopher mit einem Blick auf die Mägde, »gebe ich nur, worum man mich bittet. Ich gehe nie, wohin ich nicht eingeladen wurde, wenn ich das so sagen darf. Und du als Arzt solltest am allerbesten wissen, dass es Mittel und Wege gibt, diese Art Ärger zu vermeiden … nicht wahr?« Seine Stimme sank zu einem Murmeln, während er die Reihe der kichernden Mädchen am Tisch betrachtete. »Es gibt schon genug wertlose Bastarde auf der Welt. Man muss ihre Zahl nicht vergrößern.«
    Razi lächelte nur, doch Wynter spürte den Stachel dieser Bemerkung und war empört. »Viele von diesen Bastarden sind mehr wert als du«, entgegnete sie scharf, und beinahe
rechnete sie damit, dass Christopher unter ihrem brennenden Blick in Flammen aufging.
    Christopher richtete die grauen Augen auf sie und lächelte verhalten. »Es war nicht böse gemeint, Knirpslein. Hier sind nur Bastarde anwesend.« Damit verneigte er sich knapp.
    Oh! Er glaubte tatsächlich, sie wäre um ihrer selbst willen gekränkt, und wollte sie damit besänftigen, dass er ebenfalls die Frucht einer unehelichen Verbindung war. Blinde Entrüstung stieg in ihr hoch, und fast wäre ihr herausgerutscht: Meine Eltern waren sehr wohl vermählt, vielen Dank! Doch gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass der empörte Stolz in diesen Worten nur Razi beleidigt hätte. Zudem wäre offenbar geworden, wie voreingenommen sie war.
    Vorsicht, dachte sie und besann sich. Der Wein hat dich ganz kirregemacht.
    »Dein kleiner Freund sieht müde aus, Razi.« Christophers melodische Stimme trieb durch den Nebel in ihrem Kopf. »Willst du ihn nicht zu Bett gehen lassen?«
    »Ach, Herrgott nochmal!«, rief Wynter und schlug mit der einen Hand auf den Tisch, die andere hielt sie an die pochende Schläfe gepresst. »Du weißt sehr gut, dass ich kein Junge bin. Hör auf, den Spaßvogel zu spielen, dazu fehlt dir der Witz!«
    Sie spürte mehr, als sie sah, wie er die Schultern straffte, und dachte: Aha, so ist das also. Du leidest an Stolz, nicht wahr, du gefährlicher Maulheld? Der Stolz beherrscht dich.
    »Ich wollte nur deine Maskierung nicht beleidigen, du Hitzkopf.« Seine Stimme war kalt. »Aber du solltest dich vielleicht etwas mehr anstrengen. Mit all den Beulen und Rundungen gehst du nie als Knabe durch.«
    Wynter hob den Kopf und verzog die Lippen zu einem – wie sie hoffte – geringschätzigen Lächeln. » Ich bin gar nicht
verkleidet«, sagte sie. » Ich bin genau das, was du vor dir siehst.«
    »Jemand, der für seinen Lebensunterhalt Bäume abschlachtet?« Seine Worte trieften vor Spott, und Wynter funkelte ihn böse an.
    »Ein Lehrling im vierten Jahr, von der Zunft zugelassen, mit dem urkundlich verbrieften Recht auf Grün.« Nichts von alledem sagte ihm irgendetwas, sie sah ihm an, dass er vergeblich versuchte, die Bedeutung der Worte zu entschlüsseln. Woher kommst du, dachte sie, dass du nicht einmal die Zunftordnung eines so gängigen Handwerks wie der Tischlerei kennst?
    Noch der niederste Dungkutscher des winzigsten Fürstentums könnte die Rangordnung und Aufgaben auswendig hersagen – für einen Höfling war eine solche Unkenntnis der Symbole beruflicher Stellung so, als wäre er blind, taub und stumm.
    Langsam setzte sich Wynter auf und betrachtete Christopher mit anderen Augen. Ein Neuankömmling also, mit dem Hofleben noch nicht vertraut. Das machte ihn zum gefährlichsten aller Dummköpfe – ehrgeizig, aber ahnungslos. Sie hatte schon erlebt, dass Leute wie er blutige Schneisen durch einen königlichen Haushalt schlugen. Ob nun willentlich oder nicht: Solche Menschen konnten ein Gift sein, das ein ganzes Reich schwärzte, und sie brachten nicht selten Tod und Verderben mit.
    Er las

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