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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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schüttelte den Kopf, sie wollte, dass er ging und ihren Freund beschützte, ja sie wünschte, sie könnte ihn begleiten. Doch das war unmöglich.
    »Hör mir zu.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Er machte Anstalten, ihn wegzuziehen. »Hör zu!« Jetzt hielt er still, vor Ungeduld bebend wie eine nachhallende Glocke. »Du darfst nicht auf den Gängen herumschleichen. Die Hohen Herren werden dich töten, sollten sie dich erwischen. Und, Christopher, sie wollen dich töten. Du bist Razis Verbündeter, du gehörst hier nicht her, du … du bist eine Gefahr. Wenn du allein herumschleichst, werden sie dich unter dem Vorwand, dich für einen Meuchelmörder zu halten, töten lassen. Dann wäre es aus mit dir. Zeig dich, bleib im Hellen … sei auffällig , Christopher. Hast du verstanden?«

    Einen Moment lang verharrte er unbewegt, dann fragte er: »Werden sie mich zu ihm lassen?«
    Wynter zuckte die Achseln. »Du kannst es versuchen; es hängt alles davon ab, wie stark sich Razi fühlt. Wenn er in der Lage ist, sich ihnen entgegenzustellen, dann ja – dann würde wohl selbst der König dir Einlass gewähren, falls Razi es wünscht. Aber sei laut, Christopher, mach auf dich aufmerksam, damit Razi auch weiß, dass du da bist.«
    Er nickte, wandte sich zum Gehen, und noch einmal hielt sie ihn am Arm fest. »Christopher.«
    Er blieb stehen, wartete jetzt ganz geduldig auf weitere Anweisungen.
    »Danke«, sagte sie. »Ich bin froh, dass du hier bist.«
    Sie spürte die Muskeln in seinem Arm zucken, und dann war er fort, trottete geräuschlos davon.
     
     
    Beim Wechsel der Schatten kehrte er zurück, Mitternacht auf der nördlichen Uhr. Wynter hatte seit Stunden in einem Sessel am Fenster gesessen, die duftige Brise des Orangenhains auf dem Gesicht. Ihr war angenehm kühl in dem Unterkleid ihrer Mutter. Lorcan war in einen so tiefen Schlaf gesunken, dass sie es mit der Angst bekommen hatte. Immer wieder ging sie nach ihm sehen, legte ihm die Hand auf die Brust, fühlte das Heben und Senken jedes mühsamen Atemzugs, den unnatürlichen Rhythmus seines Herzens.
    Noch ehe Christophers Klopfen ganz in ihr Bewusstsein gedrungen war, sprang sie auf und schob den Riegel zurück. Mit einem Tablett in den Händen stand er vor der Tür, das Gesicht unbewegt. Wynter roch geröstetes Brot und Butter, heiße Milch und Zimt.

    »Fürst Razi sendet Euch seine besten Wünsche und etwas zu essen, Hohe Dame.«
    Verstohlen blickte Wynter an ihm vorbei und stellte erschrocken fest, dass der Gang von Wachen gesäumt war, insgesamt zehn oder zwölf Soldaten, aufgereiht vom einen Ende bis zum anderen. Ab jetzt wären sie nie mehr unbeobachtet.
    »Tretet ein, Freier Garron, und stellt das Tablett dort ab, wenn Ihr so gut sein wollt.«
    Sie wollte die Tür schließen, doch Christopher schüttelte kaum merklich den Kopf und deckte den Tisch betont auffällig im Blickfeld der postierten Soldaten. Wynter trat neben ihn, wie um ihn zu beaufsichtigen. Ohne sie anzusehen, flüsterte er: »In der hinteren Wand des Gemeinschaftsraums gibt es eine dunkle Holztafel. Wenn du den geschnitzten Cherub auf den Kopf drehst, öffnet sich das Schloss einer verborgenen Tür, und Razi und ich können durch einen schmalen Geheimgang von unserem Zimmer aus hineingelangen.
    Sie nickte. Rasch blickte er auf, während er umständlich die Schalen mit Honig, Butter und Marmelade auf dem Tisch anordnete. »Razi hat nur sehr wenig Zeit, und er möchte sie mit dir verbringen … Aber wir müssen die Arbeit dieses Quacksalbers an seinem Arm rückgängig machen. Razi hofft, es bringt dich nicht zu sehr aus der Fassung, wenn wir das hier erledigen …«
    Ungeduldig funkelte sie ihn an, was Christopher mit einem amüsierten Grinsen samt Grübchen quittierte. »Razi scheint anzunehmen, du wärest ein zartes kleines Pflänzchen. Ich werde ihm ausführlich von deinem verächtlichen Blick berichten.«
    Damit trat er zurück, verneigte sich und ging ohne ein weiteres Wort. Wynter schloss die Tür und verriegelte sie geräuschvoll.
Die Wache im Gang hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
    Rasch eilte Wynter in den Gemeinschaftsraum, um das Geheimschloss zu öffnen. Schon kurze Zeit später klopfte es, und die dunkle Holztafel in der Wand wurde beiseitegeschoben. Als Erster trat Razi ein, leicht gebeugt und fahl, das weiche weiße Hemd hing am rechten Arm lose herab, und er hatte einen schweren Wollumhang um die Schultern gelegt. Er zog Wynter fest an sich, und wie so oft dachte sie,

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