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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Christopher an, der wiederum die hellroten Spritzer und Schnörkel auf dem Boden betrachtete.
    »Christopher.« Sanft legte Razi ihm die Hand auf die Schulter.
    Sofort drehte sich Christopher zu ihm um. Sein Blick fiel auf Razis Ärmel, der schlaff herunterhing. Immer noch sickerte Blut daraus hervor. Dann musterte er Razis Brust und den anderen Arm. Schließlich sah er ihm ins Gesicht, blinzelte und holte tief Luft, als tauchte er aus kaltem Wasser auf.
    »Es geht mir gut«, sagte Razi sehr leise.

    »Ich sah dich stürzen. Dieser Meuchler hat sein Messer geworfen … Ich sah dich zu Boden fallen. Gütiger! Das Blut spritzte!«
    Razi grinste breit. »Das hast du dir nur eingebildet, mein Lieber. Da hat nichts gespritzt.«
    Unvermittelt legte Christopher Razi die Hand in den Nacken, zog ihn zu sich herunter und umschlang ihn in einer kurzen, heftigen Umarmung. »Tu das nie wieder, du Narr.« Er klopfte Razi zweimal auf den Rücken.
    Es hätte wohl ein sanftes Tätscheln werden sollen, dachte Wynter, doch unter den Nachwirkungen der Gewalt geriet es zu einem kräftigen Trommeln. Dann lösten sich die beiden Männer wieder voneinander.
    »Du musst genäht werden«, stellte Wynter fest.
    Razi nickte.
    Wynter legte ihm den Arm um die Hüfte, und er stützte sich auf sie. »Bringen wir dich und Vater zurück in unser Quartier.«
    Doch da marschierten weitere Soldaten heran, und mit ihnen der König, die Miene finster vor Zorn und Sorge. Razi bedachte Christopher und Wynter mit einem eindringlichen Blick und rückte von ihnen ab, um Jonathon abzufangen, bevor er über jene herfallen konnte, die bei seinem Festmahl das Essen verweigert hatten.
    »Bring Lorcan in sein Zimmer, kleine Schwester«, zischte er noch, bevor er weghumpelte. »Ich komme zu euch, sobald ich kann.« Und damit war er weg, verschwunden im Kreis zwischen den Wachen und Ratsherren und seinem Vater, die ihn umstellten wie eine Mauer und ihn mit sich fortnahmen.

    Lorcan saß auf einem Sessel in einer dunklen Ecke, als sie ihn holen kamen. Im schwachen Schein der Fackeln konnte Wynter seine Handknöchel weiß leuchten sehen. Voller Stolz fuhr es ihr durch den Kopf: So will er stärker aussehen, falls sie ihn entdecken.
    Es war ihm gelungen. Er saß kerzengerade, die Hände um die Armlehnen geklammert, das lange rote Haar offen auf den Schultern. Die grünen Augen funkelten im Dämmerlicht. Er sah aus wie ein Tiger in seinem Versteck oder ein in seiner Höhle schwelender Drache. Unbezwingbar.
    Beim Hereinkommen hob Wynter eine Hand. Mit gedämpfter Stimme sprach sie so liebevoll, wie sie es sonst nur taten, wenn sie allein waren. »Alles ist gut, Vater. Christopher hat den Angreifer gestellt. Die Wachen haben ihn ins Verlies gebracht.«
    »Lebendig?« Lorcans Stimme war ein heiseres Krächzen tief in seiner Kehle.
    Wynter kniete sich neben den Sessel und legte ihre Hand auf seine. Sie war erschreckend kalt.
    »Lebendig«, antwortete Christopher aus dem Schatten. Lorcans Blick schnellte zu ihm herüber, und Wynter spürte seinen massigen Körper zusammenzucken.
    »Hatte er es auf den König oder auf den Jungen abgesehen?« Die Frage war an Wynter gerichtet, und sie musste lächeln. Es bräuchte schon mehr als Razis Glauben an Christopher, damit Lorcan einem hadrischen Fremden traute! Sie wandte sich zu Christopher um und leitete die Frage durch eine hochgezogene Augenbraue an ihn weiter.
    »Gezielt hat er auf Razi«, entgegnete er. »Er schleuderte ein Messer quer durch den Raum, und es hätte ihm beinahe den Arm abgerissen.«
    Nun, da der Kampf vorüber war, lag ein Zittern in Christophers
Stimme. Im trüben Licht konnte Wynter erkennen, dass er seine übel zugerichteten Hände an die Brust gedrückt hielt, als schmerzten sie. Kein Wunder, dachte sie, so, wie du auf den Mann eingedroschen hast.
    »Christopher«, bat sie, »hilfst du mir, Vater in sein Zimmer zu bringen?«
    Lorcan grummelte, doch er war kein Narr. Also gestattete er dem jungen Mann, vorzutreten. Gemeinsam schleppten Wynter und Christopher ihn zurück in ihre Gemächer.
    Sie brachten ihn bis zur Tür seiner Schlafkammer und wollten ihm eigentlich ins Bett helfen. Doch an der Schwelle schüttelte er sie unwillig ab, wankte ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Kann ich noch etwas für euch tun? Wasser holen? Etwas zu essen vielleicht? Soll ich eine Wache vor eurer Tür postieren?«, fragte Christopher, mit einem Fuß schon draußen. Die Sorge um Razi trieb ihn fort.
    Wynter

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