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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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hatte sich im flackernden Kerzenlicht von Grau zu Hellrot verfärbt.
    Wynter ließ sich auf den Schemel sinken. »Wer war es?«, fragte sie.
    »Das weiß niemand.« Razi zog eine Grimasse und machte
dann einen Satz, als Christopher den zweiten Faden entfernte. »Verflucht nochmal!«
    So ging es weiter, während Christopher den dritten und vierten Faden in rascher Folge zog. »Verdammt! Christopher! Au!«
    Christopher hockte sich auf die Fersen und musterte Razi ohne jede Gefühlsregung. »Es sind noch vier übrig«, sagte er. »Brauchst du eine kurze Pause?«
    Razi presste die Lippen zusammen und atmete durch die Nase. Drohend sah er Christopher an. »Tu es einfach, zum Henker!«
    »Du musst still sein.« Wieder hob er die Pinzette und nahm sich die restlichen Stiche vor. »Sonst hören dich die Wachen.«
    Wynter versuchte, Razi abzulenken. »Aber wie ist der Angreifer in den Saal gelangt? Man kann doch bei einem solchen Fest nicht einfach so hereinspazieren!«
    Razi schüttelte den Kopf, dann jaulte er auf, als Christopher flink die letzten vier Fäden herauszupfte. Wynter legte eine Hand auf Razis sehnigen Unterarm, mit der anderen strich sie ihm in tröstlichen Kreisbewegungen über Nacken und Schulter. »Es ist vorbei. Er ist fertig«, sagte sie, und Razi lachte durch die Tränen, die ihm plötzlich über das Gesicht strömten.
    Christopher legte Pinzette und Schere auf das Tuch neben der Wasserschüssel. In zart verästelten Ranken breitete sich Razis Blut auf der locker gewebten Baumwolle aus. »Erst muss ich ihn wieder zusammenflicken«, bemerkte er nüchtern, und Wynters Magen zog sich schon bei der Vorstellung zusammen.
    »Lass es ein Weilchen bluten …«, murmelte Razi mit geschlossenen Augen.

    Christopher nickte und schob Razi sanft nach hinten, bis er an der Rückenlehne ruhte. »Halt das mal«, bat er Wynter. Sie drückte ihre Hand auf den dicken Baumwollbausch, den er unter die Wunde gelegt hatte, damit das über den Bauch sickernde Blut nicht die Hose befleckte. »Die Wunde darf nicht verstopft werden«, wies er sie an, während er die Gerätschaften säuberte. »Sie soll sich selbst reinigen.«
    »Ist gut.« Sie konnte den Blick nicht von Razis Gesicht abwenden, aus dem jetzt wieder jede Farbe gewichen war. Er zitterte leicht, doch bevor Wynter darauf hinweisen konnte, hatte Christopher ihm schon den Umhang um die Schultern gelegt.
    Razi sammelte sich noch, bei jedem Atemzug grunzte er unfreiwillig. Die Mundwinkel waren herabgesunken, sein Gesicht wirkte vor Schmerz ganz alt. Dann schlug er die Augen wieder auf und sah Wynter an.
    »Also gut.« Sie bemühte sich um eine feste Stimme, mit der freien Hand rieb sie Razi immer noch über die verspannte Schulter und den Nacken. »Ein Fremder taucht wie von Zauberhand im Allerheiligsten des königlichen Bankettsaals auf, ohne von einer einzigen Menschenseele bemerkt zu werden, und kann einen Anschlag auf den eben verkündeten neuen Thronanwärter verüben?«
    Bei diesem Titel krümmte sich Razi kurz, nickte aber.
    »Das ist unmöglich, Bruder.«
    Wieder nickte er.
    »Das riecht nach Verschwörung«, sagte Christopher. »Und je eher wir diesen Kerl wieder auf die Beine und zum Singen kriegen, desto schneller erfahren wir etwas.«
    Das zauberte Razi tatsächlich ein spöttisches Lächeln in die Augen. »Wenn ihm nicht jemand die Seele aus dem Leib
geprügelt hätte, dann hätten wir vielleicht längst etwas erfahren.«
    Christophers Entgegnung bestand darin, eine gemein aussehende, gebogene Nadel aus dem heißen Wasser zu ziehen und einen abgekochten Seidenfaden einzufädeln.
    Stöhnend wandte Razi den Kopf ab.
    Wynter tippte ihm auf den Arm. »Aber wo ist Alberon, Razi? Ist er tot?« Da. Jetzt hatte sie es ausgesprochen, und der Klang dieses Wortes wollte ihr fast das Herz zerreißen. »Er muss tot sein, Razi. Warum sonst sollte Jonathon das tun? Und warum will er nicht sagen, was geschehen ist? Jonathon liebt Albi doch über alles. Über alles.«
    Razi blickte ihr ins Gesicht, den Kopf so geneigt, dass er die Nadel nicht sehen konnte, und ergriff ihre Hände. In diesem Licht wirkten seine Augen schwarz, Abgründe flüssiger Finsternis. »Vater spricht von mortuus in vita . Er hat bereits alles in die Wege geleitet.«
    Wynters Augen weiteten sich vor Schreck. Konnte es nicht aufhören? Konnte sie nicht einfach an einem warmen Sommertag unten am Forellenbach aufwachen, neben sich einen Korb voller Fische, ihre Angelschnur im Wasser, und Razi und Albi

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