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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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wie sauber er roch, wie anders als die meisten anderen Menschen er doch war. »Schwester«, murmelte er, »es tut mir so leid.«
    Hinter ihm kam Christopher, der vorsichtig eine Kupferschüssel mit heißem Wasser in den durch dicke Stoffbündel geschützten Händen trug. »Aus dem Weg, aus dem Weg! Das ist heiß!«
    Razi löste sich von Wynter und humpelte zum Tisch, um eine Binsenmatte neben das Frühstücksgedeck zu legen. Darauf stellte Christopher die Schüssel ab und verschwand wieder in dem dunklen Verbindungsgang.
    Wynter steckte den Kopf durch die geheime Tür und sah ihn ein paar Schritte weiter nach rechts abbiegen, wo Licht als trübes Rechteck aus Razis Gemächern fiel. Soweit sie es im Dunklen erkennen konnte, führte der Gang an diesem Lichtfleck vorbei und wand sich geheimnisvoll hinter den Schlossmauern entlang ins Nirgendwo.
    »Ich kann nicht fassen, dass der König davon nichts weiß«, staunte sie.
    »Er weiß es durchaus«, sagte Razi hinter ihr. Er hatte den Sessel näher an den Tisch gezogen, und als sie sich zu ihm umdrehte, setzte er sich gerade vorsichtig und zog langsam seinen unverletzten Arm aus dem Ärmel. »Er glaubt nur, dass niemand sonst ihn kennt. Aaah!«

    Wynter half ihm, das Hemd über den Kopf zu ziehen. Jetzt trug er nur noch die Hose, auf seiner getönten Haut leuchteten die Verbände um Schulter und Brust hell.
    Beim Anblick des lockigen Haars auf Brust und Bauch und den dunklen Kreisen seiner Brustwarzen errötete Wynter. Ihre ganze Kindheit lang waren sie nackt zusammen im Fluss geschwommen, bis Razi elf war. Oft hatten sie auch im selben Bett geschlafen – Wynter und Albi an der Wand, Razi um sie herumgerollt wie ein Wachhund. Doch jetzt waren sie keine Kinder mehr, und plötzlich war es merkwürdig, ihm auf diese Art nahe zu sein. Razi allerdings wirkte völlig unbefangen, also schluckte sie ihre Verlegenheit herunter. Sie verflüchtigte sich vollständig, als er den Verband abzuwickeln begann und die entsetzliche Wunde zum Vorschein kam. Die Naht sah aus wie eine Ansammlung krummer Insektenbeine, die aus verklumptem Blut herausragten.
    »Oh, Razi«, keuchte sie und half ihm, den letzten Wickel abzunehmen. »Warum? Warum hat der König das getan? Ahnte er nicht, dass so etwas geschehen würde …«
    Bitterkeit sprach aus Razis Zügen. »Er hat gewartet, Wyn, hat mich mit seiner verfluchten Lüge, Albi sei an der Küste, hingehalten … Er wartete, bis Lorcan und ich in den königlichen Gemächern waren. Gerade wollten wir durch die Tür in den Bankettsaal treten, da teilte er uns mit … was er von mir verlangt. Armer Lorcan, sein Gesicht … Aber was konnten wir tun? Wir waren von Soldaten umstellt. Die Hälfte der Ratsherrn ergriff die Partei des Königs, die anderen wurden durch Einschüchterung gefügig gemacht. Wenn doch nur … mein Gott, hätten wir doch nur Zeit zum Nachdenken gehabt. Aber der listige Halunke ließ die Falle zuschnappen, und wir saßen fest.«
    Auf seine unvermittelte Art stand Christopher plötzlich
neben ihnen, stellte eine Flasche neben die Kupferschüssel, ging in die Hocke und legte Stoffstücke auf den Fußboden, auf Razis Schoß und den Stuhl. Geduldig blickte er zu Wynter auf, bis sie endlich merkte, dass sie im Weg stand. Sie tapste auf Razis linke Seite, woraufhin sich Christopher vor ihm auf den Boden kniete und die lange, sichelförmige Wunde inspizierte, die sich wie ein blutiger Mond zwischen Razis rechter Brusthälfte und der kantigen Schulter wölbte.
    »Ein Glück, dass du Linkshänder bist. Das ist verdammt tief.«
    In Anbetracht der bevorstehenden Prozedur stand Razi schon der Schweiß auf der Stirn; mit rauer Stimme knurrte er: »Sieh zu, dass du die verdreckten Fäden dieses alten Tölpels aus mir herausbekommst, bevor sie noch mein Blut vergiften.«
    Christopher rieb sich die Hände mit der Flüssigkeit ein, und der intensive Geruch von Alkohol und Zitrone durchdrang den Raum. Dann holte er eine kleine Kupferschere aus dem heißen Wasser und zerschnitt die ganze Reihe Fäden jeweils kurz hinter dem Knoten. Seine Hände sahen zwar unbeholfen aus, bewegten sich aber geschickt und sicher. Als er mit einer Pinzette am ersten Faden ansetzte und ihn mit einem Ruck aus dem Fleisch zog, ließ er sich von Razis beschleunigtem Atem und seinem unterdrückten Schmerzensschrei nicht beirren.
    »Setz dich, Wyn«, zischte Razi und blitzte sie unter seinen Locken hervor an. Mit der Hand umklammerte er krampfhaft die Tischkante, das Gesicht

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