Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
fuhr Christopher im Plauderton fort, »ob er wohl noch etwas sehen konnte?« Jusef verdrehte die Augen, um Christopher anzusehen, doch der war so tief über ihn gebeugt, dass er vermutlich nur Haare und einen Teil seiner Wangenknochen erkennen konnte. »Dann haben sie heiße Schürhaken genommen … Hast du schon mal heißes Metall auf menschlichem Fleisch gerochen?«
    Christopher hatte die Stimme noch weiter gesenkt, und
Wynter hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um den Rest nicht hören zu müssen. Doch das ging nicht, sie hielt weiterhin Jusefs Beine umklammert.
    »Jedenfalls haben sie mit diesen Schürhaken dafür gesorgt, dass der arme Teufel nie wieder scheißen wird. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    Jetzt stieß Jusef einen heiseren Entsetzensschrei aus, und endlich wurde Christophers Stimme so leise, dass Wynter weitere grausige Ergänzungen erspart blieben. Alles, was sie noch hörte, waren Christophers unverständliches Gemurmel und Jusefs angstvolles Stöhnen.
    Sie wandte den Kopf ab und drückte ihre feuchte Wange gegen die zitternden Beine des Mannes. Hügelabwärts sah sie eine Bewegung, und erschrocken wurde ihr klar, wie nah die Soldaten bereits waren. In wenigen Augenblicken hätten sie sie erreicht, und – o Gott! – Jonathon war bei ihnen …
    »Sie kommen!«, quiekte sie. »Sie kommen! Sie dürfen ihn nicht kriegen! Bitte!«
    Jusef schrie vor Furcht auf.
    »Sag es mir«, brüllte Razi, die Klinge immer noch an Jusefs Hals gedrückt. »Das ist deine letzte Gelegenheit!«
    »Seine Hoheit, der königliche Prinz Alberon! Es war Prinz Alberon! Er schickte die Nachricht, dass ich Euch töten soll!«
    Entgeistert riss Razi das Messer weg und hockte sich hin.
    »Razi«, zischte Christopher, den Blick auf den gewaltigen Trupp Männer gerichtet, der näher und näher kam. »Razi!«
    Doch Razi starrte Jusef nur fassungslos an, das Messer schwang in seiner Hand, seine Augen waren vor Schreck geweitet.
    »Razi! Razi!«, bettelte Wynter. Sie konnte an nichts anderes denken als an diesen Stuhl, die Flammen, die schrecklichen
Bilder, die Christopher heraufbeschworen hatte. »Sie dürfen ihn nicht kriegen! Das dürfen sie nicht!«
    »Bitte, Herr«, flüsterte Jusef, Tränen flossen ihm über die Wangen. Doch es war zu spät, der König schritt bereits auf sie zu, das Gesicht verbissen, die Soldaten dicht hinter sich.
    »Zum Henker«, stöhnte Christopher. Er riss Razi das Messer aus der Hand und setzte Jusefs Leben vor den Augen des Königs und seiner Männer ein Ende.
    »Christopher! Nein!«, klagte Wynter.
    Mit einem Satz sprang Razi auf die Füße und taumelte entsetzt zwei Schritte rückwärts. »O Gott! Lass das Messer fallen!«, schrie er. »Chris, lass das Messer fallen! Sie werden dich töten!«
    Eingeschüchtert und wie erstarrt gehorchte Christopher. Dann kam er langsam auf die Knie und hob die Hände.
    »Er ist unbewaffnet«, rief Wynter laut und wandte sich den vorrückenden Soldaten zu. »Er hat Fürst Razi nur beschützt!«
    Wortlos stürmte der König heran, doch Razi versperrte ihm den Weg. Jonathons Gesicht war wutverzerrt, und als sich sein Sohn zwischen ihn und den immer noch knienden Christopher stellte, versetzte er Razi eine Ohrfeige mit dem Handrücken. Es war wie der Hieb einer Bärenpranke, denn Jonathon war ein Riese – so groß wie Razi, dabei aber viel kräftiger. Der mächtige Schlag schleuderte Razi zu Boden. Er rollte den steilen Hügel hinab und knallte gegen einen Baumstamm. Mit einem Schmerzensschrei hielt er sich die verletzte Schulter, versuchte aber sofort, wieder aufzustehen.
    Wynter stieß einen spitzen Schrei aus und wollte zu ihm stürmen, doch einer der Soldaten packte ihren Arm und zerrte sie zurück. Sie wehrte sich erbittert, woraufhin der Soldat sie so heftig schüttelte, dass ihre Augen im Kopf auf und ab
hüpften und sie sich auf die Zunge biss. Sofort füllte sich ihr Mund mit dem hellen Kupfergeschmack von Blut.
    Jonathon schritt einfach an ihr vorbei auf Christopher zu. Verzweifelt zappelte sie im Griff des Soldaten, bemühte sich, Christopher nicht aus den Augen zu verlieren. Razis Freund blickte ergeben zum König empor, der nun über ihm aufragte. Wynter sah die schreckliche Erkenntnis in Christophers Miene reifen und hörte auf, sich zu wehren.
    Er ließ die Hände sinken und fand sich damit ab, dass er sterben würde. »Eure Majestät …«, flüsterte er, kam aber nicht weiter. Brüllend hob Jonathon ihn hoch und rammte ihn mit dem Kopf

Weitere Kostenlose Bücher