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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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zusammen, als wollte er sagen: Nicht! Bitte!
    Doch Lorcan sprach weiter. »Er war schon immer ein wunderbares Kind, und jetzt ist er ein fabelhafter Mann. Aber er ist kein König, Jonathon. Dazu hast du ihn nicht erzogen. Er ist Arzt, und das wird er immer bleiben.«
    Jonathon brummte in sich hinein, doch Lorcan ließ sich
nicht aufhalten. »Du lieber Himmel, Jonathon«, krächzte er, »das hast du dir seit dem Tag seiner Geburt für ihn gewünscht. Seit seinem achten Lebensjahr lässt du ihn dazu ausbilden. Er hat eine gottgegebene Begabung dafür. Er ist ein Segen für die Welt. Was machst du nur – ihn so zu zerstören?«
    Darauf schwieg Jonathon sehr lange, und Wynter hielt den Atem an, versuchte, unsichtbar zu bleiben.
    »Sie werden ihn niemals anerkennen, Jon.« Jetzt legte Lorcan seine Hand auf die des Königs. »Ganz gleich, was du auch tust. Trotz seines Werts, trotz all seiner Gaben, ungeachtet der wunderbaren Dinge, die Razi dieser Welt schenkt, wird er für die Menschen immer nur dein brauner Bastard bleiben.« Der König zuckte zusammen, und auch Wynter schauderte ob dieser unbeirrten Unverblümtheit. »Und sie werden ihn töten, Jonathon. Sie werden ihn eher töten, als ihn den Thron besteigen zu lassen.« Lorcan ließ die Hand wieder fallen. »Das weißt du.« Der letzte Satz war ein Flüstern, so leise wie ein Seufzen.
    Jonathon atmete tief ein und räusperte sich. »Ich habe keine Wahl. Er ist alles, was ich noch habe.« Seine Kiefer traten hervor, und er sah seinen Freund an, als rechnete er mit Widerspruch.
    Lorcan schwieg.
    »Vater?«, hauchte Wynter.
    »Lorcan!« Jonathon packte seinen Freund am Hemd und schüttelte ihn heftig.
    Da keuchte Lorcan erschrocken und riss die trüben Augen auf. »Was?«
    Jonathon und Wynter lachten gleichzeitig verängstigt und erleichtert auf, und Lorcan blickte sie verwirrt an. Dann seufzte er und schloss die Augen wieder. »Mehr kann ich heute nicht mehr tun, Jon.«

    »Aber es muss getan werden.« Nun klang Jonathons Stimme wieder hart. »Wenn du es nicht rechtzeitig beenden kannst, dann muss ich dir Hilfe schicken. Ich kann es mir nicht erlauben zu warten. Eine Gruppe Holzarbeiter könnte den ganzen Raum in wenigen Tagen fertigstellen. Nur dir zuliebe zögere ich es hinaus, Moorehawke! Das ist lächerlich!«
    Wynter verflocht die Hände ineinander, doch ihr Vater nickte nur. »Ich weiß. Ich weiß ja. Gib mir nur diesen einen Tag. Mehr brauche ich nicht.«
    Jonathon schien sich wieder zu fangen. Er wandte den Blick ab und sagte leise: »Ich lasse dich von meinen Männern in dein Quartier tragen.«
    Lorcan riss die Augen auf. »Nein, das wirst du nicht tun!«, zischte er. »Ich werde mich nicht zur Schau stellen lassen wie einen lahmen Tölpel.« Er streckte Wynter die Hand entgegen und versuchte aufzustehen.
    Jonathon verdrehte die Augen und drückte Lorcans Brustkorb auf den Boden. »Immer mit der Ruhe, du verdammter Narr!« Er erhob sich und ging zur Tür.
    Leise gab der König seinen Männern Anweisungen, und Wynter wappnete sich gegen den Moment, in dem sie hereinkommen und ihren Vater zwingen würden, sich dieser Schmach zu beugen. Als Jonathon die Tür wieder schloss, horchte er einen Moment daran, und seine erhobene Hand hieß sie, still zu sein.
    Was ging da vor? Lorcan bedeutete Wynter mit einer Kopfbewegung, ihm zu helfen. Sie schob ihre Schulter unter seine und drückte ihn hoch. Immerhin schaffte er es, die Füße auf den Boden zu setzen, und er stand schon halb aufrecht, als sich Jonathon umdrehte und sie sah. Er stieß einen derben Fluch aus und eilte zu Lorcan, um ihm unter den anderen Arm zu greifen und ihn ganz aufzurichten.

    Auf ein Klopfen an der Tür hin legte sich Jonathon Lorcans Arm um die Schulter und schlang seinen eigenen um den Rücken seines Freundes. Er warf Wynter einen Blick zu und nickte.
    »Also los«, sagte er. »Meine Männer haben den Gang drau ßen geräumt. Sie werden uns vorausmarschieren und dafür sorgen, dass wir bis zu eurem Quartier keinem begegnen. Niemand wird dich sehen. Ist dir das genehm, du störrischer alter Holzkopf? Oder bist du dir zu fein, um dir von deinem König helfen zu lassen?«
    »Ach, halt den Mund«, zischte Lorcan und beugte sich nach vorn.
    Wynter und Jonathon stützten ihn, und gemeinsam schafften sie es, die Gänge zu passieren, ohne dass eine Menschenseele mitansah, wie Seine Majestät der König einem niederen Tischler als Krücke diente.

Druckmittel
    S chwerfällig ließ sich Lorcan auf die

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