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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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dich nicht um mich . Mit dem Kinn bedeutete er Úlfnaor zu gehen.

    Noch einen Moment zögerte der Aoire, dann verbeugte er sich und lief steif zwischen den aufgestapelten Bündeln Brennholz hindurch aus dem Halbrund des Scheiterhaufens. Ashkr wandte sich wieder dem Himmel zu.
    Hoch über ihm stand Embla in ihrem kleinen Altar der Schatten, und auch sie blickte in die Sterne. Wynter konnte ihren Brustkorb sich rasch heben und senken sehen, der Medizinbeutel schwang zwischen ihren gefesselten Händen. Das Lied der Frauen wehte zu ihr empor, so hell und rein wie die Sterne selbst. Hinter der Säule stand Wari bereit, sein Schwert ruhte auf der gestrafften Linie eines Seils, das von ihm hoch in die Finsternis und aus Wynters Sichtweite reichte.
    Unten am Scheiterhaufen befahl Úlfnaor den Männern, zur Seite zu treten, und sie reihten sich ordentlich zu beiden Seiten neben ihm auf, die Blicke auf Ashkr gerichtet. Der Aoire hielt die lodernde Fackel hoch in die Luft, als wollte er sie seinem Volk zeigen, und drehte sich langsam auf der Stelle im Kreis. Wynter bemerkte, dass er dabei den Rand der Lichtung absuchte. Er fand Christopher. Ohne in seiner Kreisbewegung innezuhalten, sah er ihm eindringlich in die Augen, bis endlich Christopher demutsvoll den Mund verzog und nickte. Dann erst senkte der Aoire den Kopf und vollendete seine bedächtige Drehung.
    Christopher trat rückwärts zwischen die Bäume.
    Lautlos hob Úlfnaor die Fackel über den Kopf, sein Volk brüllte. Einen Moment nur zögerte Úlfnaor, dann nahm Wynter einen Ruck in seiner Schulter wahr, sah den Arm nach vorn schnellen und die Fackel schleudern. Sie flog durch die Luft, Funken sprühend und flackernd, überschlug sich mehrfach und landete unwiederbringlich im Reisig zu Ashkrs Füßen. Das öldurchtränkte Holz entzündete sich sofort, und ungeachtet der Gefahr, entdeckt zu werden, sprang Wynter
auf. Sie stieß ein lautes Klagen aus, doch ihre Stimme ging im Gebrüll der Merroner unter, während das Feuer auf Ashkrs Körper zuraste.
    Angstvoll schrie der blonde Mann auf und warf den Kopf zurück, als die Flammen um ihn aufloderten. Beim Klang seiner Stimme schoss Emblas Kopf herum. Sie sah den aufsteigenden Rauch und heulte auf, drückte sich rückwärts in die Schatten und wandte ihr Gesicht ab. Christopher erstarrte in der Dunkelheit des Unterholzes, die Augen starr auf das nun prasselnde Herz des Scheiterhaufens gerichtet.
    Da begann Ashkr plötzlich zu schreien – hoch und wild. Dieser Ton schien endlich den Bann zu brechen – mit einem Ausruf wirbelte Christopher herum und sprang kopfüber hinter einen Baum. Wynter rannte los, sie dachte, er wollte fliehen. Doch stattdessen ging Christopher auf alle viere und wühlte im Wurzelwerk des Baums. Als er wieder auf die Füße kam, stürzte er beinahe. Er hielt etwas in den Händen, mit dem er sich abmühte. Wynter erkannte, dass es eine Armbrust war, und schlagartig begriff sie.
    Beeil dich , flehte sie in Gedanken, während sie sich durch das dichte Gehölz den Weg zu ihm bahnte. Um Himmels willen, Christopher, mach schnell!
    Die Trommel schlug immer noch den wilden Rhythmus, doch Ashkrs Schreie hatten die Männer offenbar so erschreckt, dass sie verstummt waren. Regungslos starrten sie ihn an, wie er sich in seinen Fesseln wand. Auch die Frauen hatten aufgehört zu singen und sich dem Scheiterhaufen zugewandt. Hoch über dem Schlag der Trommel und Ashkrs Qualen und den lohenden Flammen konnte man Embla über den Schmerz ihres Bruders heulen und wehklagen hören.
    Christopher, verborgen zwischen den Bäumen, nestelte am Hebel seiner Armbrust. Seine Hände zitterten so heftig,
dass er sie beinahe fallen ließ, doch schließlich gelang es ihm, den Bolzen zu spannen. Er zielte. Tränen verschleierten ihm die Sicht, er musste die Waffe wieder senken und sich über die Augen wischen.
    Jäh verwandelte sich Ashkrs Schreien in ein grelles Kreischen, und Wynter musste sich die Hände auf die Ohren pressen. Im Inneren des Scheiterhaufens hatten sich die Flammen bis hinauf zu Ashkrs Körper gefressen – sein Hemd und die wunderschönen Haare loderten hell. Da riss Christopher die Armbrust an die Schulter und schoss.
    Wynter verstand nun, warum Úlfnaor seine Leute zu beiden Seiten des Scheiterhaufens aufgestellt hatte; er hatte einen Raum gelassen, durch den Christopher feuern konnte, eine gerade Schusslinie ins Herz der Flammen. Wynter sah den Schatten des dunklen Bolzens zwischen dem Spalier der Männer

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