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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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würde.
    *
    Nick stand am Ufer und starrte in die Spree. Eine leere, zerdellte Coladose trieb auf dem Wasser vorbei. Lachen und Rufe drangen ans Ufer. Sie kamen von einem der vielen Ausflugsdampfer, die den Fluss tagtäglich hinunterschipperten. Doch Nick war für all das taub und blind. Er sah nur Feline vor sich. Obwohl er vorher tagelang die Parks durchstreift und Ausschau gehalten hatte, ob er zwischen den Bäumen oder hinter einer Imbissbude ihre knallroten Haare aufleuchten sah, war das unverhoffte Wiedersehen vorhin ein Schock gewesen. Nicht nur für Feline, die ausgesehen hatte wie ein Strauchdieb, den man auf frischer Tat ertappte, sondern auch für ihn. Feline wirkte schmaler als sonst und unter ihren Augen lagen leichte, lavendelfarbene Schatten, die Nick vorher noch nie bemerkt hatte. Ob es ihr nicht gut ging? Aber was Nick noch viel mehr beschäftigte: Wieso saß sie am Spreeufer mit einem ganzen Bauchladen voller Schmuck? Und was erzählte sie da für Geschichten von irgendeiner Umweltschutzorganisation, für die der Verkaufserlös angeblich bestimmt war? Dass ihr Vater Bescheid wusste, glaubte Nick keine Sekunde lang. Sonst hätte ihn Tauber nicht vor Kurzem angerufen und einen Suchaufruf über Facebook gestartet. Das Ganze stank zum Himmel. Prompt ärgerte sich Nick, weil er sich von Feline so schnell hatte verjagen lassen. Aber ihr Spruch war ziemlich fies gewesen. Obwohl er versucht hatte, cool zu bleiben, hatte sie ihn damit getroffen. Deswegen hatte er sich dazu hinreißen lassen, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen und sie »arrogant« genannt. Jetzt, da seine Wut verraucht war, verfluchte Nick sich für die Nummer der beleidigten Leberwurst. Hätte er lieber mal sein Hirn eingeschaltet und Feline weiter beobachtet oder wäre ihr nachgegangen. Dann wüsste er jetzt vielleicht, wo sie seit ihrem Verschwinden abgeblieben war. Aber möglicherweise war es ja dafür noch nicht zu spät. Er machte kehrt und schlängelte sich durch die vielen Radfahrer, Snakeboarder und Fußgänger, bis er zu dem Platz kam, an dem er Feline gesehen hatte. Doch die Decke, der bunte Schmuck und auch sie selbst waren verschwunden. Er war zu spät gekommen.
    Ärgerlich über seine eigene Dummheit stapfte Nick zu seiner Vespa zurück, die er kurzerhand auf dem Platz abgestellt hatte, der eigentlich für Fahrräder gedacht war. Der eleganten Dame auf der Parkbank schenkte er nur einen flüchtigen Blick – bis ihm etwas Farbiges ins Auge fiel, das die Frau gerade in der Hand hielt und begutachtete. Nick stoppte und machte zwei Schritte zurück.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sprach er sie höflich an. »Ich suche für meine Freundin genau so einen Schmuck«, schwindelte er. Und fügte mit einem breiten Charmegrinsen hinzu: »Würden Sie mir verraten, wo Sie den herhaben?«
    Die teuer gekleidete ältere Frau lächelte. »Den habe ich für meine Enkelinnen bei einem rothaarigen Mädchen auf dieser Trödelmeile gekauft. Gleich dahinten«, gab sie bereitwillig Auskunft. »Das ist alles selbst gemacht. Wenn Sie Ihrer Freundin auch so etwas schenken, tun Sie sogar noch ein paar jungen Leuten was Gutes damit«, fügte sie hinzu.
    »Ach ja?«, rutschte es Nick raus. Er blickte wohl ziemlich skeptisch, denn die Dame beeilte sich zu erklären: »Das sind alles vernachlässigte Jugendliche und ehemalige Straßenkinder. Jetzt leben sie nahe Burg im Spreewald und haben dort einen Selbstversorgerhof! Ist das nicht beeindruckend?«
    Nick brauchte ein paar Sekunden, um die Information zu verarbeiten. Er konnte sein Glück nicht fassen. Jetzt wusste er, wo Feline sich höchstwahrscheinlich aufhielt. Nick spürte, wie eine kribbelnde Unruhe sich in ihm breitmachte. Da sah er, dass die elegante Dame ihn abwartend musterte.
    »Äh, ja, sehr löblich«, murmelte Nick geistesabwesend. »Vielen Dank jedenfalls. Tschüss«, sagte er hastig und beeilte sich, wegzukommen. Dass die Dame ihm »Aber zum Schmuck geht’s in die andere Richtung!« nachrief, hörte er nicht mehr. Nick hatte eine Idee und keine Zeit zu verlieren.
    *
    Frisch geduscht und bester Stimmung kam ich aus unserem Bungalow. Sogar der Gedanke an das karge Essen konnte meine Laune nicht trüben. Zeno, Bidu und Urs waren auf dem großen Platz versammelt und schleppten gerade trockenes Holz für ein Lagerfeuer heran.
    »Party«, grinste Zeno auf meinen überraschten Blick hin.
    »Für unseren heutigen Verkaufsstar«, spottete Urs leise und warf mir einen gehässigen Blick zu.
    Ich

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