Mops und Möhren
die üppigen Kräutertöpfe auf der Fensterbank.
»Finde ich auch«, sage ich voller Besitzerstolz und mit einem Seitenblick auf Sandra. »Meine Jungs sind einfach toll!« Das ›meine‹ betone ich extra.
»Na, hoffentlich ist die Lasagne dann auch toll«, meint Rolf und zupft den grünen Salat am Waschbecken auseinander.
»Ganz bestimmt«, säusele ich. Und komme mir selbst ein bisschen blöd vor. Aber ich kann nicht anders. Sandra in meiner Küche – ohne mich vorher zu fragen! Ich nehme mir vor, später ein ernstes Wörtchen mit meinen Jungs zu sprechen.
»Wenn Arne jetzt da ist, kannst du ja die Wohnung aufschließen«, sage ich zuckersüß zu Sandra. Und verschwinden, denke ich.
»Ach, ist so gemütlich hier«, antwortet sie und lächelt in die Runde. Das Licht der Küchenlampe spiegelt sich in ihren gegelten schwarzen Haaren. Was sexy aussieht, leider. Schade, dass sie nicht ihre Brille aufhat, sondern Kontaktlinsen trägt.
»Hm«, mache ich.
»Umpf«, macht Earl.
»Wuff.« Mudel, natürlich. Treulose Tomate.
»Na, du willst wohl noch ein bisschen von mir gekrault werden«, meint Sandra zu Mudel. Schaut dabei aber Bernd an. Der bellt zwar nicht, sieht aber auch sehr begeistert aus.
»Wie ging’s denn noch weiter heute Nachmittag?«, unterbreche ich munterer, als mir zumute ist, die aufkeimende Romantik.
»Ja, also … ungut, würde ich sagen.« Chris knetet seine Serviette.
»Na ja, Klaus ist ein bisschen durch den Wind«, mischt sich nun Bernd ein. »Das kam auch ein bisschen plötzlich, und als er den Posten des Vorsitzenden übernommen hat, war von so einer Leiche im Keller keine Rede.«
»Du meinst, Emmi und ihr Sklave haben das gewusst?«, platze ich raus.
»Davon gehe ich aus. Warum sonst hätten die beiden sang- und klanglos das Feld und sogar ihre Laube räumen sollen?« Bernd klingt jetzt wie ein Anwalt aus dem Fernsehen. Sehr kompetent.
»Wer ist das?«, fragt Sandra und macht große Kulleraugen.
»Das waren die ehemaligen Vorsitzenden in der Schrebergartenkolonie. Paul hat den Verein knappe zehn Jahre geführt, mehr oder weniger. Das Sagen hatte allerdings seine Frau … «, erklärt Rolf.
»… in doppelter Hinsicht«, mischt Chris sich grinsend ein. Ich muss kichern bei dem Gedanken an den furiosen Abgang der beiden. Die Geschichte ist so schön, dass ich sie trotz meiner Laune gern erzähle: »Emmi hat ein … Etablissement. Sozusagen. Und Paul, ihr Gatte, arbeitet bei ihr als Sklave.«
Sandra bekommt noch größere Augen. Chris kichert hinter vorgehaltener Hand.
»Jedenfalls kam Paulchen eines schönen Tages in voller Lack- und Ledermontur in den Schrebergarten. Mit der Hacke in der Hand sah er aus wie ein zu groß geratenes schwarzes Gummibärchen. Seine Herrin war begeistert und gab ihm vom Liegestuhl aus Befehle. Die Nachbarn allerdings fanden das weniger witzig, weil just an dem Nachmittag die Enkel zum Spielen im Garten waren … «
»… und als ein Mädchen fragte, was der Gummimann da macht, war es aus mit der Ruhe in der Kolonie«, erinnert sich Rolf grinsend. »Ich meine, die beiden können ja machen, was sie wollen, aber nicht da, wo Kinder spielen.«
»Genau«, bestätigt Chris. »Zumal Pauls Klappe hinten auf war.«
Jetzt breche ich endgültig grölend zusammen – ich erinnere mich nur zu gut an den Abgang der beiden: Emmi voraus, Paul hinterher. Beide hoch erhobenen Hauptes, aber der Vorsitzende mit nacktem Po in schwarzem Latex.
Bernd hält sich den Bauch vor Lachen. »So schön hat Klaus Hünken mir das nie erzählt«, japst er nach Luft. Das Klingeln der Eieruhr ist kaum zu hören gegen unsere Lachsalven. Rolf serviert die dampfende Lasagne und wir langen alle kräftig zu – die beiden Hunde eingeschlossen. Damit nicht wieder Durchfall herrscht, kratzen wir die Käsekruste für die beiden ab. Mit Nudeln und Rinderhack passiert garantiert nichts. Nach dem Essen, als der Espresso vor uns steht und Mudel samt seinem Vater schnarchend unterm Tisch liegen, räuspert sich Bernd.
»Also, auch wenn das jetzt das Gemütliche etwas stört, ich würde gern noch mal auf das Schreiben der Stadt zurückkommen.«
»Klar, gern«, ermuntert ihn Rolf. »Deswegen bist du ja da.«
»Ich kenne den Klaus ja schon länger, er war mal Mandant bei mir, ist Jahre her, jedenfalls … ach, was soll’s: Er hat nicht alles erzählt heute Nachmittag. Und genau deswegen ist es gut, mit euch zu sprechen. Ihr könntet vielleicht etwas tun.«
»Wir?« Arne beugt sich interessiert
Weitere Kostenlose Bücher