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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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fühlt sich so an, als ob die maroden Scharniere mit ihrem splitternden Rost genau in meinem Rachen angebracht sind.
    »Ööööörrrgh«, sage ich zu Earl. Der schnauft nur und regt sich nicht. Ich stupse ihn an, damit er Platz macht und ich aus dem Bett klettern kann. Ich setze mich auf – keine gute Idee: Irgendwer hat über Nacht ein Glockenspiel in meinem Kopf installiert und die Klöppel schlagen von innen an meine Stirn. Außerdem ist mir kalt. So kalt, dass meine Zähne klappern. Ich lasse mich wieder in die Kissen sinken.
    »Haaarrrrgrrrrggghhhh … «, krächze ich. Earl gähnt ausgiebig und schält sich dann tatsächlich von der Matratze.
    »Hol Hilfe«, will ich sagen, kann aber nur mit der Hand wedeln. Der Mops wedelt mit dem Schwänzchen, sieht mich aus seinen großen schwarzen Kulleraugen an und geht dann ganz gemächlich zur Tür. Die steht einen Spalt auf, genau so viel, dass er sich durchzwängen kann. Das hier wäre definitiv ein Moment für Lassie, den Fernsehcollie aus meinen Kindertagen. Lassie würde jetzt zum Telefon gehen und den Notruf wählen. Mindestens. Earl ist auch nicht untätig, aber was ich höre, klingt mehr nach Wasser saufen. Ich wickele mich fester in die Decke. Nützt nichts, ich friere noch immer wie ein Schlosshund.
    »Aaaaaarrrrnnnneeee«, rufe ich leise. Und auch nur ein Mal, denn in meinem Hals brennt ein Scheiterhaufen. Wieder höre ich Hundepfoten tapsen. Dieses Mal ist es Mudel, der ins Zimmer kommt, auf das Bett springt und sich an mich schmiegt. Die tierische Wärmflasche ist mir hoch willkommen. Mit dem Hund im Arm döse ich ein. Oder auch nicht, ich weiß es nicht genau. Irgendwann kommt irgendwer ins Zimmer. Oder auch nicht. Ich höre Stimmen. Oder auch nicht. Alles ist wie in Watte gepackt, neblig, ganz weit weg. Irgendjemand steckt mir irgendwas in mein rechtes Ohr. Es piepst und ich höre eine Stimme, die sagt: »39,8.« Mit der letzten funktionierenden Gehirnwindung kombiniere ich, dass einer meiner Jungs Fieber gemessen hat. 39,8. Kein Wunder, dass ich mich fühle wie ein Kauknochen, der vier Wochen lang in feuchter Erde eingebuddelt war. Ich drifte weg aus dem Zimmer, fliege, schwebe, friere und höre dem Wummern in meinem Kopf zu. Ich weiß, dass ich auf den Fiebertraum zusteuere, den ich schon als Kind hatte, aber ich kann mich nicht dagegen wehren.
    Ich gehe eine lange, gerade Straße entlang, die von Siedlungshäuschen gesäumt wird. Alle sehen genau gleich aus und vor jedem Haus ist ein Zaun, dahinter ein Vorgarten, in dem nichts als Rasen ist. Nur Gras. Ich gehe weiter und weiter. Bis ich zu einem Vorgarten komme, in dem ein einzelnes Gänseblümchen steht. Ich öffne das Gartentörchen und will eben die kleine Blume pflücken, als die Tür des Hauses aufgeht. Ein Mann ohne Gesicht winkt mich herein. Ich will nicht, aber ich habe die Blume gepflückt und weiß, dass ich ihm deswegen folgen muss. Als ich durch die Tür trete, wechselt die Farbe des Traums. Jetzt ist das Technicolor verschwunden und alles ist Grau in Grau.
    Der graue Mann öffnet eine Tür. Ich folge ihm und stehe in einem Saal, nein, in einer Maschinenhalle, die größer ist als das Daimlerstadion. Sie ist bis zur Decke und den Wänden mit einer stahlgrauen Maschine vollgestopft. Überall sind Rohre und Kessel, es wummert und klopft. Der Mann verschwindet im Nichts und ich beginne, eine der vielen Leitern hochzuklettern. Das Metall ist kalt und heiß zugleich und ich erreiche eine erste Plattform, eine zweite.
    »Komm, trink was«, sagt eine Stimme. Moment mal. Das ist neu – in meinem Fiebertraum hat noch nie jemand gesprochen. Und schon gar keine Frau!
    »Tanja, hallo? Hörst du mich?«
    Das ist doch Sandras Stimme! Irgendetwas stimmt nicht mit meinem Traum, und als ich auf meine Hände schaue, ist das Gänseblümchen verschwunden. Ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.
    »Hast du keinen Durst?« Irgendwo hinter der Maschine muss eine Frau stehen. Ich klettere noch eine Leiter hinauf, beginne zu schwitzen und zu keuchen. Meine Hände werden feucht, finden keinen Halt an den Eisenstangen. Meine Knie zittern, ich trete neben die Sprosse, kann mich nicht halten und falle …
    »Nein!«, schreie ich, so laut ich kann.
    »Schon gut, du hast nur geträumt«, wispert eine Stimme. Ich befinde mich noch immer im freien Fall, doch eine Millisekunde vor dem Aufprall schaffe ich es, die Augen aufzureißen. Und starre direkt in das Gesicht von – Sandra!
    »Du?«,

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