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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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fahle Licht wird strahlend gelb. Ich höre Musik, jemand spielt Gitarre. Ich weiß, dass das alles nicht echt ist, dass ich mitten in einem Fiebertraum bin. Ich plumpse aus der Rutsche, segele durch die Luft und lande auf einer großen gelben Matratze. Sie ist über und über bedeckt mit Gänseblümchen. Als ich sanft lande, wirbeln die Blümchen durch die Luft wie Konfetti und segeln auf mich herab. Es kitzelt, ich muss kichern und daran denken, dass ich die Augen öffnen sollte. Aber es ist so schön hier, so weich, so warm …
    »Prinzessin?«
    »Wo kommst du denn her?« Ich höre Chris’ Stimme, sein Gesicht schwebt über mir, um seinen Kopf herum tanzen tausende Gänseblümchen.
    »Aus der Küche«, antwortet Chris. Ich lächele ihn an, blinzele – und merke, dass ich längst die Augen geöffnet habe. Aus der Traum. Ich bin zurück in meinem Bett und bin krank.
    »Hühnersuppe ist fertig«, gibt Chris bekannt, und da sehe ich die Tasse, die er mir vor die Nase hält. Es ist Rolfs Lieblingstasse, die mit dem aufgedruckten Mops auf rosa Grund mit Goldrand. Mir wird klar, dass ich ernsthaft krank sein muss, wenn Rolf mir diese Tasse überlässt. Aus der Mopstasse darf nicht mal Chris trinken!
    Mit Chris’ Hilfe gelingt es mir, fünf Schluck Brühe in mich hineinzubekommen. Ich nehme an, dass sie köstlich schmeckt – aber meine Geschmacksnerven liegen im Fieberwahn und meine Nase ist so dicht wie das Gedränge im Kaufhof an den Ramschtischen.
    »Ich muss mal«, presse ich schließlich atemlos hervor.
    »Na, dann machen wir mal.« Schwester Chris schlägt die Bettdecke zurück.
    »Wo ist eigentlich Arne?«, will ich wissen, als er mir dabei hilft, mich aufzusetzen. Augenblicklich dreht sich ein Kettenkarussell.
    »Er hat angerufen, ist bei Mariam in der Werkstatt.«
    Ach ja, der Bulli. Meine Großtat. Ich schäme mich sofort, und zwar so sehr, dass mir schwarz vor Augen wird.
    »Rolf hat die beiden zum Essen eingeladen.«
    »Hühnersuppe?« Ich versuche zu lächeln.
    »Nein, gesunde Menschen bekommen ein Steak.«
    »Gemein«, hauche ich. Chris hilft mir auf die Beine, ich schwanke wie ein Tretboot auf dem Titisee.
    »Ganz langsam«, schnurrt Schwester Chris und bugsiert mich durch den Flur zum Klo, dicht gefolgt von Earl und Mudel, die beide sehr besorgt aussehen. Aus der Küche höre ich Cesária Évora singen. Das war also die Gitarre im Maschinenhaus!
    »Geht’s ab hier?«, fragt Chris, als wir vor der Klotür stehen, hinter der sich mein Mini-Privat-Bad verbirgt. Ich würde gern Ja sagen, aber das wäre gelogen. Also schüttele ich den Kopf.
    »Kann ich was helfen?«, ruft Rolf aus der Küche.
    »Geht schon, Schatz«, antwortet Chris und öffnet die Tür. Gemeinsam gehen wir hinein und ich muss mich am Waschbecken festhalten. Alles dreht sich wie in einem Mixer und ich bin völlig außer Atem. Mein Blick fällt in den Spiegel und schlagartig geht es mir noch schlechter. Da, wo meine Augen hingehören, sind zwei rote Bälle. Meine Nase sticht schneeweiß aus dem ansonsten fieberroten Gesicht hervor und meine Haare hängen in fettig-verschwitzten Strähnen herunter. Außerdem sind meine Lippen so trocken, dass sie aufgesprungen sind. Ich stöhne.
    »Prinzessin, das kriegen wir wieder hin«, verspricht mir Chris und zieht meine Pyjamahose runter. Dann folgt die Unterhose, der Klodeckel wird hochgeklappt und meine private Krankenschwester platziert mich auf der Toilette.
    »Melde dich, wenn du fertig bist«, sagt er und schließt, ohne mich eines Blickes zu würdigen, die Tür. Bei jedem anderen wäre mir das unendlich peinlich gewesen – aber meine Jungs haben mich öfter nackt gesehen als Arne. Es kostet mich meine ganze Kraft, meine Blase zu entleeren und dabei nicht von der Schüssel zu kippen. Als ich fertig bin und nach dem Klopapier greifen will, zittere ich so sehr, dass mir schwarz vor Augen wird.
    »Chriiiiis«, flüstere ich. Sofort geht die Tür auf. Wahrscheinlich hat er gelauscht, ob ich auch ja nicht in Ohnmacht falle, denke ich und zeige stumm auf das Klopapier, das für mich unerreichbar ist. Chris verzieht keine Miene, reißt ein paar Blatt ab, wischt mich trocken und hilft mir auf die Füße. Als ich wieder komplett angezogen bin, sacken mir die Knie weg und ich muss mich an ihm festklammern.
    »Ab ins Bett«, kommentiert Chris und ruft Rolf. Gemeinsam tragen sie mich zurück in mein Zimmer. Ich bekomme noch mit, wie sie mich zudecken und die Glocke näher zu mir rücken. Dann springt Mudel

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