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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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einen Teil seiner Fassung wiedergewinnt. »Ist da wer?« Er klingt ziemlich unglücklich, und so beschließe ich, mich hinter dem Busch, der die Terrasse vor allzu neugierigen Blicken schützt, vorzuwagen. Kaum hat Herr Pukallus mich entdeckt, brüllt er schon los: »Pfeifen Sie sofort die Hunde zurück!« Sein Teint nähert sich farblich seinen verbliebenen roten Haaren an. Normalerweise würde ich das auch tun. Aber: Normalerweise kläffen der Mops und sein Sohn Besucher nicht so böse an. Im Gegenteil. Ich habe es selten erlebt, dass die beiden geknurrt haben, wenn jemand kam. Bellen, ja. Aber Knurren? Earl ist meistens sowieso zu träge und scheint davon auszugehen, dass Besucher, die zu ihm wollen, auch zu ihm ans Körbchen oder Sofa kommen. Und Mudel freut sich über jede Abwechslung. Allerdings kann ich ihnen auch nicht verdenken, dass sie den Mann auf Hundeart runterputzen. Mir ist er auch nicht sympathisch!
    »Die wollen nur spielen«, sage ich deswegen jenen Satz, der sämtliche Hundehasser sofort auf die Palme bringt. Ich bleibe, wo ich bin, verschränke die Arme vor der Brust und grinse.
    »Das sagt jeder!«, brüllt Pukallus, aber seine Stimme zittert ein wenig. Dem Mann ist wirklich nicht wohl.
    »Was machen Sie eigentlich hier?«, frage ich über das Gekläff hinweg. Schließlich ist das hier ganz bestimmt nicht sein Garten.
    »Das geht Sie nichts an!«
    Ich zucke mit den Schultern und tue so, als ob ich mich umdrehen und in die Laube gehen will.
    »Hallo? Jetzt machen Sie doch was!« Pukallus quiekt, als Mudel an ihm hochspringt.
    Ich seufzte theatralisch und zähle bis drei. Ganz langsam. Dann rufe ich: »Earl! Mudel! Aus!« Na ja. Ich will das rufen. Aber mein Hals macht nicht mit, und so krächze ich irgendwas, verschlucke mich dabei und huste erst mal ordentlich. Sehr ordentlich. Mich schüttelt es einmal komplett durch, ich muss mich am Geländer festhalten und belle jetzt lauter als die Hunde. Die hören dafür auf und rennen zu mir. Earl sieht mich sehr besorgt an, Mudel wedelt mit dem Schwanz. Der hält es wahrscheinlich für ein neues Spiel, dass ich aus dem letzten Loch pfeife. Ich habe Tränen in den Augen und nehme es nur sehr verschleiert wahr, dass Pukallus näher kommt. Als ich denke, mir fliegt jeden Moment die Lunge aus dem Hals, löst sich etwas in meinen Bronchien. Pukallus steht mittlerweile vor mir und starrt mich an. Ich hebe den Kopf und in dem Augenblick saust ein grüner, schleimiger Pfropfen aus meinen Atemwegen. Direkt auf das hellblau gestreifte Hemd von Pukallus.
    »Igitt!«, ruft der, springt einen Schritt zur Seite, tritt dabei auf den Lenker des im Gras liegenden Rollers, macht eine halbe Drehung und landet auf allen vieren im Gras. Das Klemmbrett hält er noch immer fest umklammert, den Hintern streckt er nach oben, und ich verspüre den Impuls hineinzutreten. Mache ich aber nicht, denn ich habe genug damit zu tun, wieder zu Atem zu kommen.
    Pukallus rappelt sich hoch, klopft sich ein paar Grashalme von den Knien und starrt angewidert auf seine linke Hemdtasche, wo mein Rotz hängt.
    »Das … tut … mir leid«, keuche ich noch immer völlig außer Atem. »Moment, ich hole ein Tuch … «
    »Nicht nötig«, schnauzt Pukallus und zerrt ein Stofftaschentuch aus seiner beigen Bundfaltenhose. Er sieht aus, als ob er gleich kotzt. Trotzdem säubert er sein Hemd, und zumindest von meiner Warte aus ist kein Fleck mehr zu sehen. Ich räuspere mich und sage dann mit einer Stimme, die perfekt zu einem kettenrauchenden Transvestiten passen würde: »Was wollen Sie hier?«
    Pukallus schnappt kurz nach Luft. Dann herrscht er mich an: »Das geht Sie nichts an.«
    »Ich glaube schon. Das hier ist nicht Ihr Garten. Sie sind einfach so durch das Tor marschiert.« Langsam werde ich sauer.
    »Es war offen«, blafft er zurück.
    »Das heißt ja wohl noch lange nicht, dass hier jeder einfach so reinspazieren kann.« Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu. Ich weiß, dass ich nicht sonderlich bedrohlich wirke, aber ich will einen Blick auf das Klemmbrett werfen.
    »Ich bin dienstlich hier, Fräulein!« Fräulein? Wenn ich was nicht leiden kann, dann das. Mein Blut ist ordentlich in Wallung und mein Puls steigt um ein paar Punkte mehr, als ich sehe, was auf dem Klemmbrett ist: ein kopierter Plan der Laubenkolonie. Es rattert in meinem Kopf. Dann macht es pling. Ninas Vater ist DER Pukallus … Klar. So ein Name ist ja recht selten. Vor mir steht der Beamte, dessen Brief Klaus Hünken und uns

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