Mops und Möhren
schmalztriefender Stimme, »unser kleines Gespräch wurde aufgezeichnet. Ich denke, so wird niemand von uns vergessen, was Sie uns eben mitgeteilt haben.«
Aus Pukallus’ Gesicht schwindet die Farbe. Kreidebleich starrt er erst Arne, dann uns an.
»Sie kennen sich?«, stammelt er. »Das war … eine ganz miese Nummer.«
»Nein, nicht wir haben die miese Nummer abgezogen, sondern Sie«, ruft Chris und nestelt in der Hecke. Kurz darauf hält er das am Zaun angebrachte Diktiergerät wie eine Fackel in die Höhe. »Sie sind der miese Trickser!«
Pukallus starrt ihn an.
»Und ich glaube nicht, dass Ihr Arbeitgeber sehr humorvoll ist.«, setzt Rolf nach.
»Sie … Sie … Arschloch!«, schreit Pukallus und hechtet blitzschnell nach vorn, will sich das Diktiergerät schnappen, bekommt aber nur Chris’ Ärmel zu fassen. Chris macht einen Schritt nach hinten, Pukallus krallt sich an seinem Shirt fest und wird mit einem Ruck über die Hecke gezogen. Das Laub raschelt und unser ungebetener Gast landet samt Chris auf dem Boden. Sofort sind die Hunde zur Stelle und tanzen einen wilden Kläfftanz um die beiden. Chris stöhnt, Pukallus flucht.
»Sie Schwein, Sie verdammtes gottsmillionisches Arschgesicht!«
Rolf stürzt zu den beiden und will Pukallus von Chris herunterziehen. Ich versuche, Earl oder Mudel zu erwischen, aber die beiden sind viel zu schnell. Arne ist mit einem Satz über das Tor gesprungen (Respekt!) und zerrt an Pukallus’ Bein. Der tritt wild um sich und versucht gleichzeitig, Chris das Diktiergerät aus der Hand zu reißen. Rolf packt Pukallus am Kragen, will ihn hochziehen. Der nutzt den Schwung in umgekehrte Richtung und lässt seine Faust in Chris’ Gesicht krachen. Eine winzige Sekunde herrscht Ruhe – lange genug, um das Krachen des Nasenbeins zu hören. Chris heult auf, Rolf brüllt, Arne zerrt an Pukallus … und Earl kommt seinem Herrchen mit der für einen Hund einzig richtigen Methode zu Hilfe: Er beißt Pukallus in den Arm. Die Männer verkeilen sich weiter ineinander, ich versuche die Hunde wegzuzerren, alle brüllen und stöhnen, Pukallus tritt mit dem rechten Bein nach Earl, der Hund jault und … alle sind mit einem Mal patschnass.
»Schluss damit!«, ruft Sandra. Sie hält einen leeren Wassereimer in der Hand. »Spinnt ihr total?«
Mudel und Earl sprinten als Erste davon. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass der Mops hinkt. Dann sind die Hunde hinter der Laube verschwunden. Rolf lässt Pukallus’ Beine los, Arne, dem das Wasser von der Stirn tropft, lässt sich schwer atmend auf seinen Hintern sinken. Chris hält sich die Hand vor das nun nasse Gesicht. Er hat Tränen in den Augen, das Blut quillt aus seiner Nase. Pukallus schnauft wie eine alte Dampflok und hält sich den Arm.
»Er at ir ie Ase erochen«, ruft Chris.
»Der hat mich gebissen«, setzt Pukallus nach.
Rolf kniet sich neben seinen Schatz und nimmt ihn in den Arm. Jetzt kann Chris sich nicht mehr beherrschen und heult Rotz, Wasser und Blut auf Rolfs Poloshirt. Sandra schüttelt den Kopf, Arne fasst sich als Erster wieder.
»Pack mal mit an«, sagt er zu mir. Und ab da funktionieren wir wie das eingespielte Team, das wir nun einmal sind. Nur, dass unsere Patienten dieses Mal keine Tiere sind, auch wenn sie sich vor ein paar Minuten noch wie solche benommen haben.
Als Erstes kümmern wir uns um Chris. Rolf hilft uns, ihn zur Liege zu bugsieren. Ich hole eine Rolle Küchenpapier, das sofort komplett aufgebraucht und voller Blut ist. Arne tastet vorsichtig Chris’ Nasenbein ab. Der jault zwar, hält sich aber ansonsten recht tapfer.
»Scheint nur angeknackst zu sein«, gibt Arne schließlich bekannt. Ich mache mich daran, das Blut vorsichtig mit feuchten Handtüchern wegzuwischen, die Sandra geholt hat.
»Aber einen fetten Zinken wirst du die nächsten Tage haben«, kommentiert Arne.
»As ut ooo eh, aua!«
»Das hier tut auch weh«, ruft Pukallus, der auf den Stufen vor der Terrasse sitzt und seinen linken Arm festhält. »Der Köter hat doch bestimmt die Tollwut!«
»Wenn hier einer Tollwut hat, dann Sie«, fahre ich ihn an und ziehe seine rechte Hand vom linken Unterarm weg. Tatsächlich ist da ein blutender Kratzer zu sehen. Arne beugt sich über Pukallus und begutachtet die Wunde.
»Nur ein kleiner Hautriss«, stellt er fest und bittet mich, den Verbandskasten aus der Laube zu holen. Den hat Rolf ziemlich zu Beginn schon dort deponiert, denn bei der Gartenarbeit kann ja auch allerhand passieren. Ich laufe zum
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