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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Schränkchen neben dem Sofabett. Im untersten Fach müsste der Kasten sein. Da höre ich leises Wimmern vom Bett. Ich sehe hin – und entdecke Mudel, der neben Earl hockt und seinem Vater über das Knautschgesicht leckt. Der Mops liegt auf der Seite und atmet schnell und flach.
    »Arne! Komm schnell!«, rufe ich. Da stimmt was nicht. Da stimmt was ganz und gar nicht!
    »Unterstes Fach im Schrank«, höre ich Rolf rufen.
    »Nein! Bett! Earl!« Ich setze mich ganz vorsichtig auf die Bettkante und streichele dem Mops über den Kopf. Earl sieht mich aus seinen kugelrunden schwarzen Augen an. Auch wenn er nicht reden kann, verstehe ich, was er sagt: »Aua. Hilf mir.«
    »Scht, alles wird gut«, beruhige ich das Tier. Arne stürzt herein, die Hände in den Gummihandschuhen, die er stets in seiner Hosentasche trägt – Arzt-Marotte eben–, blutverschmiert.
    »Der hat was!«, sage ich tonlos und spüre, wie die Angst in mir hochkriecht.
    »Mach mal Platz.« Arne bleibt ganz ruhig, auch wenn ich ihm auf den ersten Blick seine Sorge ansehe.
    »Ist das ein neuer Anfall?«, frage ich voller Hoffnung. Manchmal hat Earl epileptische Anfälle, und bei seinem ersten haben Arne und ich uns kennengelernt. Allerdings – der Mops ist mit Medikamenten aus der Humanmedizin bestens eingestellt und hatte seit Monaten keinen Anfall mehr. Und außerdem sieht das dann ganz anders aus, mit Krämpfen und Schaum vor dem Maul.
    »Nein«, kommentiert Arne und tastet sanft, aber geübt erst Earls vier Beine, dann den Kopf und schließlich den Bauch ab. Als er ihn an der linken Seite berührt, jault der Mops laut auf. Mudel springt verschreckt vom Bett und kuschelt sich an meine Beine. Auch er scheint in großer Sorge um seinen Vater zu sein.
    »Scheiße.« Mehr sagt Arne nicht. »Ich kann hier nichts machen, meine ganzen Instrumente und so sind im Bulli. Und der parkt unten in der Stadt.«
    »Was hat er denn?«, frage ich bang.
    »Einen Tritt in die Nieren bekommen«, knurrt Arne. »Hoffentlich ist da nichts gerissen.« Er muss nicht weitersprechen. Ich weiß, was das bedeuten kann. Mir wird schlecht und ich spüre die Tränen in meinen Augen.
    »Bitte nicht«, flüstere ich. Ein Blick von Arne genügt, um mir zwei Dinge klarzumachen: Um den Mops steht es ernst und ich muss jetzt Profi sein. Ich atme einmal tief ein. Zwei Mal. Dann werde ich ruhiger.
    »Wir fahren in die Klinik«, beschließe ich.
    »Muff ich nich«, nuschelt Chris, der unbemerkt mit Rolf in die Laube gekommen ist. Noch immer hält er ein Tuch vor die Nase, obwohl sie nicht mehr so stark blutet. Dafür hat sie ihren Umfang verdoppelt. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich lachen.
    »Du nicht, aber Earl«, sagt Arne und bittet mich, eine Decke zu holen. Während ich im Schrank nach einer krame, klärt mein Tierarzt meine Jungs auf.
    »Scheiße«, sagt Rolf.
    »Feiffe«, sagt Chris. Vorsichtig wickeln wir Earl in die blaue Fleecedecke. Das Tier jammert leise und sieht uns aus seinen Knopfaugen ängstlich an.
    »Ich komme mit«, erklärt Rolf.
    »Gut.« Arne nimmt das Fellbündel vorsichtig wie ein rohes Ei in die Arme und trägt ihn aus der Laube.
    »Iff komm auff midd«, nuschelt Chris.
    »Du bleibst hier«, befehle ich. »So kannst du nicht unter die Leute!« Chris nickt ergeben und macht sich im Schrank auf die Suche nach Schmerztabletten.
    Pukallus hockt noch immer auf den Treppenstufen.
    »Platz da«, herrscht Arne ihn an. Der Pseudo-Makler springt auf.
    »Und was ist mit meiner Wunde?«, fragt er.
    »Pflaster drauf und nachschauen, wann sie die letzte Tetanusimpfung hatten«, knurrt Arne ihn an, während er sich mit dem fiependen Earl auf dem Arm an ihm vorbeischlängelt.
    »Ja aber … «, will Pukallus sagen. Und dann: »Was ist mit dem Köter?«
    »Den haben SIE verletzt, Sie Arschloch«, rutscht es mir raus.
    »Ich? Der hat mich gebissen«, pampt Pukallus zurück.
    »Der hat nur sein Herrchen verteidigt, Sie Pfeife«, motze ich zurück.
    »Tanja, bitte«, sagt Arne, der mittlerweile das Tor erreicht hat. Ich verstehe, lasse den verdutzten Pukallus stehen und höre, wie Sandra in die Laube geht, um Chris zu trösten. Rolf rennt fast zum Parkplatz, während ich mir meinen Atem spare. Mit dem Mops auf dem Arm kann Arne nicht rennen, obwohl jede Minute zählt. Mudel stürzt aus dem Garten und rast den Kiesweg hinter uns her. Egal, muss er eben mit. Wir haben jetzt keine Zeit, um ihn zurückzubringen. Und rührend ist es ja auch, dass er seinen Papa jetzt nicht allein

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