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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Unser Hund. Der liegt auf der Krankenstation.«
    »Du Mops!« Jetzt strahlt sie. »Deine Mops?«
    »Ja. Nein. Also doch.«
    »Du komme, Mops gut, lache mit mir, wann ich wische Boden!«
    Wieder einmal hat Earl das Eis gebrochen allein dadurch, dass er ist, wie er ist. Wir folgen der Frau, die schnell wie ein Wiesel den Gang entlang saust. Sie öffnet eine Tür, geht vor uns hindurch und gurrt wie ein Täubchen.
    »Ah, kleine süße Mops, guckst du, ist Besuch da!« Und da hören wir ihn schon: Unser Earl of Cockwood begrüßt uns mit einem fast schon kräftigen Bellen.
    »Na, mein Guter?« Arne schiebt sich an der Frau vorbei, die ihre Hände durch das Gitter einer Box stecken will.
    »Ach du Armer«, platze ich raus, als die Putzfrau den Blick freigibt. Earl hat einen im Vergleich zu seinem Körper riesigen Plastiktrichter um den Hals. An seiner linken Bauchseite führt ein Schlauch aus dem Körper in einen Beutel, der bis zur Hälfte mit Blut gefüllt ist. In seinem rechten Vorderbein steckt eine Kanüle, deren Schlauch zu einer fast leeren Infusion führt. Aber das alles scheint den tapferen Hund nicht zu stören. Earl wedelt mit dem Schwänzchen und freut sich ganz offensichtlich, uns zu sehen. Arne öffnet das Gitter und betastet Earls Bauch.
    »Na, das sieht ja prima aus, mein Alter«, kommentiert er.
    »Ist gute Hund«, meint die Putzfrau. »Hat Temperatur 38,9 Grad. Perfekt.«
    »Bitte?« Woher weiß die Dame …
    »Habe Fieber gemessen«, erklärt sie. Arne und ich starren sie an, als sei sie ein wandelnder und sprechender Wischmopp.
    Sie starrt zurück.
    Und dann verzieht sich ihr Mund zu einem breiten Grinsen. »Näää, ich nix Putzfrau! Ich auch Doktor!«
    »Aber Sie haben doch geputzt?«, frage ich.
    »Näää, habe gesaugt Scherbe von Tasse was runterfallt.«
    »Also, Frau Kollegin«, sagt Arne, der sich als Erster wieder fasst. »Dann sind Sie also die Hospitantin aus Prag.«
    »Bin ich dem, genau. Konata. Olga.«
    »Hä?« Ich verstehe nur Bahnhof.
    »Frau Dr. Konata ist seit vier Wochen bei Dr. Lösch in Hospitanz. Europäisches Förderprojekt. Hat sie mir gestern erzählt.« Arne schüttelt der Kollegin die Hand.
    »Ach«, sage ich matt. So kann man sich täuschen. Olga lacht. »Muss ich machen schnell, nachher Katze kommt, mache Eier schnippschnapp.«
    »Hat mich gefreut«, ruft Arne ihr hinterher, als sie aus dem Zimmer rauscht. Er überprüft noch mal die Infusion, dann schubst er den Mops sanft zurück in den Käfig. »Ein paar Stunden musst du noch aushalten«, erklärt er dem Hund.
    »Wie wär’s mit einem Kaffee und einem Croissant?«, schlage ich vor, als wir wieder im Bulli sitzen.
    »Das wäre genial«, stimmt Arne zu. Als er den Motor startet, bimmelt der Notruf. Also kein Frühstück.
    Leider geht es den ganzen Tag munter so weiter. Wir schaffen es gerade so, uns einen Döner auf die Hand und einen lauwarmen Kaffee zu gönnen. Irgendwas scheint in der Luft zu liegen, denn ein Einsatz jagt den nächsten. Erst gegen halb neun am Abend stellen wir den Bulli ab und taumeln müde wie die Hunde ins Treppenhaus.
    »Zu dir oder zu mir?«, fragt Arne, als wir im dritten Stock angekommen sind. Bei ihm lockt ein großes Bett. Bei mir Essen. Jedenfalls riecht es schon im Flur verführerisch.
    »Zu mir«, antworte ich ohne zu zögern. Mein Magen hat entschieden, und mein Liebster folgt mir widerstandslos. Im Flur werden wir von Mudel begrüßt, der begeistert an uns hochspringt. Heute riechen wir nach mehreren Katzen, einem Bullterrier mit Magenverstimmung und einem Kanarienvogel in der Mauser. Eine Feder segelt zu Boden, als Arne sich zu Mudel runterbückt und ihn zur Begrüßung kräftig durchknuddelt.
    »Ihr kommt genau richtig, Essen ist fertig«, ruft Rolf aus der Küche. Wir streifen die Schuhe ab.
    »Was gibt’s denn?«, rufe ich zurück.
    »Hühnerherzen«, näselt Chris.
    »Was? Igitt!« Arne rümpft die Nase.
    »Doch nicht für euch!« Rolf steht lachend am Herd, einen Holzlöffel in der Hand. Am Tisch sitzen Chris, Dr. Olga und – Earl! Der Mops thront auf einem Kissen und schaut uns aus der Halskrause heraus glücklich an.
    »Du bist schon da?« Ich stürze zu Earl und begrüße ihn. Vorsichtig, klar, ich will ihm ja nicht wehtun.
    »Wuff«, sagt Earl und versucht, mir die Hände zu lecken, was aber wegen des Plastikkragens nicht gelingt.
    »Bin ich ja da, kann er nach zu Hause«, erklärt Dr. Olga.
    »Rolf war den ganzen Mittag auf der Krankenstation«, näselt Chris.
    »Ja, klar,

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