Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
Vom Netzwerk:
gerade an Nordic Walking versuchte. Eine Teilnehmerin hatte offenbar größere Probleme mit den Stöcken, strauchelte und wankte Antonella vors Rad. Mit einem beherzten Ausweichmanöver verhinderte Antonella im letzten Augenblick einen Zusammenstoß, stürzte jedoch selbst. Sofort tauchte ein kerniger, blonder Hüne neben ihr auf, offenbar der Trainer der Gruppe: »Ist dir was passiert?«
    »Nein, keine Sorge, nur ein paar Kratzer.« Sie rappelte sich schon wieder auf und begutachtete ihr blutiges Knie. »Hab schon Schlimmeres hinter mir«, sagte sie tapfer. »Tut mir leid, ich habe wohl nicht aufgepasst. Ist deinen Schützlingen was passiert?«
    »Denen geht’s gut«, sagte er und schaute auf seine Gruppe, die sich, offenbar erfreut über die kleine Pause, zum Tratschen zusammengerottet hatte.
    »Nicht sehr ehrgeizig«, lachte Antonella.
    »Nicht ehrgeizig, aber zahlungskräftig!«, antwortete der blonde Jüngling grinsend. »Aber jetzt setz dich wieder hin und lass mal dein Knie sehen.« Er kramte aus seinem Rucksack ein kleines Erste-Hilfe-Set heraus und tupfte ihr vorsichtig den Schmutz aus der blutigen Schramme. Antonella war fasziniert von seinen muskulösen Armen und den intensiven grünen Augen, die im Moment sehr konzentriert auf ihr Knie starrten.
    »Wie kommt denn jemand wie du an so einen Job?« Sie schielte zu der rüstigen Walker-Truppe.
    »Wenn man als Sportlehrer nicht im Fitness-Studio landen will, gibt’s ja nicht so viele Möglichkeiten. Ich betreue insgesamt vier Seniorengruppen, mache Rehagymnastik mit ihnen oder jage sie durch die Gegend. Ansonsten mach ich aber richtigen Sport! Übrigens, ich bin der Andi!« Er streckte ihr eine kräftige, braungebrannte Hand entgegen.
    »Antonella. Und was meinst du mit ›richtigem‹ Sport?«
    »Triathlon!« Er warf sich stolz in die Brust.
    Die Zeit der Überraschungen war für Antonella noch nicht vorbei. Erst Wohnung, Mops und Mitbewohnerin, und jetzt auch noch ein wahnsinnig gut aussehender Triathlet! Auch wenn das kaum einer ihrer Freunde verstehen konnte, hegte sie seit ein paar Jahren eine große Schwäche für diesen Sport, den sie mit bemerkenswertem Ehrgeiz betrieb. In den letzten beiden Jahren hatte sie sogar an einigen Wettkämpfen teilgenommen, mit beachtlichen Erfolgen für einen spätberufenen Laien. Ihr spärliches Einkommen investierte sie fast ausschließlich in ihre Ausrüstung. Und nun war da dieser Andi, der sie, nachdem sie ein wenig miteinander gequatscht hatten, einlud, sich seiner Triathlon-Trainingsgruppe anzuschließen. Antonella versprach, heute Abend zum Lauftreff mit seiner Sportclique – »Alles Spinner, aber nett!« – zu kommen.
    Bester Stimmung kehrte sie gegen elf nach Hause zurück und fand Georgia in der Küche, wo diese gerade die letzte umfangreiche To-do-Liste ausdruckte.
    »Was ist denn mit dir passiert? Hattest du einen Unfall?«, fragte Georgia besorgt.
    »Ich habe einen total süßen Kerl kennen gelernt! Ein Küken, höchstens fünfundzwanzig, aber ganz goldig. Heute Abend gehe ich mit ihm zum Joggen. Und was machst du hier?«
    »Ich habe gearbeitet! Wir haben doch einiges vor. Also los, ab unter die Dusche und dann auf in den Baumarkt!«

KAPITEL 4
    Erleuchtung für Anfänger
    D as Kinn auf die Faust gestützt, sah Georgia auf den Türrahmen, durch den Antonella verschwunden war. Aus dem Badezimmer drang kurze Zeit später das Geräusch von fließendem Wasser herüber. Sie seufzte leise und wandte sich wieder dem Papierstapel auf dem Tisch vor sich zu. Geistesabwesend begann sie, die Blätter zusammenzuschieben. Sie brauchte sich nichts vorzumachen – der hektische Aktionismus von heute Morgen, dem sie die Listen zu verdanken hatte, war weniger Ausdruck ihres Organisationstalents als reine Selbstschutzmaßnahme. Immer wenn sie sich einsam oder unglücklich fühlte, stürzte sie sich noch eifriger als sonst in ihre Projekte. Offensichtlich war das in den letzten Jahren ziemlich häufig vorgekommen – bei der Karriere, die sie gemacht hatte. Und Arbeit würde ihr auch diesmal helfen, die Krise zu überstehen, auch wenn es zur Abwechslung eine ganz andere Aufgabe war, oder vielleicht gerade deshalb. Körperliche Betätigung, Renovieren noch dazu, das konnte ja heiter werden! Aber ihr war jetzt jedes Mittel recht. Hauptsache, diese Leere ging bald vorbei, die ihr immer wieder den Magen zusammenkrampfte und die Tränen in die Augen trieb, sobald sie an Konstantin denken musste.
     
    Hugo, der die letzten Stunden

Weitere Kostenlose Bücher