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Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
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Eine Party war wirklich nicht das, woran sie gedacht hatte, eher eine Radtour oder so. Wen sollte sie überhaupt einladen? Ihre ganzen Leute – das Feld hatte sich in den letzten Wochen drastisch verkleinert. Seit der Konstantin-Katastrophe hatte sie sich bei niemandem aus ihrem Frankfurter Freundeskreis mehr gemeldet. Schließlich hatten bestimmt alle von dem Betrug gewusst, und keiner hatte es für nötig befunden, sie zu warnen. Und man konnte wirklich nicht sagen, dass ihr Handy nach der Trennung Sturm geklingelt hätte. Offensichtlich wurde sie nicht vermisst, und sie würde sich den Leuten mit Sicherheit nicht aufdrängen. Sollten die sich ruhig mit der ach-so-tollen Yvonne verabreden, auch gut. Ihr machte das rein gar nichts aus! »Eine Party? Ich glaube, das ist keine so gute Idee. Da sind einfach zu viele Leute. Was hältst du von einer Radtour in den Rheingau?«
    »Unsinn, eine Party ist ideal! Außerdem hab ich doch auch bald Geburtstag. Das lässt sich super kombinieren!« Trotz allen Überschwangs fiel Antonella auf, dass es Georgia an der nötigen Begeisterung mangelte. So kurz nach einer Trennung war das wahrscheinlich normal, aber es würde ihr nur guttun, wieder ein paar Leute um sich zu haben. »Georgia, das wird bestimmt lustig! Ganz sicher sogar. Und du musst dich um gar nichts kümmern, wenn du nicht willst. Ich schaff das alles ganz alleine. Du lädst nur ein paar nette Leute ein, deine Kollegen zum Beispiel. Ansonsten kannst du dich benehmen wie ein Gast. Ich verspreche dir, du musst nichts machen.« Sie hoffte nur, dass Georgia den letzten Satz schnell wieder vergessen würde, aber jetzt brauchte sie dringend ihr Okay.
    Georgia gab sich seufzend geschlagen. »Also gut, wenn dir so viel daran liegt. Wann hast du denn Geburtstag?«
    »Am 18. Juni, Samstag in zwei Wochen. Jetzt haben wir so eine tolle Wohnung und so viel neues Geschirr, wäre doch zu schade, wenn wir das niemandem zeigen könnten!«
    In dem Punkt zumindest musste Georgia ihr recht geben. Die Küche war inzwischen ein echtes Schmuckstück: Gott sei Dank war sie sehr groß, und Tante Elsa hatte offensichtlich vor wenigen Jahren in gute Geräte und einen klassischen Fliesenboden investiert. Trotzdem war es ein hartes Stück Arbeit gewesen. Die Wände waren jetzt passend zum Boden terracottafarben gestrichen, die Einbauküche in Eiche rustikal hatten sie abgeschliffen und weiß lasiert. Und das Glanzstück des Raums war ein riesiger alter Bauerntisch mit zehn Stühlen vom Flohmarkt.
     
    Am nächsten Morgen ging Antonella eine Runde laufen, während Georgia wie gewohnt den morgenmuffeligen Hugo um den Block scheuchte. Erst als sie die Haustür wieder aufschloss, erwachte Leben in ihm.
    »Hugo, warte doch mal! Ich muss nur die Post mitnehmen, dann bekommst du etwas zu fressen.« Georgia kramte mit einer Hand in ihrer Tasche nach dem Briefkastenschlüssel, während an ihrer anderen Hugo mit wachsender Dringlichkeit an seiner Leine in Richtung Wohnung zog. Das zweite Frühstück war definitiv seine Lieblingsmahlzeit. Endlich hatte Georgia den richtigen Schlüssel gefunden. Bepackt mit einem ganzen Stapel Post und Zeitschriften, gab sie Hugos Drängen nach und eilte die paar Stufen hinauf, um ihren Begleiter vor dem sicheren Hungertod zu retten.
    Der weiße DIN-A4-Umschlag stach aus der übrigen Post heraus, und Georgia erkannte Konstantins Handschrift sofort. Sie ließ die anderen Sachen auf den Küchentisch fallen und riss das Kuvert auf – ihre Post, ja natürlich, was hatte sie denn erwartet? Dazu ein feiner, hellgrauer Briefbogen – wie geschmacklos! Der stammte aus einer Schachtel Briefpapier, die sie ihm in Tokio gekauft hatte. Aber das hieß immerhin, dass er sich die Mühe gemacht hatte, ihr etwas Persönliches zu schreiben. Georgia faltete den Bogen auseinander.
    Liebe Georgia, anbei Deine Post. Bitte denke daran, die entsprechenden Firmen oder Behörden über Deine neue Anschrift zu informieren. Was hier noch eintrifft, werde ich selbstverständlich weiterleiten.
    Ich hoffe, Du kannst verstehen, dass ich als Politiker eine Frau brauche, die stets an meiner Seite ist und nicht die meiste Zeit in New York verbringt.
    »Wir irrten uns aneinander, es war eine schöne Zeit.«
    (Goethe)
    Ich wünsche Dir alles Gute!
    Herzliche Grüße, Konstantin
    Georgia starrte fassungslos den Brief an. Das war es? Kein Wort der Entschuldigung, keine Rechtfertigung, sondern auch noch ein Vorwurf? Und dazu dieses abgedroschene Goethe-Zitat. In

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