Mopsküsse: Roman (German Edition)
Versagerin hingestellt, die nichts auf die Reihe kriegt.« Mit einem wütenden Funkeln in den Augen verließ sie die Küche.
Georgia, völlig überrascht von diesem heftigen Ausbruch, wandte sich ratlos an Giovanni, der ebenfalls ein wenig bedröppelt aus der Wäsche schaute: »Was war das denn? Du hast ihr doch ein Kompliment gemacht. Warum regt sie sich so auf?«, und, als Giovanni nur stumm mit den Schultern zuckte, fügte sie hinzu: »Sie hat wirklich das Meiste gemacht. Ich habe keine Ahnung von handwerklichen Dingen. Sie hat mir gezeigt, wie man streicht und Möbel abschleift, sie hat die Sofas und Stühle neu bezogen und sogar das verwegene Teppichmosaik im Kaminzimmer gemacht. Meist war ich nur Handlanger, und von externer Unterstützung wollte sie nichts wissen. Wir haben wochenlang Schwerstarbeit geleistet. Antonella kann stolz auf sich sein! Ich bin es jedenfalls. Wenn mir jemand vor drei Monaten erzählt hätte, dass es mir riesigen Spaß machen würde, in völlig verkleckerten Klamotten stilisierte Blätter an eine Wand zu pinseln, hätte ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt.«
»Ich glaube, das sitzt irgendwie tiefer bei ihr.« Giovanni kratzte sich nachdenklich die Stirn. Psychologisieren gehörte nicht zu seinen Stärken, aber er versuchte es trotzdem: »Sie kam sieben Jahre nach mir zur Welt, und als Nesthäkchen war sie immer die verwöhnte Prinzessin. Während mein Bruder und ich gleich nach der Schule angefangen haben zu arbeiten, hat sie nie richtig die Kurve gekriegt. Sie hat alles Mögliche ausprobiert und wieder hingeschmissen, und dass Mama ihr regelmäßig ›Du bist wie dein Vater!‹ um die Ohren schleuderte, hat es sicherlich auch nicht besser gemacht. Aber irgendwie ist sie schon …« Er stoppte abrupt, als Antonella wieder in die Küche gerauscht kam.
»Und? Lästerst du mal wieder über mich? Soweit ich weiß, bist du nicht zum Vergnügen hier, und die kostbare Freizeit von Mister Super-Busy ist doch sicher recht begrenzt. Vielleicht solltest du langsam mal das Regal aufbauen!« Mit abwehrend verschränkten Armen stand sie im Türrahmen. Georgia hatte die sonst immer fröhliche Antonella noch nie so zickig erlebt und sagte lieber gar nichts.
Giovanni erhob sich seufzend und nahm seine störrische kleine Schwester in den Arm. »Principessa, jetzt beruhige dich. Keiner lästert über dich! Und noch mal fürs Protokoll: Ich bin sehr stolz auf dich! Das hast du ganz toll hingekriegt. Da hat sich die Schreinerlehre doch wirklich gelohnt. Und ich werde es Mama und Gianluca haarklein erzählen. Die sind bestimmt auch total begeistert.«
Antonella entspannte sich ein wenig.
»Aber vielleicht magst du sie ja auch selbst mal anrufen und es ihnen erzählen. Mama macht sich wirklich Sorgen, weil du dich nie bei ihr meldest.«
Bei diesen Worten versteifte sie sich wieder. »Was soll ich ihr denn sagen? ›Mama, ich kann ganz toll renovieren, du brauchst dir keine Sorgen machen und kannst mich ruhig mal loben.‹ Das würde sie doch gar nicht verstehen, für sie zählt nur ein solider, anstrengender Beruf und ein regelmäßiges Einkommen. Und ein bisschen mit Farbe rumklecksen ist sicher nicht ihre Vorstellung von Karriere. Ich habe von ihrem ewigen dramatischen ›Ach, Mädel …‹ die Nase gestrichen voll! Und jetzt lass uns endlich dieses Thema beenden und die Regale aufbauen!« Energisch machte sie sich von Giovanni los und ging zum Lieferwagen, um die ersten Bretter zu holen. Achselzuckend folgten ihr die beiden anderen, und zusammen trugen sie die Einzelteile hinein. Die »Ankleide« war ein Durchgangszimmer zwischen Antonellas und Georgias Schlafzimmern. Der knapp zwanzig Quadratmeter große Raum erstrahlte in einem sahnigen Creme-Ton. Der hochflorige Kuschelteppich hatte die gleiche Farbe wie die Wände, und dazu passten perfekt die zarten Vorhänge vor dem Fenster und die mit Seidensatin bezogene Polsterbank in der Mitte des Raumes. An den beiden langen Seiten standen, jeweils rechts und links neben den Türen zu den Schlafzimmern, die offenen Schränke aus Buchenholz, in denen schon die Kleidung der zwei Frauen hing. Georgias Outfits passten auch optisch prima ins Gesamtkonzept – sie bevorzugte Naturfarben und Pastelltöne. Antonellas farbenfrohe Garderobe brachte dagegen ein wenig »angeschlampten Bohème-Schick« in die Bude, wie Georgia es charmant ausdrückte. An beiden Seiten der Flurtüre war noch Platz für die Schuhregale. Die schmeichelhafte Beleuchtung setzte
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