Mopsküsse: Roman (German Edition)
Georgia weiterreichen konnte. Die betrachtete das Prachtstück mit einem amüsierten Lächeln. Ein riesiger Gugelhupf mit Schokoglasur, die über und über mit bunten Smarties verziert war, und in der Mitte stand eine dicke, sonnengelbe Kerze. Wie bei einem Kindergeburtstag. Antonella, der Georgias amüsierter Gesichtsausdruck nicht entgangen war, erklärte: »Der schmeckt echt toll! Wir Kinder haben ihn zu jedem Geburtstag bekommen und bestehen auch heute noch darauf.«
»Selbst Gianluca hat sich letztes Jahr einen zu seinem Vierzigsten gewünscht!«, fügte Giovanni lächelnd hinzu. »Wir konnten Antonella doch unmöglich ohne Kuchen ihren Geburtstag feiern lassen.«
»Ihr seid ja so süß!« Antonella war wirklich gerührt.
»Ich habe noch mehr dabei«, sagte Giovanni, »aber das muss ich erst aus dem Auto holen.«
»Geschenke?« Antonella hüpfte verzückt auf und ab wie ein kleines Mädchen.
»Auch, aber die gibt es später. Ich habe frische Weißwürste und Brezeln dabei, für ein richtig zünftiges Geburtstagsfrühstück.«
Nach der deftigen Brotzeit, an der sich Georgia nur misstrauisch und sehr zurückhaltend beteiligte, verschwand Giovanni wieder zu seinem Auto und schleppte kurze Zeit später einige große Einzelteile in Antonellas Schlafzimmer. Eine schweißtreibende Stunde und viele deftige Flüche später war das wunderbare, flache Wenge-Sideboard fertig. Antonella war selig, als sie dieses prachtvolle Geburtstagsgeschenk sah. »Du bist der allerbeste Bruder der Welt!«, jubelte sie und umarmte den stolz grinsenden Giovanni stürmisch.
Um zwei Uhr kam der Partyservice und stellte das Büfett auf. In großen Kühlboxen warteten die Platten mit den hübschen Häppchen auf ihren abendlichen Auftritt. Die Getränke landeten im Kühlschrank, der, Tante Elsa sei Dank, üppig dimensioniert war. Zwischenfälle gab es keine – wenn man von der Tatsache absah, dass Hugo sich ein halbes Tablett der Mini-Frikadellen gemopst hatte und nun kugelrund in seinem Körbchen schlief und ziemlich laut schnarchte. Munter wurde er erst wieder, als gegen sieben Uhr der Sushi-Koch ankam und sich mit seinen Zutaten und martialischen Werkzeugen in der Küche breitmachte. Der Eindringling war Hugo äußerst suspekt, und sofort begann er wild kläffend sein Revier zu verteidigen. Nachdem Georgia ihm sein zorniges Bellen verboten hatte, schnüffelte er misstrauisch an den Hosenbeinen des kleinen Japaners herum und hopste schließlich auf einen Stuhl, um den armen Koch dauerknurrend zu fixieren. Das sieht jetzt doch nach einem Patt aus, dachte Georgia und verließ die Küche, um sich endlich umzuziehen.
Um neun Uhr war die Party bereits in vollem Gange. Einige von Georgias Frankfurter Kollegen waren gekommen und chillten im gelben Fünfzigerjahre-Wohnzimmer. Sie waren von der Wohnung hingerissen und diskutierten nun anstelle der sonst üblichen Jobgeschichten darüber, dass ihre eigenen Wohnungen auch etwas Farbe nötig hätten. Georgia sonnte sich in der Bewunderung ihrer Kollegen. Sonst war sie von ihnen immer nur als die kühle Projektleiterin wahrgenommen worden, nun mutierte sie unversehens zur hippen Style-Expertin. Eine der Junior-Beraterinnen hatte gleich zu Beginn ihre sündteuren, aber traumschönen rosa Satin-Manolos erkannt und mit unverkennbarem Neid in der Stimme kommentiert. Und zwei ihrer männlichen Kollegen sparten nicht mit Komplimenten für ihr restliches Outfit. Sie trug ein roséfarbenes, zweilagiges Spaghettiträger-Kleidchen, knielang, weit schwingend und mit glitzernder Goldstickerei. Die Haare hatte sie locker hochgesteckt, so dass sich zarte Löckchen wie ungeplant den Weg in die Freiheit bahnten. Aber nicht nur ihr Look, auch sie selbst hatte sich verändert in den letzten Wochen. Andere Dinge waren in den Fokus gerückt, und von ihrem alten Leben fühlte sie sich weiter entfernt als je zuvor.
Im Kaminzimmer, dem größten und spektakulärsten Raum der ganzen Wohnung, hatten sich Antonellas Triathleten niedergelassen. Das Zimmer wirkte wie ein geheimnisvoller Dschungel. Die Wände waren mit stilisierten Blättern in verschiedenen Grüntönen bemalt. Davor standen auf einer Seite halbhohe weiße Regale, die mit Tante Elsas alten Büchern bestückt waren. Im offenen Kamin brannten große weiße Altarkerzen. Ein Sofa und zwei gemütliche Sessel waren mit Stoffen in unterschiedlichen Grüntönen bezogen. Vor dem Fenster, wo das alte Fischgrätparkett beschädigt war, hatte Antonella das
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