Mopsküsse: Roman (German Edition)
sowohl Schränke als auch den riesigen antiken Spiegel, der noch aus Tante Elsas Beständen stammte, geschickt in Szene. Nach einer knappen Stunde standen die Rahmen der Regale an ihren Plätzen, und Giovanni justierte die ersten Fächer.
Georgia stand mit glühenden Wangen daneben und konnte sich vor Begeisterung kaum zurückhalten. Das neue Schuhregal war viel schöner als ihr altes in Konstantins Wohnung. »So etwas Tolles habe ich ja noch nie gesehen!« Sie strahlte Giovanni an, der sich in so viel weiblicher Bewunderung wohlig sonnte.
»Jetzt beruhig dich doch wieder. Es ist nicht das achte Weltwunder, es ist ein Schuhregal!« Mit Antonellas Laune stand es offenbar immer noch nicht zum Besten. Außerdem gingen ihr Georgias überspannter Enthusiasmus und Giovannis gockeliges Flirtverhalten gehörig auf die Nerven. »Ich muss jetzt zum Sport. Ihr kommt ja offensichtlich wunderbar ohne mich klar!« Sie schnappte sich eine Radlerhose und ein Sporttop, küsste ihren Bruder auf die Wangen – »Bussi, Bruderherz, und danke fürs Regal. Ciao, ciao!« – und verschwand in ihrem Zimmer. Kurze Zeit später war sie auch zur Wohnungstür hinaus.
»Mannomann …«, murmelte Giovanni, »die ist ja heute ganz schön in Fahrt!«
»Die Bewegung wird ihr guttun. Wenn sie sich ausgetobt hat, ist sie eigentlich immer bester Laune. Muss wohl an den Endorphinen liegen.« Georgia lächelte ihn an. »Wollen wir weitermachen? Ich kann es kaum erwarten, meine Lieblinge einzuräumen. Du hast ja so ein großartiges Regal gebaut!«
Während Giovanni ein Fach nach dem anderen montierte, begann er von seiner und Antonellas Familie zu erzählen. Von dem Restaurant, von den Sorgen der Mutter, nachdem der Vater aus heiterem Himmel das Weite gesucht hatte und sich seitdem nur noch sporadisch blicken ließ, davon, wie ihre Kindheit trotzdem schön und lustig gewesen war. Er erzählte von dem ältesten Bruder Gianluca, der inzwischen das Ristorante Milano übernommen hatte. Er beschrieb die gemeinsamen Weihnachtsfeste, die immer laut und chaotisch waren, die aber niemand aus der Familie missen wollte.
Georgia hörte interessiert zu. »Das hört sich wirklich schön an. Das hört sich vor allem richtig nach Familie an«, sagte sie und fügte hinzu, »bei mir war das anders.«
»Wie denn?« Giovanni sah sie gespannt an.
»Na ja, ich hatte eine Nanny und kam mit acht Jahren nach England ins Internat. Meine Eltern habe ich nur in den Ferien gesehen und auch nicht in allen. Im Sommer war ich nämlich meistens bei der Familie einer Freundin auf deren Landgut. Das war schön, denn Geschwister habe ich keine. Ich habe dann auch in England studiert und bin anschließend in die Staaten gegangen.«
»Das ist ja schauerlich!« Giovanni schüttelte es. Diese Geschichte entsprach nun gar nicht seinen Vorstellungen von Familienleben. »Was machen denn deine Eltern?«
»Mein Vater ist Unternehmer.«
»Unternehmer? Und was unternimmt er so?«
»Er macht in Kaffee und Tee.« Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass das den handfesten Schreiner nicht sonderlich beeindruckte. Den meisten anderen Leute, die sie kennen lernte, war »Holtau-Kaffee« natürlich ein Begriff, und sie reagierten entsprechend.
»Mhmm«, war dagegen Giovannis einziger Kommentar. »Und deine Mutter?«
»Mutter spielt Golf und tut Gutes!« Sie konnte den ironischkühlen Unterton nicht verbergen. »Nein wirklich, sie hat unglaublich anstrengende Tage: Immer dieses Golfen, immer diese Lady-Lunches und dann auch noch regelmäßige Charity-Veranstaltungen, die immer nach dem gleichen Schema ablaufen – Papa bezahlt, und Mutter hält lächelnd ihr makelloses Näschen in die Kamera. Was sie so alles treibt, kann ich dann regelmäßig in Bunte und Gala nachlesen.«
»Geschafft!« Giovanni wusste nicht recht, wie er auf diese Enthüllungen reagieren sollte, und wechselte sicherheitshalber das Thema. Georgia war das durchaus angenehm, und das Regal war ein Traum. Ihre Schuhe fanden in angeschrägten Fächern Platz, und kleine Spots beleuchteten sie wie Schauspieler auf einer Bühne.
Zwei Stunden später, Giovanni war bereits wieder auf dem Heimweg, kam Antonella von ihrer Radtour nach Hause. Allerdings hatte die Trainingseinheit nicht den von Georgia gewünschten Effekt gehabt. Mit einem Stapel Kontoauszügen und einem missmutigen Gesichtsausdruck ließ sich Antonella auf einen Küchenstuhl fallen.
»Was ist denn los?«, fragte Georgia, die langsam wirklich irritiert war ob Antonellas
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