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Mopsküsse: Roman (German Edition)

Mopsküsse: Roman (German Edition)

Titel: Mopsküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Müller , Micha Goebig
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Muster der Wände mit Teppichintarsien fortgesetzt. Georgia und Antonella nannten den Raum inzwischen »die Bibliothek«. Eine Tatsache, die Harry, seines Zeichens Journalist und Hobbysportler, zu der Bemerkung inspirierte: »Spitzendeko für Simmels gesammelte Werke!« Antonella überhörte den ironisch-ätzenden Unterton großzügig und widmete sich lieber wieder Andi. Mit knappen weißen Hotpants, einer roten Tunika mit verwegenem Dekolleté und blitzendem BH hatte sie genau das richtige Jagd-Outfit gewählt – hoffte sie jedenfalls. Die gebräunten, durchtrainierten Endlosbeine steckten in roten Absatz-Espandrilles mit hochgeschnürten Stoffbändern. Und statt ihres sonst üblichen Pferdeschwanzes trug sie die Haare heute offen.
    Es klingelte, und Antonella sauste zur Tür. Draußen stand Adrian Stern mit einem großen, bunten Ranunkelstrauß für Antonella und Brot mit Salz für beide Gastgeberinnen. Antonella war bass erstaunt und fuhr ihn auch gleich entsprechend harsch an: »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich bin eingeladen!«, antwortete er, eine Spur irritiert. »Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Damit drückte er ihr den Strauß in die Hand.
    Ehe Antonella weiter ausfallend werden konnte, kam Georgia dazu. »Schön, dass Sie kommen konnten!«, sagte sie freundlich und bat ihn herein. Antonella machte hinter Adrians Rücken wilde Abwehrgesten, die ihre Freundin jedoch komplett ignorierte. Georgia nahm ihm charmant die Geschenke ab, platzierte sie auf Antonellas Gabentisch und machte ihn plaudernd mit den anderen Gästen bekannt. Wenige Minuten später stellte Antonella Georgia in der Küche erbost zur Rede, wo immer noch ein stummer Konflikt zwischen Hugo und dem Sushi-Koch schwelte. »Bist du wahnsinnig? Den Feind einzuladen, noch dazu an meinem Geburtstag!«
    »Ich habe völlig vergessen, es dir zu sagen. Tut mir leid!« Georgia versuchte, zerknirscht zu klingen. »Ist doch aber nicht so schlimm. Er ist wirklich nett und hat Stil!«
    »Stil? Wo bitte hat der Mann Stil? Und dann bringt er auch noch Brot mit – als ob es hier nichts zu essen gäbe!«, empörte sich Antonella.
    »Salz und Brot mitzubringen ist ein alter Brauch. Und ich finde es sehr aufmerksam von ihm.« Georgia klang jetzt, als spräche sie mit einer Erstklässlerin. »Außerdem mag er dich. Du solltest ein bisschen netter zu ihm sein.«
    »Ich? Nett zu ihm? Nie im Leben! Dieser Mann hat mich schwer beleidigt. Und wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass er mich mag?«
    »Die Blumen!«
    »Ja und? Grünzeug mitzubringen ist doch auch nur höflicher Standard.« Antonella redete sich richtig in Rage.
    »Es sind Ranunkeln, und die bedeuten ›Ich finde dich zauberhaft‹. Das war kein Zufall, jede Wette!«
    »Okay, ich gebe auf. Blumensprache und altmodische Bräuche sind mir echt zu viel.« Damit schwirrte sie ab und suchte Andi.
    Wenige Minuten später alarmierten sie jedoch ein lautes Bellen und wütende Schreie aus der Küche. Sie rannte los und stieß im Flur fast mit Georgia zusammen, die ebenfalls zum Tatort unterwegs war. Ihnen bot sich ein groteskes Bild: ein geifernder Hugo, der sich ins Bein des Koches verbissen hatte, und ein wütender Japaner, der mit seinem großen Sushi-Messer herumfuchtelte und irgendetwas von »kantonesischem Mops-Eintopf« brüllte. Hugo hatte offenbar seine stundenlange Lauerposition aufgegeben und war zum Angriff übergegangen. Nur mit Mühe waren die Kontrahenten zu trennen. Der Koch hatte alle asiatische Höflichkeit abgelegt und schäumte vor Wut. Georgia nahm den immer noch knurrenden Hugo auf den Arm und flötete ihm Tröstendes ins Ohr: »Hat dir der Mann Angst gemacht, mein kleiner Liebling? Und du warst so tapfer und wolltest uns verteidigen?«
    Der fassungslose Japaner packte daraufhin seine Siebensachen zusammen und verließ mit den Worten »So kann ich nicht arbeiten! Sie hören von meinem Agenten!« die Party.
    »Kapriziöse Diva!«, sagte Georgia verärgert. »Er braucht nicht zu denken, dass er das komplette Honorar bekommt. Erst den armen Hugo bedrohen und dann auch noch fahnenflüchtig werden. Und sein Sushi war auch nicht so besonders. Kein großer Verlust, dass er weg ist. Ich werde mich jedenfalls bei dieser Gastro-Agentur über ihn beschweren! Das ist ungeheuerlich!«
    »Hast du sie noch alle?«, fuhr Antonella Georgia an. »Kantonesischer Mops-Eintopf wäre doch die Lösung all meiner Probleme gewesen. Und mit der Fleischeinlage hätte man ein ganzes chinesisches Dorf problemlos

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