Mopsküsse: Roman (German Edition)
eine Woche lang ernähren können!« Von der Tür kam ein Lachen, und sie drehte sich um. Im Rahmen gelehnt stand Adrian, der die Szene offenbar sehr amüsant fand. Schon wieder dieser Kerl! Wie peinlich. Gott sei Dank läutete es abermals, und sie drängte sich eilig an ihm vorbei. Diesmal stand ein ziemlich sonderbarer Trupp vor der Tür: Vier kleine, drahtige Männer in Designerjeans und trendigen Ethnohemden umrahmten einen sehr schlanken, größeren Inder, der einen edlen schwarzen Armani-Anzug trug. Antonella trat sprachlos zur Seite, als eines der Flatterhemden mit sanfter Stimme nach Georgia fragte. Die kam gerade aus dem Wohnzimmer. Der zarte Flattermann, der sich als ihr Yoga-Lehrer Simon entpuppte, hauchte ihr lächelnd ein Begrüßungsküsschen auf die Wange und sagte: »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir Kem mitgebracht haben, aber er ist schon heute gekommen, um die Workshopserie vorzubereiten. Deshalb sind wir auch so spät dran.«
Wenige Minuten später versorgte Georgia Antonella wispernd mit einigen Hintergrundinformationen. Kemdahl Vayuananda, genannt Kem, war der Armani-Mann und außerdem der geistige Vater des »Nordend Yogaloft«, ihrer Yoga-Schule. Er hatte ein eigenes, dynamisches Yoga-Konzept entwickelt, und seine Schüler gründeten inzwischen in vielen Städten Trainingszentren nach seiner Lehre. Und natürlich war es eine ganz besondere Ehre, dass er jetzt hier zu dieser Party gekommen war.
Antonella war milde beeindruckt. »Und der Typ hat keinen Sex?«
»Wie kommst du denn auf die Idee?«, fragte Georgia irritiert.
»Na ja, da gab’s doch mal diese Folge mit dem enthaltsamen Yogi in Sex And The City, oder?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, so asketisch sieht er nicht aus. Eher sehr sexy. Schade wäre es jedenfalls.« Georgia seufzte vielsagend.
»Du bist ja heute wirklich schwer in Fahrt!« Antonella kicherte. »Erst betörst du meinen Bruder, dann liegt dir mein Kumpel Harry zu Füßen, und jetzt erscheint hier auch noch dieser Yoga-Guru.«
»Ach, hör auf. Dein Bruder ist ein netter Kerl, aber nichts für mich, und dieser Harry ist ja eine ziemlich schmierige Type. Und Kem – Kem, den kenne ich ja auch noch gar nicht und überhaupt …« Sie errötete ein bisschen.
Antonella verschwand lachend und begab sich wieder auf die Suche nach Andi, der leider lange nicht so anschmiegsam war, wie sie es sich erhofft hatte.
Gegen Mitternacht tauchte Adrian wieder auf. Er hatte sich die meiste Zeit mit einer von Georgias Kolleginnen unterhalten, mit der er studiert hatte. Aus dem Augenwinkel hatte er jedoch stets Antonellas engagiertes Balzverhalten mit Andi beobachtet. Jetzt wollte er sich von seiner Gastgeberin verabschieden. »Sie haben ja recht flott Anschluss in Frankfurt gefunden.«
»Damit haben Sie wohl nicht gerechnet, Herr Stern«, sagte Antonella in schnippischem Ton. »Ich hoffe, Sie hatten einen netten Abend. Danke für die Blumen und auf Wiedersehen.« Sie reichte ihm kurz die Hand, drehte sich aber gleich wieder um und warf sich Andi praktisch an den Hals.
KAPITEL 6
Schweißtreibende Angelegenheiten
D as mit der Party war eine Spitzenidee! So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr, und dass so viele Leute da waren!« Antonella freute sich immer noch.
»Du warst ja eigentlich nur mit einem Gast beschäftigt …« Georgia grinste.
»Ach, der Andi! Der spinnt doch komplett, kein Sex vor dem Ironman! ›Muss meine Kräfte für den Triathlon aufsparen‹«, äffte sie ihn nach. »Das sind noch drei Wochen bis dahin! Also wirklich!«
»Aber vielleicht ist es dann umso schöner.« Georgia war ausgesprochen dankbar dafür, dass sie dieses Nach-Party-Frühstück nicht mit einem unrasierten jugendlichen Fitnesstrainer verbringen musste.
Es klingelte. Wie elektrisiert sprang Antonella von ihrem Stuhl auf und raste zur Wohnungstür – es könnte ja ein verspätetes Geburtstagsgeschenk sein, oder ihr Lover in spe hatte seine Bedenken doch über Bord geworfen. Als sie zwei Minuten später mit einem kleinen Päckchen in der Hand wieder in der Küche erschien, war der Ausdruck glückseliger Erwartung allerdings von ihrem Gesicht verschwunden. »Das Ding da hat ein Fahrradkurier für dich abgegeben.«
Offensichtlich enttäuscht reichte sie Georgia das Päckchen über den Tisch. »Das Ding« entpuppte sich als ein Buch.
»Von Kem! Wie aufmerksam …« Georgia runzelte irritiert die Stirn. Dann schlug sie Kem’s Ultimate Guide to Spiritual Fulfilment auf und
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