Mopsküsse: Roman (German Edition)
aller Ruhe meine Planung ansehen. Das Konzept ist absolut zielführend und zeitnah umzusetzen.«
»Vielleicht besprechen wir das heute beim Abendessen? Du hast doch sicherlich ein Abendkleid dabei.« Da war es wieder, dieses anzügliche Grinsen, das Georgia seit ihrer Ankunft ständig verfolgte. Fernando hielt sich ganz klar für unwiderstehlich. Sicher, er sah gut genug aus, um erfolgreich den Weiberhelden zu spielen, aber sie hatte für den geleckten, übereitlen Typ Mann nichts übrig – und schon gar nicht, wenn er ihr Chef war!
»Ich denke«, erwiderte sie kühl, »wir halten das lieber rein beruflich.«
»Das ist sehr schade. Ich denke, wir würden uns auf persönlicher Ebene sehr viel besser verstehen. Jede Wette, du hast ein paar Talente, mit denen du mich sehr viel mehr beeindrucken könntest als mit deinen professionellen Qualifikationen. Hinter dieser kalten Fassade schlummert bestimmt ein Vulkan, der nur zum Ausbruch gebracht werden muss, oder?« Fernandos Stimme hatte sich zu einem tiefen Flüstern gesenkt, und er näherte sich ihr. Angewidert und sprachlos wich Georgia zurück. Dann drehte sie sich um, und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, machte sie einen möglichst souveränen Abgang.
Bebend vor Wut schloss sie die Glastür ihres Büros am anderen Ende des Ganges. In dieser aufgeladenen Stimmung zwischen dreister Anmache und offener Feindseligkeit würde sie nicht mehr lange durchhalten. Vielleicht war es überhaupt eine schlechte Idee gewesen, den Auftrag in New York anzunehmen. Die letzten drei Wochen hatte Fernando ihr das Leben zur Hölle gemacht. Er war zu ihrer Zeit noch nicht im New Yorker Büro gewesen und nahm die auswärtige Projektleiterin nicht gerade mit offenen Armen auf. Zumal er sich wohl bei einem derart wichtigen Kunden selbst gerne profilieren würde. Genervt angelte sie sich aus ihrer Handtasche die Lunchbox, die sie am Morgen in Macy’s Feinkostabteilung erstanden hatte. Zeit für eine kurze Mittagspause. Als sie gerade die ersten Bissen ihres Sandwiches gegessen hatte, klingelte das Telefon.
»George, du klingst ja schrecklich!« Es war Sophie.
»Ich habe nicht mehr als Hallo gesagt …«
»Und wenn schon? Ich wollte mich eigentlich für später mit dir verabreden, aber jetzt erzähl erst mal, was los ist.«
»Ach, Fernando ist unerträglich.«
»Vergiss den Idioten! Dieser schmierige, kleine Argentinier macht es keine drei Monate mehr. Ich habe gehört, dass Helen vom Accounting bei einem Anwalt war und vorhat, ihn zu verklagen. Der ist hier schneller raus, als er sexuelle Belästigung buchstabieren kann. Weißt du, was du brauchst? Eine nette kleine Shoppingtour und ein schickes Restaurant! Das hilft doch immer gegen schlechte Laune.«
»Ich weiß nicht. Irgendwie steht mir der Sinn nicht danach …«
»Was? Das gibt’s doch gar nicht! Georgia Holtau will nicht shoppen gehen? Du darfst dir den Stress mit diesem Ekelpaket wirklich nicht so zu Herzen nehmen.«
Sophie hatte natürlich Recht, aber Georgia wollte ihr am Telefon nicht sagen, dass Fernando nicht das einzige Problem war. Früher hatte ihr das Leben hier so viel Spaß gemacht, die Shopping-Exzesse, die Bars und Restaurants, die ganze große Glitzerwelt von New York City eben. Aber jetzt hatte sie das Gefühl, eine Außenseiterin zu sein, als gehöre sie nicht mehr hierher. Es war einfach nicht mehr dasselbe. Ihre Zeit in New York war vorbei, das spürte sie ganz deutlich. Natürlich war sie mit Sophie schon shoppen gewesen, aber diesmal hatte es ihr wenig Spaß gemacht. Sie hatte nur ein paar Kleinigkeiten für Hugo und einen Juicy-Couture-Jogginganzug für Antonella gekauft. Sie vermisste die beiden sehr. Und vor allem vermisste sie dieses neue, leicht chaotische Leben, das sie drei in den letzten Wochen in Frankfurt geführt hatten. Denn trotz des Dramas mit Konstantin hatte es viele Momente gegeben, in denen sie sich glücklich gefühlt hatte. Und diese Momente hatte sie Hugo und Antonella zu verdanken. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie einfach so weiterleben könnte mit Spaziergängen, Yoga und Renovierungsaktionen. Sie sah auf die Uhr. Zehn nach zwei, das hieß, in Deutschland war es jetzt kurz nach acht. Vielleicht sollte sie Antonella anrufen. »Sei mir nicht böse, Sophie, wir reden später. Jetzt muss ich noch mal kurz telefonieren, bevor ich weitermache.«
»Alles wird gut, George, keine Sorge!«
Georgia räumte schnell die Reste des Mittagessens beiseite und wählte die
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