Mopsküsse: Roman (German Edition)
Ich komm einfach nicht klar mit ihm. Ich glaube, er vermisst dich sehr, und ich natürlich auch! Du würdest mit diesem Bankheini viel besser zurechtkommen als ich.«
»Der arme kleine Hugo! Geht es ihm denn sonst halbwegs gut? Und frisst er ordentlich? Ihr fehlt mir auch ganz schrecklich … Aber, Antonella«, Georgias Tonfall war nun wieder geschäftsmäßig, »du musst dich wirklich zusammenreißen, das ist ein wichtiger Auftrag! Herr Mertens kennt Gott und die Welt und kann dich wunderbar weiterempfehlen, wenn alles glattläuft. Schick mir doch die Rechnungen, dann schaue ich mir die Kalkulation noch einmal an. Ist übrigens wichtige Post gekommen?«
Antonella zog den Stapel zu sich herüber, den sie vorhin einfach auf den Küchentisch geworfen hatte, und blätterte ihn durch. »Ich schau nach. – Nein, nix für dich. Aber da ist ein Brief von Stern! Ohne Briefmarke, den hat er wohl heute selbst eingeworfen. Warte, ich mache ihn gleich auf. Vielleicht bekomme ich ja mehr Geld!« Sie öffnete den Brief und begann, ihn laut vorzulesen: » Sehr geehrte Frau De Anna, ich bedauere sehr, Ihnen heute eine Abmahnung schicken zu müssen. Wie Sie wissen, wurde ich von Ihrer Großtante zu regelmäßigen Kontrollbesuchen beauftragt. Bei der letzten Durchführung meiner diesbezüglichen Verpflichtung am heutigen Nachmittag traf ich Sie leider nicht zuhause an. Allerdings konnte ich aus der Wohnung sehr klar Hugo von Hofmannsthals Wimmern und Jaulen vernehmen. Zudem hing im Treppenhaus ein Geruch, der den Schluss nahelegt, dass der Hund nicht nur kurze Zeit allein gelassen worden war (was im Rahmen des Testaments durchaus akzeptabel wäre), sondern dass ganz im Gegenteil das Tier nicht den erforderlichen Ausgang zur Erfüllung seiner Bedürfnisse bekommt. Ich muss Sie dringlich auffordern, dem Hund mehr Aufmerksamkeit zu widmen und sich sorgfältig um sein Wohlergehen zu bemühen. Ich denke, ein Hinweis auf die Verfügungen im Testament Ihrer Großtante erübrigt sich an dieser Stelle. Beste Grüße, Dr. Adrian Stern. Ach du Scheiße! Das hat mir gerade noch gefehlt!«
»Wie, du hast Hugo den ganzen Tag allein gelassen? Das kannst du doch nicht machen!«
»Du hast leicht reden«, raunzte Antonella ihre Freundin an. »Was meinst du denn, wie es hier zugeht? Ich arbeite praktisch Tag und Nacht. Beim Sport war ich auch nur ein einziges Mal. Und jetzt habe ich schon wieder drei Leute auf dem Anrufbeantworter, die wollen, dass ich ihre Wohnungen verschönere. Wie soll ich das denn auf die Reihe kriegen? Das wird mir alles zu viel! Und du machst dir nur Sorgen, ob es Hugo gut geht! Zu dem Bankheini kann ich ihn nicht mehr mitnehmen, da hat er an einer Stelle die frische Tapete von der Wand gerissen, und ich musste alles noch mal machen. Und dann kommt natürlich prompt dieser Typ nach Hause und sieht das ganze Chaos. Also, nachdem er es geschafft hatte, an Hugo vorbei überhaupt in seine Wohnung zu kommen. Da ist er komplett ausgerastet!«
Doch Georgia hatte keine Zeit, Antonella zu beruhigen. Ein Blick aus ihrem Glaskastenbüro genügte, und sie wusste, dass ihre kurze Mittagspause ein abruptes Ende nehmen würde. Fernando Herreras näherte sich im Stechschritt, wild mit einigen Bogen Papier in der Hand fuchtelnd. »Sorry, Antonella, ich muss aufhören. Fernando macht schon wieder Stress.«
Kaum hatte sie aufgelegt, stürmte der Seniorpartner schon in ihr Büro: »Wo steckst du denn? Du hast dieses Projekt absolut nicht unter Kontrolle! Eins sag ich dir, ich bin mit deiner Performance alles andere als zufrieden!«
»Jetzt reicht es mir aber!« Georgia platzte der Kragen. »Du ziehst dieses ganze Theater doch nur ab, weil ich nicht mit dir ausgehe!«
»Was erlaubst du dir eigentlich?«, tobte Fernando weiter. »Meinst du, ich kann dich hier nicht rauswerfen, bloß weil du einen Vertrag mit dem Frankfurter Büro hast?«
Georgia holte tief Luft und richtete sich kerzengerade auf. Sie hatte in den letzten Tagen viel nachgedacht, und jetzt war der richtige Zeitpunkt für eine endgültige Entscheidung gekommen. Als sie ihm antwortete, war ihre Stimme eiskalt. »Es wird nicht nötig sein, dass du mich rauswirfst. Ich gehe nämlich – freiwillig und endgültig. Frankfurt bekommt meine Kündigung am Montag.«
»Was? Das kannst du doch nicht machen!« Fernando sah aus, als wäre ihm sein Hemdkragen plötzlich mehrere Nummern zu klein. »Und was wird aus dem Projekt? Benton will unbedingt mit dir arbeiten!«
»Das, mein
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