Mopsküsse: Roman (German Edition)
5.11. um 19.30 Uhr – Gegner: Kölner Haie«. Sie war wie elektrisiert. Das war es! Warum war sie nicht schon früher darauf gekommen? Da lebte sie jetzt schon ein halbes Jahr in einer Stadt mit einer erstklassigen Eishockeymannschaft, und sie hatte noch kein einziges Spiel gesehen. Gut, man konnte nicht gerade behaupten, dass sie überhaupt schon viele Eishockeyspiele in ihrem Leben gesehen hatte – zählten denn Fernsehübertragungen bei Olympia? -, aber sie wollte jetzt nicht kleinlich sein. Eishockey war die Lösung! Die ideale Kombination aus attraktiven Männern und hartem Sport, aus Testosteron und Action pur.
»Ich hoffe, du hast morgen Abend noch nichts vor.«
Georgia saß im Büro und ging noch einige Rechnungen durch. Sie blickte auf, als Antonella mit diesen Worten in die Wohnung gepoltert kam. »Warum?«
»Weil wir morgen zum Eishockey gehen!« Antonellas Wangen waren von der Kälte gerötet, und ihre Augen blitzten vor Begeisterung.
»Wir tun was?« Georgia war völlig entgeistert.
»Wir gehen zum Eishockey! Die Frankfurt Lions spielen morgen gegen die Haie aus Köln. Das ist eine Spitzenbegegnung!«
»Was ist das denn für eine bescheuerte Idee?« Georgia klang eine Spur überrumpelt und rümpfte die Nase. Allein die Vorstellung, sich mit mutmaßlich stark alkoholisiertem Pöbel in eine Sporthalle zu begeben, verursachte ihr Gänsehaut. Manchmal musste sie sich schon sehr über Antonella wundern.
»Das ist nicht bescheuert!« Antonella war gekränkt. Sie hatte sich so in ihre Euphorie hineingesteigert, dass sie gar nicht auf die naheliegende Idee gekommen war, Georgia könnte vielleicht Vorbehalte haben. »Ich habe in den letzten Wochen geschuftet ohne Ende. Und jetzt müssen wir auch noch dieses Loft in einen Showroom verwandeln. Ganz super!« Sie sah Georgia angriffslustig an. »Und während ich von Baustelle zu Baustelle rase, sitzt du gemütlich zuhause, rechnest ein bisschen rum oder triffst dich mit den Kunden in schicken Restaurants.«
»Wir waren uns doch über die Aufgabenteilung von Anfang an im Klaren.« Georgia blieb betont sachlich. »Und ehrlich gesagt sehe ich auch den Zusammenhang mit dem Eishockey nicht. Du kannst gerne zu diesem Spiel gehen, wenn dir das wichtig ist. Aber was soll ich dabei?«
Antonella war auch nicht an einer Grundsatzdiskussion gelegen. »Georgilein, du musst aber einfach mit! Zu zweit ist es doch viiiiiiiel lustiger, und wir haben schon so lange nichts Schönes mehr zusammen gemacht. Ich habe auch schon die Eintrittskarten gekauft!« Sie hielt Georgia die Tickets triumphierend unter die Nase. Und als sie deren genervten Gesichtsausdruck sah, fügte sie frech hinzu: »Du predigst doch ständig, dass ich meinen Horizont erweitern und mich neuen Herausforderungen stellen müsste. Jetzt kannst du das zur Abwechslung auch mal tun!«
»Na schön«, Georgia seufzte resigniert, »aber nur dieses eine Mal! Komm bloß nicht auf die Idee, dass das zur Dauereinrichtung wird!« Es war ihr ein Rätsel, wie Antonella es immer wieder schaffte, ihr Sachen aufzuschwatzen, auf die sie nicht die allergeringste Lust hatte. Dann kam ihr die rettende Idee: »Moment mal, ich kann da nicht hin! Ich kann Hugo nicht so lange alleine lassen.«
Doch dieser dezente Hinweis prallte erwartungsgemäß an der wieder völlig enthusiastischen Antonella ab. »Dann muss er eben mit! Den verstecken wir einfach in einer Handtasche!« Sie grinste, drehte sich um und verschwand fröhlich singend unter der Dusche.
Am nächsten Abend stand Antonella fertig zum Gehen und voll ungeduldiger Vorfreude an der Tür. »Georgia, wir müssen los! Bist du endlich soweit?«
Sie war soweit, doch bei ihrem Anblick traf Antonella fast der Schlag. Sie selbst war dem Anlass angemessen in Jeans, dickem Rolli, Daunenjacke, Stiefeln und Basecap gekleidet. »Das ist nicht dein Ernst?!«, platzte sie heraus. »Wir gehen zum Eishockey und nicht zum Après-Ski nach St. Moritz!«
Georgia trug über einem beigen Bouclé-Rock und braunem Kaschmirrolli einen hellen Nerzmantel, dazu zierliche dunkelbraune Wildlederstiefelchen mit Kitten Heels. Aus ihrer großen Louis-Vuitton-Tasche konnte man eindeutig Hugos Grummeln hören. Sie sah zufrieden an sich hinunter und zog es vor, auf Antonellas unqualifizierten Ausbruch nicht zu reagieren.
Wie sich herausstellte, hatte Georgias Outfit durchaus Vorteile. Die Ordner an den Eingangstüren zur Eishalle hielten sie wohl für VIP-Gäste und kamen gar nicht auf die Idee,
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