Mopsküsse: Roman (German Edition)
Meinung, dass sie sich nun, wo Verstärkung vor Ort war, wieder mehr um ihre sportlichen Aktivitäten kümmern könnte, und zog gleich am nächsten Samstag los, um neue Joggingschuhe zu kaufen. Im Frankfurter Laufshop probierte sie gerade das erste Modell an, als sie Adrian Stern in den Laden kommen sah. Ihr unwillkürlicher Fluchtreflex hätte sie beinahe vom Laufband gefegt. In letzter Sekunde fing sie sich wieder und lief weiter – bestimmt hatte er sich im Geschäft geirrt und würde gleich wieder abhauen. Der verhasste Anwalt machte aber keinerlei Anstalten, gleich wieder zu gehen, sondern erweckte sogar den Eindruck, als wäre er häufiger hier. Er diskutierte nämlich gerade mit einem Verkäufer die Vorzüge diverser Schuhmodelle – offenbar kannte man sich und war per Du. Einige Minuten später kamen die beiden mit etlichen Schuhkartons beladen zum Laufband.
»Vielleicht könnt ihr euch beim Testen abwechseln?«, fragte Adrians Verkäufer Antonella.
»Wenn’s sein muss«, knurrte sie, und erst da bemerkte auch Adrian sie.
»Ach, was für eine nette Überraschung!« Er lächelte sie freundlich an.
»Überraschung zumindest.« Antonella überließ ihm widerwillig das Laufband und zog sich die nächsten Schuhe an.
Während sie sich abwechselten, hörte sie zu, wie Adrian mit seinem Verkäufer über Trainingsmethoden fachsimpelte: »Irgendwie komme ich im Moment kein bisschen weiter. Ich stagniere total!«
»Hast du es schon mal mit Intervalltraining versucht?«, fragte der Verkäufer.
»Ja, aber das hat auch nicht viel gebracht. Das finde ich ganz schön frustrierend.«
»In so einer Situation muss ein ganz anderer Trainingsreiz her«, platzte Antonella heraus, die gerade wieder das Laufband übernommen hatte. »Wenn ich mich beim Laufen nicht mehr verbessere, konzentriere ich mich eine Weile auf Radfahren oder Schwimmen, und dann geht’s plötzlich wie von alleine. Der Körper braucht einfach Abwechslung, immer das gleiche Training bringt gar nichts! Das solltest du mal ausprobieren. Äh, ich meine natürlich Sie«, fügte sie leicht verlegen hinzu.
Adrian grinste. »Sportler duzen sich doch immer. Also lassen wir’s doch dabei. Und danke für den Tipp, ich werde es versuchen.«
Kurze Zeit später hatten sich beide für neue Schuhe entschieden. An der Kasse fasste sich Adrian schließlich ein Herz. »Gehen wir noch einen Kaffee trinken?«
Antonella zögerte kurz, willigte dann aber ein. Nicht zuletzt deshalb, damit sie Georgia beweisen konnte, wie reif und erwachsen sie war, weil sie lässig mit dem Feind Kaffee trinken ging. Außerdem war er tatsächlich ganz nett, und ohne diese schrecklich konservativen Anzüge sah er auch gar nicht schlecht aus. Mit Jeans, Pulli und Daunenjacke waren sie praktisch im Partnerlook unterwegs. Auf dem Weg ins Diamonds & Pearls erzählte er ihr, dass er unter der Woche im Holzhausenpark seine Runden drehte und am Wochenende meist eine große Tour durch den Stadtwald einplante. Der Holzhausenpark war natürlich unter Antonellas Würde – viel zu winzig -, aber die Sache mit dem Stadtwald fand sie interessant. Da war sie nämlich noch nie gewesen.
»Und wie läuft’s mit dem Triathlon?«, wollte er wissen. »Trittst du dieses Jahr beim Ironman an?«
»Himmel, nein! Vielleicht mache ich im Sommer die ein oder andere Kurzdistanz, aber momentan komme ich kaum zum Trainieren. Ich schaffe es nur einmal in der Woche zum Schwimmen und zwei-, dreimal zum Laufen. Mein Rennrad ist komplett eingestaubt. Maximal radle ich zur Arbeit oder zu Kundenterminen, aber bei dem Sauwetter fällt das meistens auch aus.«
»Habt ihr so viel zu tun?«, fragte Adrian interessiert.
»Ja, der Laden läuft wirklich gut. Mein Bruder hat gerade als Projektleiter bei uns angefangen, und im März bekommen wir auch eine Sekretärin. Vielleicht habe ich dann wieder ein bisschen mehr Zeit für Sport.«
Beim zweiten Cappuccino wurde das Gespräch ein bisschen persönlicher. »Wann hast du denn mit dem Laufen angefangen?«, wollte Antonella wissen.
»Vor zwei Jahren. Es heißt doch immer, dass Ehemänner träge werden, und nach der Trennung von meiner Frau dachte ich, dass ich mal wieder etwas tun sollte.«
»Ach, der Klassiker, vor Problemen davonlaufen …« Antonella grinste ihn an.
»Schon möglich«, auch er lächelte. »Und wovor läufst du davon?«
»Das weißt du doch«, sagte sie frech. »Steht alles in Tante Elsas Testament: keine vernünftige Ausbildung, dafür Müßiggang und
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